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Rheuma bei Kindern

Ein Fall für den Spezialisten

14.02.2012  17:36 Uhr

Pharmacon Davos 2012

Rheuma bei Kindern: Ein Fall für den Spezialisten

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Diese alte Binsenweisheit gilt besonders dann, wenn Kinder rheumatische Erkrankungen entwickeln. Mit einer optimalen Betreuung kann heute in vielen Fällen eine Remission erreicht werden. Die Pharmakotherapie ist dabei eine wichtige, wenn auch nicht die einzige Komponente.

Rheumatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind alles andere als selten. »Mit 750 Neuerkrankungen pro Jahr und mehr als 20 000 betroffenen Patienten in Deutschland sind rheumatische Erkrankungen in dieser Altersgruppe häufiger als Krebs oder Diabetes mellitus«, sagte Professor Dr. Johannes-Peter Haas vom Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie in Garmisch-Partenkirchen.

Die sogenannte Juvenile Idiopathische Arthritis (JIA) manifestiert sich vor dem Erreichen des 16. Lebensjahres und hat eine Erkrankungsdauer von mindestens sechs Wochen. Je nach klinischer Symptomatik bei Beginn unterscheiden Kinderrheumatologen zahlreiche Unterformen, deren häufigste die oligoartikuläre JIA ist. Diese kennzeichnen ein asymmetrischer Befall von maximal vier Gelenken und häufig auch eine Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis), die schlimmstenfalls zur Erblindung führen kann.

 

Die Einordnung in die richtige JIA-Form ist mitunter schwierig, aber sehr wichtig, da sie Konsequenzen für die Therapie hat. Denn am Krankheitsgeschehen sind sowohl eine Autoimmunität als auch eine Autoinflammation beteiligt. Je nach Unterform steht mal die eine und mal die andere Komponente im Vordergrund. Eltern betroffener Kinder sollten daher dringend an spezialisierte Fachärzte verwiesen werden. »Ansonsten gilt für die Therapie leider allzu oft: Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint«, sagte Haas. Ein Verzeichnis aller kinderrheuma­tologischen Versorgungseinheiten in Deutsch­land, Österreich und der Schweiz findet sich auf der Internetsite der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie www.gkjr.de/landkartep.html.

 

Für die medikamentöse Therapie von Kindern mit rheumatischen Erkrankungen gelten andere Regeln als für die Behandlung erwachsener Patienten. So sind etwa Glucocorticoide im Kindesalter laut Haas »eine Katastrophe«, da Kinder sämtliche Nebenwirkungen dieser Wirkstoffklasse erleben. Obwohl inzwischen sogar einige der neueren Antirheumatika auch für Kinder zugelassen sind, gilt das bei Weitem noch nicht für alle benötigten Wirkstoffe. Off-Label-Verordnungen sind daher sehr häufig – ein Problem, das die Kinderrheumatologen mit vielen Pädiatern verbindet. »Je kleiner und je kränker der Patient, desto höher ist der Prozentsatz an Off-Label-Verordnungen«, brachte es der Referent auf den Punkt.

 

Kinder sprechen Haas zufolge gut auf Methotrexat (MTX) an, und zwar unabhängig davon, an welcher Unterform der JIA sie erkrankt sind. Darüber hinaus werden Biologicals mittlerweile bei mehr als einem Viertel der kindlichen Rheumapatienten eingesetzt. »Diese Medikamente haben die Kinderrheumatologie revolutioniert«, sagte Haas. Mit den erweiterten therapeutischen Optionen kann heute sehr viel häufiger eine Remission angestrebt und erreicht werden, wo früher höchstens eine Verlangsamung der Erkrankung ein realistisches Ziel war.

 

Leider zeigen Befragungsergebnisse, dass diese Behandlungserfolge nicht zu einer deutlichen Verbesserung der funktionellen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen sowie der Schmerzbelastung der Patienten geführt haben. Ein Grund dafür ist laut Haas die Besonderheit der kindlichen Anatomie. Ein Kind, das Schmerzen hat, gewöhne sich sehr schnell eine Schonhaltung an. Viel leichter als bei erwachsenen Patienten komme es dadurch zu einer Lockerung des Kapsel- und Bandapparats sowie zu einer Störung des muskulären Gleichgewichts. »Wenn wir hier nicht konsequent mit Physio-, Ergo- und Sporttherapie gegensteuern, kommt es schnell zu einer permanenten Fehlstellung, die ihrerseits wieder Schmerzen hervorruft – ein Teufelskreis«, erklärte Haas. Das Sportverbot für Rheumakinder gehöre daher definitiv der Vergangenheit an.

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