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Dabigatran

Umdenken bei Thromboseprophylaxe

22.02.2011  17:25 Uhr

Von Elke Wolf, Wiesbaden / Eine Vielzahl neuer Antikoagulanzien drängt derzeit auf den Markt und macht niedermolekularen Heparinen und Vitamin-K-Antagonisten den Platz streitig. Dabigatran (Pradaxa®) mischt dabei ganz vorne mit.

Dabigatran und sein Mitstreiter Rivaroxaban (Xarelto®), beide derzeit zur Thromboseprophylaxe bei Hüft- und Knie­gelenksoperationen zugelassen, haben zwei große Vorteile: Sie sind – wie die Vitamin-K-Antagonisten – peroral einzunehmen. Und ein Routine-Monitoring der Gerinnungsparameter ist nicht nötig. Die Bestimmung des Quick-Werts entfällt somit. Dabigatran, ein direkter Inhibitor von Thrombin, und Rivaroxaban, ein direkter Faktor-Xa-Hemmer, werden in fester Dosierung gegeben.

»Dennoch müssen wir erst Erfahrungen mit den neuen Antikoagulanzien sammeln«, riet Professor Dr. Edelgard Lindhoff-Last, Frankfurt am Main, ihren Kollegen auf der gerade zurückliegenden Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung in Wiesbaden. »Auch wenn kein Dauer-Monitoring mehr erfolgen muss: Dabigatran beeinflusst alle thrombinabhängigen Gerin­nungsparameter unterschiedlich stark und auch voll­kom­men anders als herkömmliche Thrombolytika.«

 

Was Dabigatran betrifft, sei in Kürze mit der EU-Zulas­sung für die Indikation Schlaganfallprävention bei Patien­ten mit Vorhofflimmern zu rechnen, prognostizierte die Expertin. Um solche Patienten in der Notaufnahme opti­mal therapieren zu können, sei es unbedingt notwendig zu wissen, welches Antikoagulans der Patient zuvor bekom­men hat. Eine Interpretation der Laborergebnisse sei sonst nicht möglich. Auch sei es hilfreich, den Zeitpunkt der Tabletteneinnahme in Relation zur Blutentnahme zu kennen. Lindhoff-Last plädierte zudem dafür, dass Risiko­patienten einen Blutverdünnungs-Ausweis bei sich führen, in dem das jeweilige Antikoagulans vermerkt ist.

 

Schlaganfall verhindern

 

In Deutschland gibt es etwa 500 000 Patienten mit Vorhofflimmern. Vermutlich wird Dabigatran der erste Vertreter unter den neuen Antikoagulanzien sein, der hierzulande die Zulassung für die Schlaganfallprävention bei diesen Patienten bekommt. In den USA und in Kanada wurde diese kürzlich erteilt. Und auch die US-Leitlinien berücksichtigen seit vergangener Woche, nur wenige Monate nach der Markteinführung, Dabigatran als gleichwertige Alternative zu Warfarin für die Verhinderung von Blutgerinnseln und geben der Substanz eine Klasse-IA-Empfehlung. Dafür sprechen zum Beispiel die Ergebnisse der sogenannten RELY-Studie, sagte Professor Dr. Harald Darius aus Berlin auf dem von Boehringer Ingelheim unterstützten Symposium.

 

Dabei waren 110 mg Dabigatran zweimal täglich, sowohl was die Wirkung als auch die Blutungskomplikationen betrifft, der Standardtherapie mit oralen Antikoagulanzien ebenbürtig. In der höheren Dosierung von zweimal 150 mg täglich reduzierte der Thrombininhibitor die Rate der Schlaganfälle und systemischen Embolien signifikant um 35 Prozent im Vergleich zur Vergleichsmedikation. Das Risiko für schwere Blutungen war gleich hoch. Allerdings: Getestet wurde gegen das in Deutschland eher unübliche Warfarin. Hierzulande setzen Ärzte vor allem Phenprocoumon ein.

 

Der Dabigatran-Effekt ist weitgehend unabhängig vom Risikoprofil. Die höhere Dosierung des Thrombininhibitors ist nicht nur in der Primärprävention in der Lage, vor Schlaganfällen zu schützen, sondern auch in der Sekundärprävention, also wenn die Patienten bereits früher einen Schlaganfall erlitten haben. Zudem sei die Wirksamkeit des neuen Antikoagulans unabhängig vom Alter des Patienten und seiner Nierenfunktion, stellte Darius klar. Die Studie wurde in 43 Ländern weltweit mit mehr als 18 000 Patienten durchgeführt. Auch Rivaroxaban und Edoxaban (siehe dazu Gerinnungshemmung: Edoxaban hemmt Faktor Xa) stehen für diese Indikation in der Zulassungs-Warteschlange. / 

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