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Akuttherapie bei Kindern

Der kleine Schmerzpatient

Datum 12.02.2014  10:03 Uhr

Krankheitsbedingte Schmerzen oder Schmerzen im Rahmen von Injektionen müssen bei Kindern und Jugendlichen konsequent angegangen werden. Denn aus chronisch schmerzkranken Kindern werden chronisch schmerzkranke Erwachsene.

Schmerzen im Kindes- und Jugendalter lassen sich in drei große Gruppen einteilen: Schmerzen durch Injektionen, akute Schmerzen wie bei Infektionen oder nach Operationen sowie chronische Schmerzerkrankungen. Darauf ging Professor Dr. Boris Zernikow, Chefarzt des Stiftungslehrstuhls für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin an der Uni Witten/Herdecke, in seinem Referat ein.

 

»Viele Leute meiden Impfungen nicht, weil sie diese per se ablehnen, sondern weil sie Angst vor der Spritze haben«, sagte Zernikow. Gerade bei Impfungen und Blutabnahmen müssten Ärzte bei Kindern und Jugendlichen sehr viel mehr Sensibilität walten lassen. Neben Feingefühl und psychologischen Kenntnissen hob der Kinderarzt den Einsatz von Oberflächenanästhetika mit Lidocain und Prilocain (zum Beispiel Emla®) zur präventiven Schmerzlinderung hervor. Schmerzen bei Injektionen, Impfungen und Blutabnahmen könnten so signifikant reduziert werden. Empfehlenswert sei es, die Oberflächenanästhetika mindestens 60 Minuten vor der Injektion unter einem Okklusionspflaster an der Einstichstelle aufzubringen. Der analgetische Effekt durch die Blockade neuronaler Natriumkanäle halte über Stunden an.

Ob Otitis media, Pharyngitis oder postoperative Schmerzen: Eine adäquate Schmerztherapie scheint – und das ist erschreckend – keine Selbstverständlichkeit zu sein. Zernikow betonte, dass Eltern in der Apotheke über die Notwendigkeit einer Analgesie informiert werden müssten. So hätten 40 Prozent der Kinder in der akuten Krankheitsphase der Otitis media starke, weitere 40 Prozent mittelstarke Schmerzen. Dieser Schmerz lasse sich auch durch eine Antibiotika-Therapie nur unbeutend lindern, sagte Zernikow: »Unabhängig von einer Antibiose sollen und müssen Ohrenschmerzen vom ersten Tag an analgetisch behandelt werden.«

 

Paracetamol sorgfältig dosieren

 

Auch erhalte nur ein Bruchteil der Kinder nach ambulanten operativen Eingriffen Analgetika, obwohl sie deutlich über Schmerzen klagten, berichtete er weiter. »Schmerzmittel müssen auch hier nach dem Prinzip der antizipatorischen Gabe und bei Bedarf zusätzlich verordnet werden«, verwies Zernikow auf die Regeln der professionellen Schmerztherapie. »Es darf keinesfalls gewartet werden, bis der Patient erneut über Schmerzen klagt.«

 

Die Verträglichkeit von Paracetamol bei Fieber und Schmerzen sei bei sachgerechter Gabe unbestritten, doch sei der Wirkstoff von einer hohen Dosis­unsicherheit und schwacher analge­tischer Wirksamkeit bei gleichzeitig geringer therapeutischer Breite und hoher Toxizität geprägt. Als Monotherapeutikum sei Paracetamol postoperativ zumeist ineffektiv. Zernikow unterstrich, dass die Tageshöchstdosis von 60 mg/kg Körpergewicht (KG) nicht überschritten werden sollte. Hier tue sich ein Konflikt auf, sei doch bekannt, dass postoperativ oder nach Tonsillektomie allein schon eine Ladungsdosis von 40 mg/kg KG notwendig ist, um eine schmerzlindernde Wirkung zu erzielen.

 

Sumatriptan bei Migräne Mittel der Wahl

 

In der Regel seien nach Operationen nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) und/oder Metamizol besser wirksam. Trotz zahlreicher Metaanalysen sei weiterhin unklar, ob die NSAR-Gabe die Rate postoperativer Blutungen zum Beispiel nach Tonsillektomie steigert. Hingegen sei die therapeutische Breite von Ibuprofen bei gleichzeitig starker analgetischer Effektivität, Dosissicherheit (3 x 10 mg/kg KG pro Tag) und langer Wirkdauer (acht Stunden) sehr groß. Selbst bei extremer Überdosierung seien keine Todesfälle beobachtet worden.

 

5 bis 10 Prozent aller Sieben- bis Fünfzehnjährigen leiden regelmäßig unter Migräne. Hier sei Ibuprofen, rechtzeitig gegeben und adäquat dosiert (10 bis 15 mg/kg KG peroral, maximal 600 mg) der Arzneistoff der Wahl auch zur Kupierung von Migräneattacken. Bei schweren Verläufen kämen auch im Kindes- und Jugendalter Triptane und hier als Mittel der Wahl Sumatriptan (Zulassung ab dem zwölften Lebensjahr für 10 mg Intranasal-Spray) zum Einsatz, so der Referent.

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