Pharmazeutische Zeitung online
Vergleichsstudie Halsbeschwerden

GeloRevoice versus Isländisch Moos und Kochsalz

30.03.2015  11:54 Uhr

Von Thomas Wittig / Ein innovativer Therapieansatz bei Halsbeschwerden besteht in der Befeuchtung der Schleimhäute in Mund- und Rachenraum. In einer prospektiven Vergleichsunter­suchung haben sich Halstabletten mit einer Kombination aus Xanthan, Carbomer und Hyaluronsäure, die ein Revoice®-Hydro-Depot bilden (GeloRevoice®), den Alternativen Isländisch Moos und Kochsalz­lösung gestellt und sich als überlegen erwiesen.

Für die Behandlung von Halsbeschwerden wie Heiserkeit, Hustenreiz und Räusperzwang stehen eine Vielzahl von rezeptfreien Gurgellösungen, Lutschtabletten und Sprays zur Verfügung. Diese enthalten entweder Lokalantiseptika, Lokalanästhetika oder manchmal auch lokal wirksame Antibiotika allein oder in Kombination. 

Ihr Nutzen wird allerdings kritisch gesehen. So rät die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) von der Anwendung von Lokalantiseptika und/oder Lokalanästhetika oder Lokalantibiotika bei dieser Indikation ausdrücklich ab (1). Antiseptische Wirkstoffe werden nicht empfohlen, da sie nur oberflächlich wirken können. Die eigentliche Infektion spielt sich in der Tiefe des Gewebes ab. Antibiotika sind nur bei bakteriell bedingten Infektionen indiziert, die allerdings nur bei einem sehr geringen Teil der Fälle Verursacher von Halsschmerzen sind. Lokalanästhetika wie Lidocain oder Benzocain können bei Schmerzen zwar schnell Linderung verschaffen, doch diese ist nur von kurzer Dauer.

 

Dem gegenüber steht der Therapieansatz der Befeuchtung der gereizten Schleimhaut in Mund- und Rachenraum. Denn eine irritierte und trockene Schleimhaut ist nicht selten die Ursache für akute Halsbeschwerden wie Kratzen im Hals, Hustenreiz und Schluckbeschwerden. Zudem haben Krankheitserreger auf einer geschädigten Schleimhaut ein leichtes Spiel. Das Medizinprodukt GeloRevoice hat die Regeneration der irritierten und trockenen Rachenschleimhaut als therapeutisches Ziel. Die Lutschtabletten enthalten die drei gelbildenden Substanzen Xanthan, Carbomer und Hyaluronsäure und entfalten beim Lutschen ein Hy­dro-Depot, das die Regeneration der angegriffenen Areale im Rachenraum unterstützt und so die typische Symptomatik abklingen lässt. Als Optionen mit ähnlichem Prinzip stehen Präparate basierend auf Isländisch Moos und die Anwendung von Kochsalzlösung zur Verfügung. Eine prospektive und unizentrische Prüfung verglich nun die Symptomverbesserung, den Wirknutzen und die Verträglichkeit der Hyaluronsäure-haltigen Halstabletten mit der Effektivität und Verträglichkeit von Pastillen mit Extrakt aus Isländisch Moos und Gurgeln mit Kochsalzlösung bei Pharyngitis (2).

PZ-Originalia . . .

In der Rubrik Originalia werden wissen­schaftliche Untersuchungen und Studien veröffentlicht. Eingereichte Beiträge sollten in der Regel den Umfang von vier Druckseiten nicht überschreiten und per E-Mail geschickt werden. Die PZ behält sich vor, eingereichte Manuskripte abzulehnen. Die veröffentlichten Beiträge geben nicht grundsätzlich die Meinung der Redaktion wieder.

 

redaktion@govi.de

Patienten und Methoden

 

Die prospektive Vergleichsstudie, die in der Park-Klinik Weißensee (Berlin) unter der ärztlichen Leitung von Professor Dr. Hans Behrbohm unter real-klinisch therapeutischen Bedingungen durchgeführt wurde, schloss 60 erwachsene Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 48 Jahren zwischen April 2012 und Dezember 2012 ein. Die Teilnehmer litten unter den typischen Symptomen einer Pharyngitis wie Halsschmerzen, Heiserkeit, Kratzen im Hals, Hustenreiz, trockenem Gefühl im Hals-Rachen-Bereich oder Schluckbeschwerden. In die Studie nicht aufgenommen wurden Patienten jünger als 18 Jahre, solche mit Kontraindikationen gegen eine der drei Studienmedikationen und solche mit einer bakteriell bedingten Infektion.

