Bevacizumab auch bei Brustkrebs wirksam |
06.02.2007 12:14 Uhr |
<typohead type="3">Bevacizumab auch bei Brustkrebs wirksam
PZ / In der Therapie des Darmkrebses hat sich das Wirkprinzip der Angiogenese-Hemmung, das Abkappen des Tumors von der Blutversorgung, bereits etabliert. Nun können auch Brustkrebspatientinnen hoffen. In Studien verdoppelte der Antikörper Bevacizumab das progressionsfreie Überleben. Die Zulassung wird Anfang 2007 erwartet.
Brustkrebs ist in Deutschland bei Frauen mit 55.100 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebsart. Früh erkannt, ist die Erkrankung oft heilbar. Im fortgeschrittenen Stadium sind dagegen die Prognosen schlechter. Eine Wende in der Behandlung dieser Patientinnen könnte das Wirkprinzip der Angiogenese-Hemmung herbeiführen. Ein Hauptvertreter ist Bevacizumab (Avastin®), der als erster und bisher einziger Angiogenese-Hemmer für die First-line-Therapie von metastasiertem Darmkrebs in Kombination mit einem etablierten Chemotherapieregime zugelassen ist.
Wächst der Tumor über mikroskopische Grenzen hinaus, kann die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen durch Diffusion allein nicht mehr aufrechterhalten werden. Für eine weitere Größenzunahme müssen neue Blutgefäße gebildet werden (Angiogenese). Zu den wichtigsten Angiogenese stimulierenden Faktoren gehört der vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor VEGF (vascular endothelial growth factor), der auch in der Embryogenese und bei der Wundheilung eine entscheidende Rolle spielt. Angiogenese fördernde und hemmende Faktoren halten sich im gesunden Organismus die Waage und neutralisieren sich in ihrer Wirkung (angiogene Balance), sodass nicht unkontrolliert neue Blutgefäße gebildet werden. Dieses Gleichgewicht kippt, wenn der Tumor Angiogenese stimulierende Faktoren freisetzt, wodurch neue Blutgefäße gebildet werden (angiogener Switch). Bei der tumorbedingten Angiogenese wird VEGF vom Tumor freigesetzt und erreicht auf Endothelzellen benachbarter Blutgefäße spezifische Rezeptoren, an die er bindet. Durch das Andocken wird die Bildung neuer und das Wachstum vorhandener Blutgefäße im und zum Tumor angeregt. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass der Tumor wachsen und Metastasen bilden kann.
Bevacizumab kappt Blutzufuhr
Der monoklonale Antikörper Bevacizumab bindet freies VEGF im Serum. Da VEGF nicht mehr an die Rezeptoren andocken kann, wird die Angiogenese gehemmt, der Tumor kann nicht weiter wachsen.
Dass dieses Prinzip auch bei Brustkrebs von klinischem Nutzen ist, zeigte nun eine randomisierte Phase-III-Studie mit 722 Brustkrebspatientinnen. Sie erhielten entweder alle vier Wochen Paclitaxel 90 mg/m2 an den Tagen 1, 8 und 15 oder zusätzlich alle 14 Tage 10 mg/kg Bevacizumab. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben, zusätzlich wurde die Ansprechrate untersucht. Durch die zusätzliche Gabe von Bevacizumab wurde das progressionsfreie Überleben von 6,7 auf 13,3 Monate (p < 0,0001) verdoppelt und die Ansprechrate von 16,4 auf 36,2 Prozent mehr als verdoppelt (p < 0,0001). Abschließende Zahlen zum Gesamtüberleben liegen noch nicht vor.
Auf Basis dieser Studie wurde im Juli 2006 in Europa der Antrag auf Zulassung für Bevacizumab zur First-line-Therapie des metastasierten Brustkrebses eingereicht. Die Zulassung in Deutschland erwartet Hersteller Hoffmann-La Roche im ersten Quartal 2007.
Quelle: Miller, K. D. et al., Breast Cancer Res. Treat. 94 (2005) 6, Abstract 3; update, data on file