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Chip im Hirn

Querschnittsgelähmter steuert seine Hand durch Gedanken

19.04.2016  16:00 Uhr

dpa / Ein querschnittsgelähmter Mann kann seine rechte Hand allein durch seine Gedanken auf vielfältige Weise bewegen. Ein Chip in seinem Gehirn setzt Muster von Hirnaktivitäten in Signale einer Manschette um, die bestimmte Muskeln in seinem Unterarm elektrisch stimuliert.

 

Forscher um Chad Bouton vom Battelle Memorial Institute und von der Ohio State University in Columbus präsentieren ihre Entwicklung im Fachjournal »Nature« (DOI: 10.1038/ nature17435).

 

Der 26-jährige Patient ist seit einem Unfall vom Hals abwärts gelähmt und kann lediglich die Schultern und eingeschränkt die Ellenbogen bewegen. Vor zwei Jahren wurde ihm ein erbsengroßer Computerchip in jenes Hirnareal eingesetzt, das Bewegungen steuert. Wenn er sich eine Bewegung vorstellt, etwa »die Hand öffnen«, dann erzeugt sein Gehirn ein charakteristisches Muster dieser Aktivität. Die Forscher entwickelten eine lernfähige Software, die solche Muster decodieren kann. Das Computerprogramm übersetzt den Gedanken in Echtzeit in Impulse für die Unterarmmanschette. Daraufhin führt die Hand die vorgestellte Bewegung aus. Dem Patienten ist es mit viel Training inzwischen gelungen, aus einer Karaffe einzuschenken, eine Kreditkarte zu handhaben und ein Gitarren-Videospiel zu spielen. Im Sommer wollen die Forscher die Technik bei einem zweiten Querschnittsgelähmten anwenden.

 

Weder das Auslesen der Hirnaktivität noch die gezielte Elektrostimula­tion von Muskeln sind wirklich neue Verfahren. Neu – und relativ riskant – ist die Implantation des Computerchips direkt in das für Armbewegungen zuständige Hirnareal. /

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