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Morbus Parkinson

Früher erkennen, gezielter behandeln

Datum 05.04.2017  09:38 Uhr

Von Annette Mende, Berlin / Genau 200 Jahre ist es her, dass der englische Arzt James Parkinson die später nach ihm benannte Schüttellähmung erstmals beschrieb. Da eine Linderung der Symptome mit den vorhandenen Medikamenten nur vorübergehend möglich ist, sucht man heute nach ursächlichen Therapieansätzen.

Rigor, Tremor, Akinese und Haltungs­störung: Diese vier Kardinalsymptome des Morbus Parkinson lernt jeder Apotheker im Studium. Dass zum Zeitpunkt der ersten motorischen Symptome bereits etwa die Hälfte der dopamin­ergen Nervenzellen im Mittelhirn abgestorben sind, gehört ebenfalls zum medizinischen Allgemeinwissen. 

 

Bereits etwa zehn Jahre zuvor machen sich die ersten nicht motorischen Nebensymptome wie Riechstörung, Depression oder chronische Verstopfung bemerkbar, die jedoch so unspezifisch sind, dass sie meist nicht mit einer möglichen Parkinson-Erkrankung in Verbindung gebracht werden.

 

Eine Form der Schlafstörung ist jedoch so typisch, dass »man sie fast schon als Vorstufe der Parkinson-Krankheit bezeichnen muss«, sagte Professor Dr. Jens Volkmann, erster Vorsitzender der Deutschen Parkinson Gesellschaft (DPG), bei einer Pressekonferenz in Berlin im Vorfeld des Welt-Parkinson-Tags am 11. April. Die Rede ist von der REM-Schlaf-Verhaltensstörung, bei der in Phasen des REM-Schlafs die Muskellähmung aufgehoben ist, sodass Betroffene Träume mit heftigen Bewegungen ausagieren. Wer an einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung leidet, hat laut Volkmann ein 80-prozentiges Risiko, innerhalb von zehn Jahren die Diagnose Parkinson gestellt zu bekommen.

 

Protein-Fehlfaltung

 

Der Nachweis des an der Patho­genese beteiligten fehlgefalteten α-Synucleins bietet ebenfalls einen Ansatz zur Früherkennung. »Zellen, die dieses schäd­liche Protein enthalten, können andere damit anstecken, sodass es sich nach und nach im gesamten Nervensystem ausbreitet«, sagte Volkmann. Die für Parkinson typischen Lewy-Körperchen seien die »Müllhalden der Zellen«, in denen diese das α-Synuclein loszuwerden versuchen. Kürzlich sei es einer Würzburger Arbeits­gruppe gelungen, einen Test zu entwickeln, mit dem sich α-Synuclein in Hautbiopsien nachweisen lässt (lesen Sie dazu auch Parkinson: Hauttest zur frühen Diagnose).

 

Parkinson ist nicht gleich Parkinson

 

Das Ziel ist es, Parkinson-Patienten möglichst früh im Krankheitsverlauf zu identifizieren, um sie dann nach Möglichkeit gezielt zu behandeln. Dabei gilt: »Parkinson ist nicht gleich Parkinson«, wie die zweite DPG-Vorsitzende Professor Dr. Daniela Berg ausführte. Dem trage die Therapie jedoch momentan nicht Rechnung (siehe Kasten), »alle Patienten werden gleich behandelt.«

 

Die Erkrankung sei ein multifaktorieller Prozess und bei verschiedenen Patienten stünden unterschiedliche Mechanismen im Vordergrund. So könne etwa eine Dysfunktion der Mitochondrien vorliegen; dann sei die Gabe von Antioxidanzien wie Q10 und Vitamin K2 sinnvoll, die gerade in einer klinischen Studie erprobt werde. »Bei manchen Patienten liegt eine Mutation im Gen für das Stoffwechsel-Enzym Glucocerebrosidase vor, das auch an der lysosomalen Speicherkrankheit Morbus Gaucher beteiligt ist«, sagte Berg. Hier gebe es mit SAR402671 von Sanofi Genzyme einen Arzneistoffkandidaten, der bereits in klinischen Studien getestet werde.

 

Einer Eisenanreicherung in der Sub­stantia nigra, die für Parkinson typisch ist, versuche man im Rahmen der Fair-Park-Studie mit dem bei Eisenüber­ladung im Rahmen einer Thalassämie bereits zugelassenen Eisenchelatbildner Deferipron entgegenzuwirken. Ebenfalls in klinischer Prüfung (Phase I) befänden sich mehrere therapeutische Impfstoffe. So führe die Immunisierung mit PD01A und PD03A der Firma Affiris zur Ausbildung von Antikörpern gegen α-Synuclein und stelle damit quasi eine Aktivimpfung dar. BIIB054 von Biogen und RO7046015 von Roche seien dagegen Antikörper gegen α-Synuclein, also »Passivimpfungen«.

 

Es befinden sich also diverse Ansätze in der Pipeline, darunter auch gentherapeutische. Berg empfahl den »Fox Trial Finder« im Internet, mit dem Betroffene herausfinden können, welche Studien für sie infrage kommen. /

L-Dopa und mehr

Die Auswahl der Medikamente soll sich laut S3-Leitlinie »Idiopathisches Parkinson-Syndrom« der Deutschen Gesellschaft für Neurologie am Alter, an der Erkrankungsdauer und an der sozialen Situation des Patienten orientieren. Levodopa (in Kombination mit einem Decarboxylasehemmer) wirkt bei Therapiestart immer; wenn im Laufe der Zeit Dosis­steigerungen notwendig werden, steigt jedoch das Risiko für Dyskinesien. Als weitere Wirkstoffklassen nennt die Leitlinie Dopaminagonisten, MAO-B-Hemmer, COMT-Inhibitoren, NMDA-Antagonisten und Anticholinergika. Der Trend geht heute zu einem frühen Behandlungsbeginn, da dies Studien zufolge das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen kann. Vorteilhaft ist auch eine möglichst kontinuierliche Dopamin-Zufuhr, etwa über eine Pumpe.

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