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Topische Schmerztherapie

Auf die Galenik kommt es an

Datum 14.02.2012  17:39 Uhr

Egal ob Arthrose, Arthritis oder Sportverletzung: Viele Patienten geben der lokalen Schmerztherapie den Vorzug gegenüber der peroralen Einnahme. Was unterscheidet wirksame und unwirk­same topische Formulierungen? Was sind sinnvolle Ratschläge für das Beratungsgespräch?

Schmieren ist besser als Schlucken. So könnte man ein Statement von Professor Dr. Christel Müller-Goymann von der Universität Braunschweig in kurze Worte packen. Die Apothekerin erklärte, dass bei der lokalen Applikation, zum Beispiel von NSAR, die Gewebekonzentration des verabreichten Wirkstoffs höher als bei einer peroralen Gabe ist. Zudem seien die Plasmaspiegelkonzentrationen mit weniger als 1 Prozent und höchstens 5 bis 15 Prozent verglichen mit denen nach peroraler Applikation erheblich niedriger. Unerwünschte Wirkungen wie gastrointestinale Beschwerden sind daher seltener, so Müller-Goymann.

Voraussetzung für die Wirkung ist das Erreichen des Wirkorts. »Die Hauptbarriere ist die tote Hornhautschicht«, sagte Müller-Goymann. Arylpropionsäure-Derivate wie Ibuprofen und Ketoprofen, Arylessigsäure-Derivate wie Di­clofenac und Indometacin sowie Piroxicam penetrieren im Gegensatz zu ASS gut durch die Haut und sind daher in vielen Topika enthalten. Einem 2010 publiziertem Cochrane-Review zufolge wirkt Diclofenac bei akuten muskel-skeletalen Schmerzen doppelt so gut wie Placebo, Ibuprofen, Ketoprofen und Piroxicam etwa 1,5-mal so gut und Indometacin immerhin noch 1,25-mal so gut.

 

Auch das lokale Nebenwirkungspotenzial der einzelnen Wirkstoffe (zum Beispiel Rötungen und Juckreiz) wurde im Cochrane-Review unter die Lupe genommen. Es ist sehr unterschiedlich. Am besten kommen hier Diclofenac und Piroxicam weg, am schlechtesten Indometacin mit einer 2,5-fach erhöhten Häufigkeit gegenüber Placebo. »Auch Ibuprofen ist nicht ganz unkritisch«, ergänzte Müller-Goymann.

 

Sie machte deutlich, dass das Ausmaß der perkutanen Verfügbarkeit nicht nur von der Chemie des Wirkstoffes abhängt, sondern auch von seiner Konzentration. Um Unterdosierungen zu vermeiden, sollte das pharmazeutische Personal dem Patienten den Hinweis geben, immer einen mindestens 5 cm langen Gel- oder Cremestrang am Applikationsort aufzutragen und einzureiben. Dabei, so Müller-Goymann, ist die flächige der punktuellen Auftragung überlegen. Nur so könne ein Depot in der Haut geschaffen werden, aus dem kontinuierlich Wirkstoff nachgeliefert werden kann.

 

Neben den Wirkstoffeigenschaften und der Konzentration ist auch die galenische Formulierung entscheidend für die Permeation durch die Haut. »Optimierte Formulierungen verbessern Ausmaß und Geschwindigkeit, mit denen der Wirkstoff im Zielgewebe anflutet«, fasste Müller-Goymann zusammen. Am Beispiel von Diclofenac-Topika zeigte sie, dass sich die Formulierungen in ihrem strukturellen Aufbau stark unterscheiden. Neben Spray und Pflaster gibt es einerseits transparente Hydrogele auf Basis von Carbomer oder Celluloseethern. Andererseits stehen milchig-trübe Emulsionsgele zur Verfügung, etwa die absolut strukturgleichen Präparate Voltaren® Emulgel® und Voltaren® Schmerzgel.

 

Untersuchungen zur Permeationsfähigkeit von Ibuprofen aus unterschiedlichen Grundlagen haben gezeigt, dass eine Mikrogelformulierung einer O/W-Creme deutlich überlegen war. Nach 30 Stunden war etwa viermal mehr Wirkstoff aus dem Gel durch isolierte humane Hornhaut permeiert als aus der Creme.

 

Durch Verdunstung flüchtiger Inhaltsstoffe haben topische Gelformulierungen zudem einen Kühleffekt. Dieser verbessert sich, wenn das Präparat im Kühlschrank gelagert wird. Müller-Goymanns Rat: »Wenn es die Zubereitungen vertragen, dann sollte der Patient sie in den Kühlschrank legen.« Das geht aber zum Beispiel bei Ketoprofen-haltigen Topika grundsätzlich nicht. Denn diese seien ausnahmlos Carbomergele, bei denen es bei Kühlschranktemperatur innerhalb von sieben Tagen zur Rekristallisation kommt.

 

Abschließend machte Müller-Goymann klar, dass es in der topischen Schmerztherapie auch andere Anwendungsgebiete als Arthrose, Arthritis und Sportverletzungen gibt. Das Capsaicin-haltige Pflaster Qutenza® wird zur lokalen Therapie peripherer neuropathischer Schmerzen eingesetzt. Das Lidocain-haltige Pflaster Versatis® ist angezeigt zur Linderung der Symptome von neuropathischen Schmerzen nach einer Herpes-zoster-Infektion.

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