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Neurodermitis

Probiotika zum Eincremen

01.03.2017  09:23 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Einen »Gut gegen Böse«-Ansatz haben US-amerikanische Forscher zur Therapie von Ekzemen bei Neurodermitis-Patienten gewählt. Sie haben personalisierte Lotionen mit Hautbakterien hergestellt, die das Bakterium Staphylococcus aureus zurückdrängen können. Damit konnte in einer Phase-I-Studie die Fehlbesiedlung der Haut bei Neurodermitikern, die der Hautentzündung zugrunde liegt, reduziert werden, berichten die Forscher um Dr. Teruaki Nakatsuji von der University of California San Diego im Fachjournal »Science Translational Medicine« (DOI: 10.1126/scitranslmed.aah4680).

 

Das Forscherteam hatte Hautbakterien auf ihre antimikrobiellen Eigenschaften hin untersucht und festgestellt, dass einzelne Stämme der Streptococcus-Arten S. hominis und S. epidermidis antimikrobielle Peptide (AMP) produzieren. Diese bislang unbekannten AMP sind hochpotent und töten selektiv S. aureus ab. »Die neuen antimikrobiellen Substanzen richten sich gezielt gegen pathogene Bakterien und nicht gegen Kommensalen, die einen gesundheitlichen Vorteil bieten«, sagt Nakatsuji in einer Mitteilung der Universität.

Die Forscher entdeckten in klinischen Untersuchungen, dass die antimikrobielle Aktivität auf der Haut von gesunden Probanden hoch war, bei Neurodermitis-Patienten dagegen gering. Dies korrelierte negativ mit der S.-aureus-Besiedlung. Um die Zahl der erwünschten Arten bei Neurodermitis-Patienten zu erhöhen, isolierten die Forscher im Rahmen der Phase-I-Studie zunächst von fünf Patienten jeweils antimikrobiell wirksame Vertreter von S. hominis und S. epidermidis, vermehrten diese in Kultur und verarbeiteten sie dann in einer Feuchtigkeitslotion. Diese personalisierte Lotion applizierten die Patienten dann einmalig auf einem Unterarm, und die Feuchtigkeitslotion ohne Bakterien als Kontrolle auf dem anderen.

 

Dieser autologe Mikrobiomtransfer, wie die Forscher die Behandlung nennen, führte innerhalb von 24 Stunden zu einer deutlichen Abnahme der Besiedlung mit S. aureus. Neurodermitis-Patienten müssten die Bakterien-haltige Lotion aber nicht einmalig, sondern wiederholt auftragen, um die Dysbalance des Hautmikrobioms auszugleichen, schreiben die Forscher.

 

Die Phase-I-Studie sollte Sicherheit und Wirksamkeit des Ansatzes testen. Eine Phase-II-Studie soll nun klären, ob eine längerfristige Anwendung der personalisierten Lotion S. aureus langfristig in Schach halten kann und ob sich dies positiv auf das Hautbild auswirkt. Nach Ansicht der Forscher hat dieser Ansatz den Vorteil gegenüber topisch applizierten Antibiotika, dass dieser gezielt gegen S. aureus wirkt und andere Bakterien des Hautmikrobioms schont. /

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