Mangel droht |
19.03.2013 16:29 Uhr |
Von Ulrike Viegener / Für 233 Millionen Frauen werden 2015 keine Verhütungsmittel zur Verfügung stehen. Das sagt eine Forschergruppe der Vereinten Nationen voraus. In Afrika könnte das zu einer Bevölkerungsexplosion führen.
Forscher vom Department of Economic and Social Affairs der Vereinten Nationen und der Nationalen Universität Singapur haben in 194 Ländern die Anwendung von Verhütungsmitteln über die vergangenen Jahrzehnte analysiert und sind der Frage nachgegangen, inwieweit der bestehende Bedarf auch gedeckt ist. Von 1990 bis 2010 ist der Anteil von verheirateten oder in fester Partnerschaft lebenden Frauen, die Verhütungsmittel benutzten, von 54,8 auf 63,3 Prozent gestiegen. Und die Nachfrage wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen, schreiben die Forscher im Fachjournal »The Lancet« (doi: 10.1016/S0140-6736(12)62204-1).
Foto: Fotolia/Renate W.
Der ungedeckte Bedarf ging im genannten Zeitraum zwar von 15,4 auf 12,3 Prozent zurück, 2010 waren 146 Millionen Frauen betroffen. Diese Versorgungslücke wird sich aber, falls nichts geschieht, in Zukunft rasant ausweiten. Bereits 2015 werden für 233 Millionen Frauen, die verhüten wollen, laut der Prognose keine Verhütungsmittel zur Verfügung stehen.
Besonders dürfte sich die Situation in Teilen Afrikas zuspitzen. Vor allem in Ländern der Sahelzone wird es den Forschern zufolge zu einer weiteren Bevölkerungsexplosion kommen. Bis zur Mitte des Jahrhunderts werden sich die Bevölkerungszahlen in diesen Ländern verdreifachen, wenn nicht ausreichend Verhütungsmittel bereitgestellt werden können, schreibt Professor Dr. John Cleland von der London School of Hygiene and Tropical Medicine in einem Kommentar zur Studie. Das würde die ohnehin schon fragilen Ökosysteme in dieser Region weiter belasten. Die Autoren der Studie hoffen jedoch, dass es dazu nicht kommt. Ihre Ergebnisse könnten dazu beitragen, dass gezielt in Familienplanung und die Bereitstellung von Kontrazeptiva investiert wird. /