Ärzte fordern Klarstellung |
27.02.2018 16:39 Uhr |
Von Stephanie Schersch / Der Koalitionsvertrag von Union und SPD ist aus Sicht der Ärzte streckenweise zu schwammig formuliert. So versprechen die Parteien etwa, die Zahl der Sprechstunden für gesetzlich versicherte Patienten zu erhöhen.
Derzeit müssen niedergelassene Ärzte mindestens 20 Stunden für ihre GKV-Patienten da sein, in Zukunft sollen noch einmal fünf Stunden hinzukommen. Konkreter wird der Koalitionsvertrag in dieser Stelle allerdings nicht. Kritik hagelt es daher aus der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Wenn die Politik das Sprechstunden-Angebot ausbauen wolle, müsse sie auch erklären, was sie damit meint, heißt es dort.
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Bereits heute arbeiteten niedergelassene Ärzte im Schnitt 52 Stunden pro Woche für GKV-Patienten, rechnet KBV-Chef Andreas Gassen vor. Für 10 bis 20 Prozent ihrer Leistungen erhielten sie aufgrund der Budgetierung dabei noch nicht einmal ein Honorar. »Uns jetzt sollen sie noch mehr Leistungen anbieten? Das ist ein Unding«, so Gassen. Ohnehin sei es befremdlich, dass die Politik massiv in die Arbeitszeitgestaltung eines freien Berufs eingreifen wolle. Die Parteien sollten sich vielmehr für weniger Bürokratie in den Praxen starkmachen. »Hier liegt ein enormes Sparpotenzial, damit Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten haben.«
Auch eine Umverteilung der Arbeitszeit ist aus Sicht der Mediziner kaum möglich. Ärzte hätten dann weniger Zeit für diagnostische oder therapeutische Inhalte, sagte KBV-Vizevorstand Stephan Hofmeister. Die Behauptung, Ärzte könnten die fünf zusätzlichen Stunden einfach aufbringen, indem sie weniger Privatpatienten behandelten, sei schlichtweg Unsinn, so Gassen. Bei 72 Millionen gesetzlich und 9 Millionen privat Versicherten sei es schon von der Menge her unmöglich, dass Privatversicherte in den Praxen Termine in nennenswertem Umfang belegten. /