Faire Vergütung |
07.02.2012 17:41 Uhr |
Union und FDP setzen auf die inhabergeführte Apotheke. Das zumindest bekräftigte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) mehrfach im Interview mit der Pharmazeutischen Zeitung (lesen Sie dazu Bahr: Die Versorgung ist nicht in Gefahr). Tatsächlich stärkt die Bundesregierung den Apotheker als freien Heilberuf. Im Kabinettsentwurf zur neuen Apothekenbetriebsordnung fehlen die ursprünglich geplanten und heftig umstrittenen Erleichterungen für Filialen. Eine »Apotheke light« wird es in Deutschland vorerst nicht geben, die Koalition bezieht damit Stellung gegen Apothekenketten. Insgesamt soll die neue Betriebsordnung für mehr Beratung und Qualität in Apotheken stehen. Das ist eine gute Nachricht für eine sichere Arzneimittelversorgung in Deutschland.
Doch eine gute Versorgung zu organisieren, kostet Geld. Die ökonomischen Rahmenbedingungen für Apotheker werden immer schwieriger und die Belastungen aus dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz haben viele an ihre Grenzen gebracht. Nach Berechnungen der Treuhand Hannover hat eine typische Apotheke im Jahr 2011 ein Betriebsergebnis vor Steuern von nur noch 65 000 Euro erzielt, auch weil der Großhandel einen Teil seiner Belastungen abwälzt. 2010 waren es noch 75 000 Euro gewesen. Hinzu kommt: Das Honorar der Apotheker stagniert seit 2004. Kosten und Aufwendungen sind in den vergangenen Jahren gestiegen, nicht zuletzt aufgrund der Rabattverträge. Das Honorar pro Arzneimittelpackung liegt hingegen weiter konstant bei 8,10 Euro. Laut ABDA sind zudem Nacht- und Notdienst ebenso wie Rezepturen in der Regel ein Zuschussgeschäft für Apotheker. Das muss sich ändern.
Aus der Politik gibt es bislang keine Antworten auf diese Entwicklung. Die Koalition will über das Apothekerhonorar noch beraten. Derzeit stehe man am Beginn der Diskussion, sagte der Gesundheitsminister. Das klingt nicht nach einer schnellen Lösung. Je länger Union und FDP jedoch warten, desto näher rückt die Bundestagswahl im kommenden Jahr. Ein Vergütungsplus für Apotheker ist im Wahlkampf zumindest ein recht unwahrscheinlicher Schritt. Deshalb ist Eile geboten. Denn eines darf die Politik nicht vergessen: Die Apotheker wollen weiterhin gute Pharmazie leisten. Langfristig ist das aber nur dann möglich, wenn sie dafür auch ein faires Honorar bekommen.
Stephanie Schersch
Redakteurin Politik