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Grenzen der Selbstmedikation

Zehnmal im Monat ist genug

06.04.2011  08:58 Uhr

Schätzungen gehen davon aus, dass rund die Hälfte der Patienten mit Migräne sowie 80 Prozent der Betroffenen mit Spannungskopfschmerzen nicht zum Arzt gehen und ihre Schmerzen mit rezeptfreien Präparaten selbst angehen. Doch wann ist eine Selbstmedikation auch guten Gewissens zu vertreten?

Patienten können ihre Migräne mit und ohne Aura sowie episodische Kopfschmerzen vom Spannungstyp selbst behandeln, wenn sie damit gut zurechtkommen. Da­rüber sind sich die medizinischen Fachgesellschaften einig.

Entscheidend ist ein bestimmungsgemäßer Gebrauch der Medikamente. Viele Patienten wissen nicht, dass der Häufigkeit des Gebrauchs von Analgetika und Triptanen enge Grenzen gesetzt sind. Denn werden sie zu häufig eingenommen, wächst das Risiko, dass Kopfschmerzpatienten einen Medikamenten-induzierten Kopfschmerz entwickeln (siehe auch Chroniker: Strategien gegen den Dauerkopfschmerz). Dieses Risiko besteht, so teilt die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) mit, unabhängig davon, welcher Wirkstoff enthalten ist und ob es sich um ein Präparat mit nur einem oder mehreren Wirkstoffen handelt.

 

Wichtiger als die Zusammensetzung ist die Häufigkeit der Einnahme. Alle akut wirksamen Arzneistoffe dürfen nicht häufiger als zehn Tage im Monat und nicht länger als drei Tage in Folge angewendet werden. Mit anderen Worten: Etwa 20 Tage im Monat muss ein Kopfschmerzpatient ohne jegliche Akutmedikation auskommen. Dies gilt ganz besonders für die Migräne, die das höchste Risiko für Medikamenten-induzierten Kopfschmerz hat. Für Straube ist deshalb klar: »Wenn der Verdacht besteht, dass der Patient regelmäßig an mehr als an zehn Tagen Kopfschmerzmittel nimmt, sollte der Apotheker im Beratungsgespräch an den Arzt verweisen. Dabei werden nicht die an den zehn Tagen verwendeten Tabletten gezählt, sondern nur der jeweilige Tag, unabhängig von der eingenommenen Menge.«

 

Der Arztbesuch sei auch dann zwingend, wenn der Patient Naratriptan verlangt, ohne dass je die Diagnose Migräne gestellt wurde. Denn Triptane helfen nur bei Migräne-Kopfschmerz. Die Behandlung in Eigenregie sollte auch dann unterbleiben, wenn die Beschwerden zwar früher einmal ärztlich abgeklärt wurden, sich seitdem aber der Charakter der Beschwerden geändert hat oder einst wirksame Medikamente nicht mehr ansprechen. Wann die Grenze der Selbstmedikation erreicht und ein Arztbesuch dringend anzuraten ist, fasst der Kasten zusammen.

Ein Arztbesuch ist nach der DMKG dringend notwendig, wenn...

 

Kopfschmerzen an mehr als zehn Tagen pro Monat bestehen.

Kopfschmerzen mit weiteren Symptomen wie Lähmungen, Gefühls-, Seh-, Gleichgewichtsstörungen, Augentränen oder starkem Schwindel einhergehen.

Kopfschmerzen mit psychischen Veränderungen wie Störungen des Kurzzeitgedächtnisses oder Störungen der Orientierung zur Zeit, Ort und Person einhergehen.

Kopfschmerzen erstmals mit über 40 Jahren auftreten.

Kopfschmerzen in ihrer Intensität, Dauer und Lokalisation unüblich sind oder während oder nach körperlicher Anstrengung erstmals auftreten, sehr stark sind oder in den Nacken ausstrahlen.

Kopfschmerzen von hohem Fieber begleitet werden.

Kopfschmerzen nach einer Kopfverletzung, zum Beispiel nach einem Sturz auftreten.

Kopfschmerzen trotz Behandlung an Häufigkeit, Stärke und Dauer zunehmen oder nicht mehr auf die bisher wirksame Therapie ansprechen.

Kopfschmerzen zusammen mit einem epileptischen Anfall und/oder Bewusstlosigkeit auftreten.

 

Der Hausarzt ist der erste Ansprechpartner. Er überweist gegebenenfalls an einen Neurologen. In größeren Städten gibt es auch spezialisierte Schmerzpraxen oder Schmerzambulanzen der städtischen Krankenhäuser. Spezialisierte Kopfschmerzkliniken sind in Deutschland noch rar. Bis zu einem Jahr Wartezeit ist da zudem keine Seltenheit. Anschriften von Schmerzambulanzen und Kopfschmerzkliniken bietet die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft unter www.dmkg.de, Stichpunkt »Links & Adressen«.

 

Kopfschmerz als Notfall

 

Kopfschmerzen können auch ein Fall für den Notarzt sein. Dann nämlich, wenn die Pein im Kopf mit Vernichtungsgefühl einhergeht und die Schmerzen ein noch nie gekanntes Ausmaß (»Schmerzen wie noch nie«) annehmen, außerdem bei schweren und ungewöhnlich lang anhaltenden Kopfschmerzen oder bei zusätzlichen neurologischen Symptomen wie Nackensteifigkeit, Bewusstseinsminderung, Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühlen. Dann sollte ein Facharzt umgehend die Krankengeschichte aufklären.

 

Vernichtungskopfschmerz, besonders wenn er nach körperlicher Anstrengung, starkem Pressen oder Bluthochdruck auftritt, kann ein Hinweis auf ein eingerissenes Blutgefäß im Gehirn sein, teilt die DMKG mit. Bei etwa 8 Prozent aller Patienten entsteht ein Kopfschmerz durch symptomatische, potenziell lebensgefährliche Ursachen. Dann können etwa ein Herzinfarkt oder ein Tumor dahinterstecken. /

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