Neue Hoffnungsträger |
28.01.2015 10:15 Uhr |
Herzinsuffizienz ist nicht gleich Herzinsuffizienz. Das machte Professor Dr. Burkert Pieske von der Berliner Charité deutlich. Für die systolische Herzinsuffizienz gebe es eine sehr gut belegte evidenzbasierte Pharmakotherapie. Dagegen seien für die diastolische Herzinsuffizienz wirkliche Therapieerfolge bisher nicht belegt. Hoffnungen liegen auf Spironolacton und der neuen Substanz LCZ696.
»Auf dem Gebiet der Herzinsuffizienz hat sich viel getan. Die Leitlinien werden derzeit wieder neu geschrieben«, so der Kardiologe. Der hochaktuellen Thematik komme angesichts des demografischen Wandels große Bedeutung zu. Man differenziere, so Pieske, zwischen der recht einfach zu diagnostizierenden systolischen Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion und der mit 50 Prozent ebenso häufigen, aber oftmals übersehenen beziehungsweise fehlinterpretierten diastolischen Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion, jedoch diastolischer Füllungsstörung.
Systolische Insuffizienz ist gut behandelbar
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Gemäß der derzeit aktuellen Leitlinie werden alle Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz ohne Kontraindikationen oder Unverträglichkeiten mit einem ACE-Hemmer und einem Betablocker behandelt. Patienten mit persistierenden Symptomen ohne fortgeschrittene Niereninsuffizienz und mit normalen Kaliumspiegeln sollten zusätzlich einen Mineralocorticoidrezeptoragonisten (Eplerenon, Spironolacton) erhalten. Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten wie Candesartan, Valsartan oder Losartan sind Reservemedikamente, wenn eine ACE-Hemmer-Unverträglichkeit, zum Beispiel mit Reizhusten, besteht. Der If-Kanalblocker Ivabradin sollte nur bei Patienten mit Sinusrhythmus und einer linksventrikulären Ejektionsfraktion ≤ 35 Prozent eingesetzt werden, wenn die Herzfrequenz trotz Betablockade bei ≥ 75/min liegt oder wenn Betarezeptorenblocker nicht vertragen werden. In der Regel seien zur Minderung der Stauungssymptomatik zudem Diuretika unumgänglich.
Pieske betonte, dass die für die systolische Herzinsuffizienz geschilderten medikamentösen Therapieoptionen mit Blick auf eine Verbesserung der Morbidität und Mortalität bei der diastolischen Herzinsuffizienz nicht greifen. Durch die personalisierte, sprich: individuelle Therapie in Form optimaler Blutdruckkontrolle auch unter Belastung, Schleifendiuretika-Gabe, aber auch Behandlung typischer Komorbiditäten wie Asthma, COPD, Niereninsuffizienz, Übergewicht und Diabetes mellitus sei die diastolische Herzinsuffizienz dennoch »meist gut beherrschbar«.
Weitere Studien mit Spironolacton
Erste Hinweise, die unter anderem durch die sogenannte ALDO-DHF- beziehungsweise die TOPCAT-Studie gewonnen werden konnten, deuten auf einen Nutzen von Spironolacton auch bei diastolischer Herzinsuffizienz hin. Es müssten hier jedoch die Ergebnisse besser selektionierter und kontrollierter Untersuchungen abgewartet werden.
Als weiteren neuen Hoffnungsträger bei systolischer und diastolischer Herzinsuffizienz hob der Referent die in klinischer Prüfung befindliche Substanz LCZ696 hervor, die die Effekte des Angiotensin-Rezeptor-Blockers Valsartan mit denen eines Neprilysin-Inhibitors (Salcubitril) kombiniert. In der Paradigm-HF-Studie habe LCZ696 im Vergleich zu Enalapril mit Blick auf Morbidität und Mortalität eine signifikante Verbesserung gezeigt.
Pieske unterstrich, dass Maßnahmen zur Compliance-Verbesserung, Monitoring und Patienten-Information sowie körperliche Aktivität und moderater Sport weiterhin entscheidend für die Verbesserung der Herzmuskelfunktion, der Leitungsfähigkeit und der Prognose bleiben.