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Interview

»Es geht um das soziale Engagement«

08.03.2011  16:52 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler / Vor zwei Jahren hat die Sächsische Landesapotheker­kammer (SLAK) ein besonderes Engagement begonnen: Sie gibt das Ratgebermaga­zin »Kinderstube« heraus. Es soll Eltern, Erzieher und Lehrer dabei unterstützen, Kinder auf dem Weg ins Leben zu begleiten. Apotheker Göran Donner vom Kammervorstand ist einer der Initiatoren.

PZ: Herr Donner, Sie setzen sich persönlich sehr stark für das Magazin ein. Warum?

 

Donner: Für mein Engagement habe ich ein rationales und ein emotionales Motiv. Das rationale: Die wirkungsvollste Prävention ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Unsere Kinder sollen gesund aufwachsen. Die Grundlagen dafür werden früh gelegt. Es geht zum Beispiel um richtiges Essverhalten, Bewegung, Musik oder Fernsehen. Auch das soziale Miteinander ist ein wichtiges Thema. Die emotionale Motivation liefern mir jeden Tag meine beiden Söhne, sie sind vier und sieben Jahre alt. Die Idee zu diesem Projekt haben Kammerpräsident Friedemann Schmidt und ich schon vor einigen Jahren gemeinsam entwickelt. Im Kammervorstand bin ich jetzt dafür zuständig.

 

PZ: Der Titel der Zeitschrift klingt ziemlich konservativ. Welche Botschaft wollen Sie damit transportieren?

Donner: Der Name soll an bewährte Gepflogenheiten einer guten Kinderstube und an elementare Regeln erinnern, die dazu beitragen, dass die Grundeinheit Familie intakt bleibt. Auch in modernen Zeiten ist eine gute Kinderstube sehr wichtig für Gesundheit, soziales Verhalten und Entwicklung von Kindern.

 

PZ: Seit 2009 sind sieben Hefte erschienen. Wie kommt das Medium zu den Lesern?

 

Donner: Die Verteilung läuft über die sächsischen Apotheken und einige Kinderarztpraxen. Ein Kollege versorgt zum Beispiel vier Kindergärten, die die Hefte weiter verteilen. Ich setze das Magazin in meiner Apotheke ein, um junge Eltern auf die Kindergesundheit aufmerksam zu machen.

 

PZ: Aber die meisten Artikel haben keinen Bezug zu Apotheke oder Arzneimitteln. Können die Apotheker dennoch eine fachliche und politische Botschaft vermitteln?

 

Donner: In der Prävention bei Kindern spielen Arzneimittel nicht die herausragende Rolle, daher haben wir nicht in jedem Heft einen großen Apothekenbeitrag. Unser Grundthema heißt »Gesund aufwachsen«. Dies ist eines der Gesundheitsziele Sachsens und daran haben wir uns auch bei der Planung orientiert. Fachlich zeigen wir klar, dass Apotheker alle Themen von Arznei- und Hausmitteln bis hin zu alternativen Heilweisen abdecken. Politisch punkten wir damit, dass dieses Projekt werbefrei und völlig uneigennützig ist. Damit bildet die Zeitschrift ein Gegenstück zu bereits vorhandenen Medien. Uns geht es um das soziale Engagement. Das fällt auf und kommt bei den Politikern gut an.

 

PZ: Die Kinderstube entsteht in Zusammenarbeit mit den ärztlichen Heilberufskammern sowie dem Sozialministerium. Welche Bedeutung hat die Kooperation?

 

Donner: Wir wollen den Schulterschluss der Heilberufler nach außen deutlich machen und das funktioniert gut. Dennoch muss die Apotheke künftig stärker hervortreten.

 

PZ: Wie unterstützt die Sächsische Landesapothekerkammer das Projekt?

 

Donner: Sie trägt die finanzielle und ideelle Hauptverantwortung. Wir haben ein breites Votum der Kammerversammlung, dass die Apotheker mit diesem Engagement, das keinerlei Verkaufsinteressen verfolgt, nach außen treten. Längerfristig gesehen soll sich das Magazin über die Abonnements selber tragen. Dazu brauchen wir viel mehr überzeugte Kollegen. Ich setze auf die Motivation der Apotheker; von ihnen muss der Funke ausgehen.

 

PZ: Welche Aktionen planen Sie, um die »Kinderstube« bekannter zu machen?

 

Donner: Zunächst werden wir das Heft mehr auf die Apotheke fokussieren, um die Akzeptanz bei den Kollegen zu erhöhen. Künftig soll das Magazin Teil eines Gesamtpakets werden, um das Thema Kindergesundheit bekannter zu machen. Hilfreich ist eine Homepage, aber auch eine Marktplatz- oder Kindergartenaktion kann ich mir gut vorstellen. Die »Kinderstube» soll ein Kristallisationskeim sein.

 

PZ: Ihre Wünsche für die Kinderstube?

 

Donner: Das Projekt soll so bekannt werden, dass die Kunden danach fragen und unsere Kollegen sich damit identifizieren. Ich wünsche mir, dass das Bewusstsein reift, dass eine Gesellschaft nur mit sozialem Einsatz funktionieren kann. Es gibt viele Apotheker, die sich engagieren oder dies tun wollen, hier könnten wir kooperieren. Letztlich wollen wir messbare Fortschritte in der Prävention im Kindes- und Jugendalter erzielen. Hier wollen wir deutlich vorankommen. / 

Das Magazin »Kinderstube« erscheint vierteljährlich. Das Einzelheft kostet 1,50 Euro, ein Jahresabo 14 Euro (inklusive Versand). Weitere Informationen erhalten Sie unter 03525 718686.

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