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AMNOG

»Jeder muss seinen Solidarbeitrag leisten«

Datum 22.02.2011  17:15 Uhr

Von Stephanie Schersch, Berlin / Die Großhändler reichen ihre Einbußen durch das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz an die Apotheker durch. Rolf Koschorrek (CDU) übte in Berlin deutliche Kritik an diesem Vorgehen und kündigte ein Durchgreifen der Koalition an.

»Wenn sich die Großhändler weiter aus der Verantwortung ziehen, müssen wir gegensteuern«, sagte Koschorrek auf einer Veranstaltung von Spektrum K, einem Gemeinschaftsunternehmen der Betriebskrankenkassen. Das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) sieht einen Sparbeitrag von jeweils 200 Millionen Euro bei Apothekern und Großhändlern vor.

Dafür hat die schwarz-gelbe Koalition den Apothekenabschlag auf 2,05 Euro angehoben, die Grossisten erhalten für jedes rezeptpflichtige Arzneimittel künftig eine Pauschale von 70 Cent plus 3,15 Prozent auf den Herstellerabgabepreis. Beide Regelungen ergeben in etwa die anvisierte Einsparsumme. Die Großhändler weigern sich bislang jedoch, ihren Teil zu übernehmen. Sie reichen den Sparbeitrag teilweise an die Apotheker weiter, indem sie die Einkaufsrabatte entsprechend kürzen.

 

Von der Politik war dies ausdrücklich nicht gewollt, sagte Koschorrek, der Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages ist. Jeder müsse seinen Solidarbeitrag zum AMNOG leisten. »Wir werden uns das Vorgehen nicht mehr lange ansehen.« Wenn Großhandel und Apotheker keine Einigung erzielten, werde man handeln. Die Koalition denke sogar darüber nach, die Rabatte zu verbieten. Zu den Details einer solchen Maßnahme äußerte sich Koschorrek jedoch nicht. Damit bleibt unklar, welche Konsequenzen dies auch für die Apotheker hätte.

 

Ingo Werner, Geschäftsführer der Spektrum K Holding, sprach ebenfalls über Probleme bei der Umsetzung des AMNOG. Es gebe einiges nachzubessern. »Gut gedacht bedeutet nicht automatisch gut gemacht«, sagte Werner etwa mit Blick auf die Packungsgrößenverordnung. Die neuen Normgrößen führen vor allem im Rahmen der Rabattverträge zu erheblichen Problemen. »Das sorgt für Verwirrung auf allen Seiten«, so Werner. Er forderte den Gesetzgeber auf, sich künftig besser mit all denen abzusprechen, die Neuregelungen schließlich umsetzen müssten. »Damit lässt sich ein solches Chaos vermeiden.«

 

Kritik übte Werner auch an der Mehrkostenregelung. Patienten können danach in der Apotheke auf Wunsch ein anderes als das rabattierte Arzneimittel bekommen, wenn sie die entsprechende Different aufzahlen. Es sei zwar gut, wenn der Versicherte eine Wahlmöglichkeit habe, so Werner. »Diese Regelung suggeriert aber, dass Rabattpräparate schlechter sind als andere Arzneimittel.« Das sei pharmakologisch nicht zu rechtfertigen und definitiv ein falsches Signal an den Versicherten. Bislang werde die Mehrkostenregelung aber kaum in Anspruch genommen.

 

Der Patient kommt zu kurz

 

Für Dr. Lothar Lieschke von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung kommt der Patient in der Diskussion über das AMNOG viel zu kurz. »Bei diesem Gesetz geht es immer nur um Preisbildung und Marktzugang neuer Arzneimittel, Qualität und Sicherheit der Arzneimitteversorgung bleiben auf der Strecke«, sagte er. Arzt und Apotheker würden dabei zu Gehilfen für das Kostenmanagement der Krankenkassen. »Wir wollen aber Versorgungsmanagement.« Themen wie Non-Compliance und Polypharmazie dürfe man nicht ausblenden, sagte Lieschke. Jedes zweite Medikament werde Studien zufolge nicht bestimmungsgemäß eingenommen, jede fünfte Krankenhauseinweisung sei die Folge unerwünschter Arzneimittelwirkungen. »Das verursacht hohe Folgekosten, hier müssen wir handeln.«

 

Lieschke sprach sich dafür aus, die Wirkstoffverordnung durch den Arzt zur Pflicht zu machen. »Wir müssen an der Wahrnehmung des Patienten arbeiten«, sagte er und verwies auf die Rabattverträge. Wenn immer derselbe Wirkstoff verordnet würde, könnten Compliance-Probleme durch einen ständigen Präparatewechsel ausgeschaltet werden. Das setze allerdings voraus, dass künftig der Wirkstoff prominenter als der Handelsname auf Arzneimittelpackungen zu lesen sei. In vielen EU-Ländern sei die Wirkstoffverordnung bereits Realität, so Lieschke. »Das verbessert die Kommunikation mit dem Patienten und schließlich die Sicherheit der Arzneimitteltherapie.« / 

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