Auch Erwachsene funktionell geheilt |
19.03.2013 19:00 Uhr |
Von Christina Hohmann-Jeddi / Vor zwei Wochen berichteten US-amerikanische Ärzte, dass es ihnen gelungen ist, ein HIV-infiziertes Neugeborenes durch frühe antiretrovirale Kombitherapie funktionell zu heilen. Jetzt weisen französische Forscher darauf hin, dass dieser Ansatz auch bei Erwachsenen Erfolg haben kann.
Im Fachjournal »PLoS Pathogens« stellen die Wissenschaftler um Asier Sáez-Cirión vom Institut Pasteur in Paris die sogenannte VISCONTI-Kohorte vor (doi: 10.1371/journal.ppat.1003211). Das Akronym steht für Viro-Immunological Sustained CONtrol after Treatment Interruption und bezeichnet eine Gruppe von 14 Patienten, bei denen eine HIV-Infektion innerhalb von zehn Wochen nach der Ansteckung entdeckt wurde, und die sofort behandelt wurden.
Foto: Janssen Cilag
Die Patienten erhielten dabei unterschiedliche Kombinationen antiretroviraler Arzneimittel. Sie sprachen so gut auf die Therapie an, dass nach einem Jahr die Medikamente abgesetzt werden konnten. Im Schnitt sind die Patienten nun 7,5 Jahre ohne Therapie. Ihr Immunsystem kann die immer noch nachweisbaren Viren allein kontrollieren. Diese Patienten werden als Post-Therapie-Controller (PTC) bezeichnet.
In der aktuellen Publikation zeigen die Wissenschaftler, dass diese sich von den sogenannten spontanen HIV-Controllern (HIC) unterscheiden, die nie eine Therapie erhalten haben und die vermutlich aufgrund ihrer genetischen Ausstattung das Virus in Schach halten können. So weisen PTC nicht die schützenden HLA-B-Allele auf, die für HIC charakteristisch sind. Zudem hatten sie schwächere CD8+-T-Zell-Antworten und eine verstärkte Primärinfektion, die zumindest bei einem Teil von ihnen zur frühen Diagnose geführt hatte. Die Kontrolle wird im Fall der PTC durch andere Mechanismen erreicht als bei HIC und ist vermutlich auf die frühe Therapie zurückzuführen, schreiben die Forscher. Eine frühe Therapie reduziert die Ausbildung von Virusreservoirs und schützt die Immunfunktionen. Allerdings werden nur die wenigsten Infektionen in einem so frühen Stadium entdeckt. Zudem profitieren nur wenige Infizierte von der frühen Behandlung in diesem Ausmaß: Die VISCONTI-Kohorte bildet nur eine Untergruppe von ursprünglich deutlich mehr Infizierten (etwa 80), die früh diagnostiziert und behandelt wurden. Etwa 15 Prozent von ihnen können das Virus nach Therapieabbruch allein kontrollieren, schätzen die Forscher. /