Menschliche Darmflora sequenziert |
08.03.2010 16:34 Uhr |
dpa / Jeder Mensch beherbergt etwa 160 Bakterienarten in seinem Darm. Ein großer Teil davon gehört zur Grundausstattung der Darmflora und kommt bei den meisten Menschen vor, berichtet ein Forscherteam nach eingehender Analyse der Darmbakterien bei 124 Versuchspersonen.
Die Untersuchung des bakteriellen Erbguts sei eine wichtige Voraussetzung, um den Einfluss der Darmflora auf die Gesundheit des Menschen besser zu verstehen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal »Nature« (doi: 10.1038/nature08821). Jun Wang von der Universität Kopenhagen, Dänemark, und seine Mitarbeiter hatten aus den Stuhlproben von teils gesunden, teils übergewichtigen oder fettleibigen Probanden sowie von Menschen mit einer chronischen Darmerkrankung bakterielle DNA isoliert.
Ein typischer Keim der Darmflora ist Escherichia coli.
Foto: Max-Planck-Gesellschaft
Insgesamt identifizierten die Wissenschaftler rund 3,3 Millionen verschiedene Gene – rund 150-mal mehr als der Mensch besitzt. Die weitere Analyse der Daten zeigte, dass sich jeder Proband etwa 40 Prozent »seiner« Bakteriengene mit mindestens der Hälfte der übrigen Versuchsteilnehmer teilte. Einige der identifizierten Gene konnten die Forscher einzelnen Bakterienarten zuordnen, deren Gensequenz bereits bekannt ist. Ein Viertel der Gene war vollkommen unbekannt, was bedeuten könnte, das bislang unentdeckte Spezies in der Darmflora vorhanden sind. Erneut zeigte sich, dass ein Großteil der bakteriellen Lebensgemeinschaft im Darm anscheinend bei den meisten Menschen ähnlich ist: 75 Bakterienarten fanden die Forscher bei mehr als der Hälfte der Probanden, immerhin noch 57 Arten bei mehr als 90 Prozent. Einen ersten Hinweis auf die Bedeutung solcher Untersuchungen fanden die Forscher beim Vergleich der Daten von gesunden Versuchsteilnehmern mit denen, die unter einer chronischen Darmerkrankung litten. Bei Letzteren registrierten die Wissenschaftler rund 25 Prozent weniger Gene als bei den gesunden Probanden. Dies decke sich mit der Beobachtung, dass chronisch Darmkranke eine geringere Vielfalt an Darmbakterien besitzen.
Darmbakterien helfen beim Zersetzen der Nahrung, fördern den Aufbau und den Erhalt der Darmschleimhaut und sind darüber hinaus an der Abwehr von Viren, Pilzen oder pahogenen Bakterien beteiligt. Wird das Gleichgewicht der Darmflora zum Beispiel durch falsche Ernährung oder Medikamente gestört, kann dies die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Schätzungen zufolge leben an und im menschlichen Körper etwa zehnmal so viele Bakterien wie der Mensch Körperzellen besitzt. /