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Schmerzkombis

Nachgefragt

27.03.2012  14:46 Uhr

Von Annette Mende / Ist die Zugabe von Coffein zu leichten Schmerzmitteln sinnvoll oder nicht? Ja, sagen jetzt die Autoren eines Cochrane-Reviews. Denn die Kombis wirken tatsächlich stärker schmerzstillend als die Monosubstanzen.

Obwohl Coffein selbst nicht gegen Schmerzen wirkt, wird es seit Langem in analgetischen Kombinationspräparaten verwendet, da es die Wirkung von Analgetika verstärken soll. Beliebte Kombipartner sind etwa Paracetamol, Ibuprofen und Acetylsalicylsäure. Die Datenbasis, die diese Praxis rechtfertigt, war bislang erstaunlich dünn, schreiben Christopher Derry, Sheena Derry und Andrew Moore in einem aktuellen Cochrane-Review. So seien in einigen früheren Studien Coffein-Analgetikum-Kombis entweder mit völlig anderen Wirkstoffen oder zwar mit demselben Analgetikum, aber in einer anderen Dosierung verglichen worden.

Um die Sinnhaftigkeit der Kombipräparate neu zu bewerten, identifizierten die Forscher 19 Studien mit insgesamt mehr als 7000 Teilnehmern. In den meisten Studien wurde die Wirkung von Paracetamol oder Ibuprofen ohne oder mit 100 bis 130 Milligramm Coffein bei postoperativem Zahnschmerz, Geburts- und Kopfschmerz untersucht. Es zeigte sich ein kleiner, aber statistisch signifikanter Vorteil der Kombi- gegenüber den Monopräparaten, der weder vom analgetischen Wirkstoff noch von der Schmerzart abhängig war.

 

Die Autoren wissen oder vermuten, dass es zu dieser Fragestellung noch weitere 20 Studien mit insgesamt fast 10 000 Teilnehmern gibt, auf deren Ergebnisse sie jedoch keinen Zugriff hatten. Der zusätzliche analgetische Effekt von Coffein war jedoch auch unter der – wenig wahrscheinlichen – Annahme noch statistisch signifikant, dass alle nicht publizierten Studien keine Überlegenheit der Coffein-Kombis ergeben hätten.

 

Ihr Fazit: Die Hinzunahme von mindestens 100 Milligramm Coffein zu einem Schmerzmittel in üblicher Dosierung verbessert dessen analgetische Wirkung. Infolgedessen steigt der Anteil der Patienten, deren Schmerzintensität um mindestens die Hälfte gesenkt wird, geringfügig an. / 

 

Quelle: Derry CJ, Derry S, Moore RA. Caffeine as an analgesic adjuvant for acute pain in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 3. Art. No.: CD009281. doi: 10.1002/14651858.CD009281.pub2

Kommentar

Es gibt eine Reihe von gut durchgeführten randomisierten und placebokontrollierten Studien, die den Zusatz von Coffein zu frei verkäuflichen Analgetika auf die analgetische Wirkung bei Schmerzen nach Zahnextraktionen und bei Kopfschmerzen untersuchten. Dabei zeigt sich, dass der Zusatz von Coffein zu Paracetamol, Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen die analgetische Wirkung verstärkt. Wir selbst haben eine sehr große Studie bei Migräne und Spannungskopfschmerzen durchgeführt und dies bestätigt (Cephalalgia. 2005 Oct;25(10):776-87). In der praktischen Anwendung hat dies drei Aspekte.

 

Erstens: Es macht sicher Sinn, Patienten zu empfehlen, bei nicht ausreichender Wirksamkeit einer analgetischen Monotherapie die Kombinationstherapie zu versuchen.

 

Zweitens: Patienten, die nicht regelmäßig Coffein oder Teein zu sich nehmen, müssen allerdings darauf aufmerksam gemacht werden, dass der Zusatz von Coffein zu unerwünschten Ereignissen, insbesondere zu Schlafstörungen führen kann.

 

Drittens: Man muss kritisch hinterfragen, ob es notwendig ist, Coffein wirklich in fester Dosierung einem Analgetikum hinzuzufügen. Im Zweifelsfall könnten die betroffenen Patienten auch ein Analgetikum einnehmen und zwei Tassen starken Kaffee dazu trinken.

 

Professor Dr. Hans-Christoph Diener

Universitätsklinikum Essen

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