 

Die Teilnehmer wurden in einen der drei Studienarme randomisiert: Sie bekamen entweder GeloRevoice® mit dem Hydro-Depot (n = 21), Pastillen mit Extrakt aus Isländisch Moos (n = 19) oder Kochsalzlösung zum Gurgeln (n = 20). Die Behandlungsdauer wurde im Vorfeld auf 5 ± 2 Tage festgelegt und lag dann im Mittel bei 5,5 Tagen.

 

Die Art der Beschwerden war zu Beginn der Therapie in allen drei Behandlungsgruppen vergleichbar. Die Patienten wurden bei Behandlungsbeginn (V1) und zum Beobachtungsende (V2) zu den Zielkriterien befragt beziehungsweise untersucht. Die Ergebnisse wurden anhand von Erhebungsbögen festgehalten und ausgewertet. Die Verlaufsparameter der Symptomatik wurden für die Dateneingabe kategorisiert. Die Symptome wurden anhand einer numerischen Skala (0 = nicht vorhanden bis 10 = stärkstes vorstellbares Empfinden) angegeben.

Tabelle: Relative Reduktion (V1 nach V2) der Intensität der Symptome

GeloRevoice® Isländisch Moos Kochsalz
Heiserkeit 77,4 % 20,0 % 11,1 %
Halsschmerzen 83,6 % 37,8 % 39,5 %
Kratzen im Hals 82,1 % 37,7 % 17,2 %
Hustenreiz 75,0 % 24,4 % 27,6 %
Trockener Hals 75,0 % 43,8 % 27,8 %
Schluckbeschwerden 77,4 % 52,6 % 36,8 %
Durchschnitt 78,4 %36,1 %26,7 %

Effektive Symptomlinderung

 

Innerhalb des Beobachtungszeitraums von 5,5 Tagen war die Intensität aller Krankheitssymptome in allen drei Gruppen kontinuierlich und substanziell rückläufig. Betrachtet man den Verlauf der Krankheitssymptome als relative Reduktion, wobei die Intensi­täten zum Zeitpunkt V1 die Ausgangswerte darstellen, erhält man die in der Tabelle dargestellten Werte. Die stärkste Verbesserung konnte das Revoice®-Hydro-Depot für sich verbuchen. Dabei ging die Intensität der Beschwerden durchschnittlich um 78,4 Prozent zurück. Nach der Therapie mit Isländisch Moos betrug diese relative Reduktion der Beschwerden 36,1 Prozent, bei Verwendung von Kochsalz­lösung nur 26,7 Prozent.

 

Auch bei Betrachtung des Anteils der Patienten, bei denen eine deutliche Verbesserung der Intensität der Symptome eingetreten ist, konnte sich das Hydro-Depot von GeloRevoice klar gegen die anderen beiden Prüfmedikationen behaupten. Im Durchschnitt über alle abgefragten Symptome wurde nach der Therapie mit Hyaluronsäure-haltigen Lutschtabletten bei 94,9 Prozent der Patienten eine deutliche Verbesserung festgestellt, nach Therapie mit Isländisch Moos lag dieser Anteil bei 35,6 Prozent und nach Gurgeln mit Kochsalzlösung bei 21,2 Prozent. Der überlegene Wirknutzen von GeloRevoice zeigte sich auch, wenn man jedes einzelne Symptom für sich betrachtet (Abbildungen 1 und 2; Relativer Anteil der Patienten, bei denen die Intensität des jeweiligen Symptoms nach der Behandlung um mehr als die Hälfte abnahm). Die Halstabletten mit Xanthan, Carbomer und Hyaluronsäure zeichnen sich zudem durch einen schnellen Wirkeintritt aus.



Objektiver Wirknutzen

 

Diese positiven Ergebnisse bezüglich der Symptomverbesserung korrelierten mit einer durchweg zustimmenden Beurteilung durch den behandelnden HNO-Arzt und durch die Patienten. Von ärztlicher Seite wurde der Wirknutzen des Revoice-Hydro-Depots bei 81 Prozent der Patienten mit sehr gut, bei 19 Prozent mit gut bewertet.

