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Parkinsonvereinigung

Betreuung wichtiger als Rabatte

15.02.2017  08:58 Uhr

Von Daniel Rücker / Die ABDA und die Deutsche Parkinsonvereinigung (DPV) wollen stärker zusammenarbeiten. Die Patientenorganisation setzt nun auf gute Betreuung und Beratung in den öffentlichen Apotheken. In regionalen Fortbildungen können Apotheker ihr Wissen über Morbus Parkinson auffrischen.

Wer hätte das vor einem halben Jahr gedacht? Die DPV hat die unerfreuliche Partnerschaft mit dem niederländischen Versender Doc Morris aufgekündigt. Die Verantwortlichen der Patientenvereinigung haben offenbar erkannt, dass für chronisch kranke Menschen Zuwendung und kompetente Beratung wichtiger sind als Rabatte auf Arzneimittel. In einer Stellungnahme sagte DPV-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Mehrhoff: »Versandapotheken sind zwar telefonisch erreichbar, aber in der Betreuung der Parkinsonpatienten haben Apotheken vor Ort den klaren Vorteil, ganz nah dran, schnell verfügbar und persönlich ansprechbar zu sein.«

Die Kooperation der DPV mit Doc Morris war Auslöser des Urteils des Europä­ischen Gerichtshofs (EuGH) vom 19. Oktober 2016. Damals entschieden die Richter, dass sich ausländische Versender nicht an die deutschen Preisvorschriften halten müssen. Als Konsequenz auf dieses Urteil hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) einen Gesetzentwurf für ein Versandhandelsverbot mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln vorgelegt Mit einer endgültigen Entscheidung ist nicht vor diesem Frühjahr oder Sommer zu rechnen.

 

Die DPV setzt nun auf die Betreuung ihrer Mitglieder durch Präsenzapotheken. Dazu hat sie zusammen mit der ABDA eine längerfristig angelegte Partnerschaft vereinbart. Deren Ziel ist es, über die 20 000 öffentlichen Apotheken die pharmazeutische Betreuung der 300 000 Parkinsonpatienten weiter zu verbessern. Dies ist der Kern einer Vereinbarung zwischen ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und DPV-Geschäftsführer Mehrhoff.

 

Fortbildungsangebote

 

Die Kooperation der beiden Organisationen ist kein Schnellschuss, sondern von langer Hand geplant. Erste Gespräche habe es bereits vor Weihnachten gegeben, heißt es bei der ABDA. In den kommenden Monaten sollen nun auf regionaler Ebene spezifische neue Fortbildungsangebote für Apotheker angeboten werden. Neben der Zertifikatsfortbildung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe über »Beratung und Medikationsmanagement bei Parkinson-Patienten« sollen Fallbeispiele zu Parkinson in das Fortbildungscurriculum Medikationsanalyse aufgenommen werden. Zudem ist angedacht, besonderen Betreuungsbedarf von Parkinsonpatienten durch Befragungen zu identifizieren.

 

Schmidt über die Partnerschaft: »Die Apotheken begleiten schon heute ihre Parkinsonpatienten mit viel Zuwendung. Mit den zusätzlich geplanten Maßnahmen können Apotheker ihre Kenntnisse jetzt vertiefen und diese Patienten mit besonderen Bedürfnissen noch besser pharmazeutisch betreuen.« Dies sei ein Fortschritt für Patienten und Apotheker.

 

Unterdessen nimmt die Zahl der Unterstützer eines Rx-Versandverbotes weiter zu. Beim Zukunftskongress des Apothekerverbands Nordrhein in Bonn plädierten drei von vier Landtagsabgeordneten für ein Verbot. Peter Preuß (CDU), Michael Scheffler (SPD), Arif Ünal (Bündnis 90/Die Grünen) waren sich weitgehend einig, dass dies in der aktuellen Lage sinnvoll sei. Zuvor hatte bereits die NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Bündnis90 / Die Grünen) ihre Sympathie dafür deutlich gemacht. Es stehe außer Frage, dass eine unmittelbare persönliche Beratung von Angesicht zu Angesicht durch nichts zu ersetzen sei. Allein Stefan Schönberger (FDP) meldete Zweifel an, dass ein Versandverbot rechtens sei. Es brauche sehr gute Argumente, dies mit dem Gesundheitsschutz begründen zu können (lesen Sie Seite 67).

 

Die DPV ist eine Selbsthilfevereinigung mit 23 000 Mitgliedern in 450 Regionalgruppen und Kontaktstellen. Das Ziel der DPV ist es, die Lebensumstände von Parkinsonpatienten und deren Partnern zu verbessern. /

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