Bessere Überwachung gefordert |
04.02.2015 09:41 Uhr |
Von Daniela Hüttemann / Viren und Bakterien sollten besser überwacht und erforscht werden. Dafür sprachen sich mehrere Forscher des Leibniz-Zentrums für Infektionsforschung (LCI) bei einer Pressekonferenz zu Beginn eines Fachsymposiums in Hamburg aus.
»Wir haben viel aus dem aktuellen Ebola-Ausbruch gelernt, und zwar, dass wir kein Virus vernachlässigen dürfen«, so Professor Dr. Stephan Günther, Abteilungsleiter Virologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.
Der aktuelle Ebola-Ausbruch in Westafrika hat gezeigt, dass auch altbekannte Erreger nicht zu unterschätzen sind.Mit den mehr als 22 000 Infizierten war er etwa zehnmal größer als alle bisherigen Epidemien zusammen.
Foto: CDC/NIAID
»Wir wissen nie, welches Virus als nächstes eine überregionale Epidemie auslösen wird.« Daher müssten mehr öffentliche Gelder in die Grundlagenforschung, aber auch in die klinische Erprobung von Arzneimitteln und Impfstoffen gesteckt werden. Denn bei einem akuten Ausbruch muss es schnell gehen.
Und selbst, wenn man ein Virus vermeintlich gut kennt, muss man wachsam bleiben: »Viren, insbesondere Influenza-Viren, zeigen uns immer wieder neue Facetten«, sagte Professor Dr. Gülsah Gabriel, Virologin am Heinrich-Pette-Institut, dem Leibniz-Institut für experimentelle Virologie. Als heißer Kandidat für die nächste Grippe-Pandemie gilt das Vogelgrippe-Virus H7N9. »Es gibt Anzeichen für eine Adaption an den Menschen«, warnte Gabriel. Für die Influenza gebe es immerhin ein gut ausgebautes Überwachungssystem (Surveillance), vor allem in China, wo regelmäßig Proben von großen Geflügelmärkten, aber auch aus Kliniken untersucht würden.
Ein ähnliches System wünscht sich Professor Dr. Ulrich Schaible für multiresistente Bakterien. »Das Auftreten multiresistenter Keime nimmt tatsächlich bei uns zu«, so Schaible, Programmdirektor des Bereichs Infektionen am Forschungszentrum Borstel, das ebenfalls zu den Leibniz-Instituten gehört. Der sorglose Umgang mit Antibiotika weltweit habe dazu geführt, dass einige bislang leicht zu behandelnde Keime immer schwieriger zu therapieren sind. Aktuelles Beispiel ist eine Häufung von Infektionen mit Acinetobacter baumannii am Uniklinikum Kiel. »Wir dürfen Antibiotika nur sehr gezielt anwenden und nur, wenn es wirklich notwendig ist«, mahnte Schaible. »Das gilt sowohl für Ärzte als auch für die Landwirtschaft.« /