Den Wirknutzen von Isländisch Moos stuften dagegen nur rund 40 Prozent der Probanden mit sehr gut oder gut ein, in der Kochsalz-Gruppe lag dieser gar nur bei etwa 20 Prozent (Abbildung 3). Die Verträglichkeit schätzte der HNO-Arzt bei 85,7 Prozent der GeloRevoice-Anwender als sehr gut ein. Diese Meinung des HNO-Arztes teilten die Patienten: Hier waren es 76,2 Prozent der Teilnehmer, die den Wirknutzen der Tabletten mit Xanthan, Carbomer und Hyaluronsäure als sehr gut beurteilten, 19 Prozent als gut. 81 Prozent der GeloRevoice-Anwender bescheinigten den Halstabletten eine sehr gute Verträglichkeit.


Dauerhafter Schutzfilm

Ein nicht unerheblicher Faktor für die Wirksamkeit von Befeuchtungsmitteln ist die Ausbildung eines möglichst lang anhaltenden Schutzfilms auf der Schleimhaut. GeloRevoice enthält deshalb die drei Gelbildner Xanthan, Carbomer und Hyaluronsäure, die beim Lutschen das spezielle Revoice-Hydro-Depot entfalten. Dieses haftet gut an der Schleimhaut und legt sich als Schutzfilm über die gereizten Areale. Durch den leichten Brauseeffekt und die spezielle Zusammensetzung der Mineralstoffe wird der Speichelfluss intensiv angeregt. Das ist wichtig, um das gebildete Hydro-Depot gleichmäßig im Mund- und Rachenraum zu verteilen. Am ersten Anwendungstag wurde deshalb vom Arzt festgehalten, inwieweit Areale des Mund- und Rachenraumes mit dem jeweils zu prüfenden Präparat benetzt waren.

Zehn Minuten nach Lutschen einer Halstablette mit Hydro-Depot war die Schleimhaut von Rachenhinterraum, Tonsillen, Zunge sowie der harte und weiche Gaumen bei allen Patienten mit einem Schutzfilm überzogen, so die Einschätzung des Arztes. Die Pastillen mit Isländisch-Moos-Extrakt erwirkten bei etwa 90 Prozent der Patienten einen benetzten Rachenhinterraum, alle anderen Areale waren aber nur bei 60 bis 80 Prozent benetzt. Das Gurgeln mit Kochsalz konnte aufgrund des kurzen Verbleibs auf der Schleimhaut nicht ausgewertet werden.

Wie sieht es mit dem Verbleib des Schutzfilms auf der Schleimhaut aus? Auch hier punktete das Revoice-Hydro-Depot. Die Patienten wurden zum Zeitpunkt V1 nach der Dauer des Verbleibs des Schutzfilms auf der Mund- und Rachenschleimhaut befragt. 28,6 Prozent der Probanden verspürten ein Verweilen des Hydro-Depots auf der Schleimhaut bis 30 Minuten, 52,4 Prozent der Patienten gaben einen Verbleib von bis 60 Minuten an. Noch länger als 60 Minuten verspürten 19,1 Prozent der Patienten die Medikation auf der Schleimhaut. Im Gegensatz dazu fiel die Wirkung von Isländisch Moos deutlich kürzer aus, 90 Prozent gaben eine Dauer von maximal 30 Minuten an.

 

Fazit

 

Die Anwendung von Halstabletten mit Xanthan, Carbomer und Hyaluronsäure, die beim Lutschen ein Hydro-Depot entwickeln, ist bei Beschwerden der oberen Atemwege, Halskratzen, Hustenreiz und Heiserkeit eine sinnvolle und nützlich erscheinende Therapieoption. Da sich das Revoice-Hydro-Depot als schützender Film für eine lang anhaltende Zeit über die gereizten Schleimhäute legt, werden vorhandene Halsbeschwerden effektiv gemildert und befeuchtet. Der Patient erfährt eine lang anhaltende Linderung von Halskratzen, Hustenreiz und Heiserkeit. /

 

Literatur 

  1. Wächtler, H. and J.-F. Chenot, Die Halsschmerz-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. HNO (2011). 59: 480-484.
  2. Fessler, B. Hydrogel-Komplex zum Lutschen: eine Option bei Halsbeschwerden. HNO (2014) 62 (9):1-2

Kontakt

Dr. Thomas Wittig

G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG

Telefon 04826 590, Telefax 04826 59109

E-Mail: info@pohl-boskamp.de

Mehr von Avoxa