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Medikationsmanagement

Jede Apotheke soll mitmachen

11.03.2015  10:25 Uhr

Von Daniela Hüttemann, Hamburg / Schon jetzt können und sollen sich alle Apotheken am Medikationsmanagement versuchen, so das Fazit einer Podiumsdiskussion bei der Interpharm in Hamburg. Schon bald will die ABDA ein kurzes Fortbildungs-Curriculum anbieten. Mittelfristig sollen ausführlichere, standardisierte Fort- und Weiterbildungen folgen und das Pharmaziestudium entsprechend reformiert werden.

Jede Apotheke sollte sich an einem der aktuell laufenden Modellprojekte zum Medikationsmanagement beteiligen. Das forderte der Leiter der Klinischen Pharmazie in Bonn, Professor Ulrich Jaeh­de. »Bei der Teilnahme an einem Modellprojekt kann sich das gesamte Team für das Medikationsmanagement qualifizieren«, so seine These. Eine achtstündige Fortbildung, wie sie das derzeit von der Bundesapothekerkammer entwickelte Curriculum vorsieht, reiche nicht aus.

 

Der Präsident der ABDA ,Friedeman­n Schmidt, sieht das Curriculum auch nur als einen Anfang. »Wir wollen alle Apotheken fit machen«, so Schmidt. Die Einstiegshürde solle nicht zu hoch sein, wie beispielsweise eine 300- bis 500-stündige Weiterbildung. Das Curriculum sei zugleich die Voraussetzung, um an der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) teilnehmen zu können. Jaehde betonte, dass zumindest in Nordrhein-Westfalen, wo die Projekte ATHINA und Apo-AMTS (Arzneimittel-Therapiesicherheit in Apotheken) laufen, die Nachfrage nach Intensivseminaren, die auf die Basisschulung folgen, bereits sehr groß sei.

 

Das bestätigte AMTS-Managerin Isabel Waltering, die für die Apothekerkammer Westfalen-Lippe und bundesweit in der Fortbildung zum Thema aktiv ist: »In acht Stunden kann jeder merken, wo seine Probleme und Grenzen liegen.« Tiefer gehende, standardisierte Fortbildungen müssten aber parallel entwickelt werden, um eine überprüfbare Qualität liefern zu können.

 

Olaf Rose, Apotheker aus Münster und seit Jahren als Medikationsmanager aktiv, riet dazu, sofort, aber klein anzufangen: »Wer sich selbst überschätzt, kann ins offene Messer laufen«, sagte Rose. Am besten sei es, mit Sicherheitsaspekten wie Dosierungen und Doppelverordnungen anzufangen, also Aspekte zur Arzneimitteltherapiesicherheit, die jeder Apotheker sowieso beherrschen sollte. Der konkrete Patientenfall müsse dazu strukturiert aufgearbeitet werden. Rose machte auch noch einmal darauf aufmerksam, dass nach dem geplanten E-Health-Gesetz jeder Patient mit mindestens fünf Medikamenten ab dem 1. Oktober 2016 Anspruch auf einen Medikationsplan erhalten soll. Auch hierauf müsse man sich jetzt schon vorbereiten.

 

Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer, dass das Pharmaziestudium im Hinblick auf die Anforderungen des Medikationsmanagements im zukünftigen Apothekenalltag reformiert werden muss. Offizinapotheker Rose wünscht sich, das Studium komplett zu erneuern. Im Hauptstudium solle es nur noch um die Pharmakotherapie mit Patientenbezug gehen sowie um Interprofessionalität, Sozialpharmazie und Kommunikation. Jedoch warnte ABDA-Präsident Schmidt davor, zu viele naturwissenschaftliche Inhalte über Bord zu werfen. »Die Pharmazie ist eine interprofessionelle Naturwissenschaft«, so Schmidt. »Wir Apotheker sind dadurch risikobewusster in der Arzneimittelanwendung als Ärzte.«

 

Sofortmaßnahmen nötig

 

Auch Hochschulprofessor Jaehde sprach sich für naturwissenschaftliche Eigenexpertise aus, sah aber durchaus Möglichkeiten, sich von Unnötigem zu trennen. Eine Novellierung der Approbationsordnung sei nach mittlerweile 14 Jahren überfällig, dauere aber erfahrungsgemäß zehn Jahre. »Darauf sollten wir nicht warten. Wir brauchen Sofortmaßnahmen.« Das sei auch im Rahmen der derzeit gültigen Approbationsordnung möglich.

 

Schmidt sah dann auch das Problem, dass die 2001 als fünftes Prüfungsfach eingeführte Klinische Pharmazie an vielen Hochschulstandorten immer noch nicht fest etabliert sei. Er versicherte, dass die ABDA mit den Universitäten da­rüber spreche, was ein moderner Apotheker in Klinik und Offizin können muss und wie Lehrinhalte entsprechend verändert werden müssten. Jaehde wünschte sich neben einer besseren Ausbildung auch mehr Forschungsprojekte in Apothekennetzwerken. Es seien mehr Daten nötig, um den Vorteil des Medikationsmanagements zu belegen und damit auch politisch zu argumentieren. /

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