Konservierungsmittel als Pharmakotherapie |
07.02.2018 10:17 Uhr |
Von Sven Siebenand / Die zusätzliche Gabe von Natriumbenzoat verbessert bei Schizophrenie-Patienten offenbar das Ansprechen auf das atypische Neuroleptikum Clozapin.
Das ist das Fazit einer randomisierten und placebokontrollierten Doppelblindstudie einer Forschergruppe um Dr. Chieh-Hsin Lin vom University College of Medicine in Taiwan. Im Fachjournal »Biological Psychiatry« haben die Wissenschaftler ihre Ergebnisse veröffentlicht (DOI: 10.1016/j.biopsych.2017.12.006).
Natriumbenzoat ist als Zusatzstoff E 211 in vielen Lebensmitteln enthalten.
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Insgesamt 60 Schizophrenie-Patienten mit Clozapin-Medikation wurden auf drei Studienarme aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt täglich zusätzlich 1 g Natriumbenzoat, die Patienten im zweiten Arm nahmen pro Tag 2 g des Konservierungsmittels ein und in der dritten Gruppe erhielten die Patienten ein Placebo. Nach sechs Wochen zeigten sich im Vergleich zu Placebo in beiden Verum-Gruppen Verbesserungen hinsichtlich der Negativsymptomatik. Diese fasst unterschiedliche Symptome zusammen, die im Rahmen einer Schizophrenie auftreten können, etwa Mangel an Motivation und Emotionen. Unter der hohen Natriumbenzoat-Dosierung ließen sich sowohl bei der Positiv- als auch bei der Negativsymptomatik Erfolge verzeichnen. Zudem gab es einen Nutzen bei der Lebensqualität.
Nebenwirkungen von Natriumbenzoat wurden in der Studie keine registriert. Ebenfalls Fehlanzeige war aber auch ein positiver Einfluss auf kognitive Funktionen. In früheren Studien, in denen Natriumbenzoat zur Augmentation mit anderen Schizophrenie-Medikamenten kombiniert wurde, hatte sich auch dieser gezeigt. Lin und Kollegen vermuten, dass in der aktuellen Studie die Einnahmedauer zu kurz und Natriumbenzoat zu niedrig dosiert waren. Die Forscher schlagen weitere Studien vor, um die optimale Dosierung und Einnahmedauer von Natriumbenzoat für Clozapin-Patienten herauszufinden.
Wie erklärt man sich die Booster-Funktion des Konservierungsmittels? Neben seiner Wirkung an Dopamin- und Serotonin-Rezeptoren sorgt Clozapin unter anderem auch für die Freisetzung von D-Serin. Natriumbenzoat ist offenbar in der Lage, den Abbau dieser wichtigen Aminosäure zu hemmen, indem es das Enzym D-Aminosäureoxidase blockiert. Die Konzentration an D-Serin im Gehirn steigt und damit die Aktivität am NMDA-Rezeptor. Eine Unterfunktion dieses Rezeptors wird ebenfalls mit Schizophrenie in Verbindung gebracht. /