Pharmazeutische Zeitung online
Krebs

Supportivtherapie lindert Beschwerden

27.01.2016  09:23 Uhr

Eine Krebstherapie führt in nahezu allen Fällen zu ausgeprägten Beschwerden im Verdauungstrakt. Wie diese mittels Supportivtherapie gelindert werden können, war Thema des letzten Vortrags auf dem Kongress.

Der Verdauungstrakt beginnt bekanntlich im Mund und dort ist auch gleich eine der am stärksten belastenden Nebenwirkungen der Krebstherapie lokalisiert: die Entzündung der Mundschleimhaut (Mukositis). Jeder fünfte Krebspatient leidet unter Mukositis; abhängig von der Krebsart oder der Behandlungsform sind sogar noch deutlich mehr, nämlich teilweise bis zu 100 Prozent der Patienten betroffen. »Die Mukositis wird manchmal auch als Sonnenbrand des Mundes bezeichnet«, sagte Privatdozent Dr. Martin Hug von der Apotheke des Universitätsklinikums Freiburg. Diese Bezeichnung mache deutlich, wie ungemein schmerzhaft die Erkrankung ist.

 

Mundschleimhaut feucht halten

 

Zur vorbeugenden Befeuchtung der Mundschleimhaut kommen häufig Medizinprodukte, etwa mit Carboxymethylcellulose oder tierischem Muzin, zum Einsatz, aber auch Präparate mit ätherischen Ölen hätten sich bewährt. »Salbei wirkt manchmal Wunder, kann aber schmerzhaft sein«, informierte Hug. Orale Antiseptika wie Benzyd­amin, Octenidin oder Povidon-Iod beziehungsweise – bei Pilzbefall – Antimykotika wie Amphotericin B oder Nystatin sollen Infektionen vorbeugen beziehungsweise entgegenwirken.

 

Die Leitlinie der multinationalen Vereinigung zur supportiven Krebstherapie (MASCC) empfiehlt Lösungen mit Benzydamin, das neben seiner antiseptischen auch eine lokalanästhetische Wirkung hat. »Leider ist dieser Wirkstoff in Deutschland als Tantum Verde® ausschließlich als alkoholische Lösung oder als Lutschtabletten mit ätherischen Ölen verfügbar. Der Alkohol reizt aber bei Patienten mit bestehender Mukositis die Mundschleimhaut stark«, sagte Hug. Als Alternative empfahl der Referent die NRF-Rezeptur Wässrige Benzydaminlösung, wobei der Wirkstoff momentan als Rezeptursubstanz leider nicht lieferbar sei.

 

Daneben soll laut MASCC-Leitlinie auf eine ausreichende Analgesie geachtet werden. Diese erfolge lokal, zum Beispiel mit Benzydamin, Benzocain oder Lidocain. In schweren Fällen könne durchaus auch der topische Einsatz von Opiaten oder eine systemische Therapie nach Stufenschema nötig werden.

 

Übelkeit und Erbrechen sind ebenfalls gefürchtete Nebenwirkungen der Strahlen- und Chemotherapie. Akutes Erbrechen stellt sich unmittelbar nach Beginn der Therapie bis 24 Stunden danach ein und wird über Serotonin vermittelt. Auslöser des verzögerten Erbrechens, das 24 bis 120 Stunden nach der Therapie auftritt, ist dagegen die zentrale Freisetzung von Substanz P (Neurokinin). »Beide Formen müssen vom ersten Tag der Krebs­therapie an effektiv behandelt werden«, sagte Hug.

 

Zur Prophylaxe des akuten Erbrechens stehen verschiedene 5-HT3-Ant­agonisten (Setrone) zur Verfügung, zur Vorbeugung des verzögerten Erbrechens die auf -pitant endenden Neurokinin-Antagonisten. Die sorgfältige Antiemese sei nicht nur Selbstzweck, sondern helfe auch, die Gefahr des anti­zipatorischen Erbrechens zu senken. Dieses sei am schwierigsten zu behandeln, da die auslösenden Mechanismen nicht geklärt sind. Unter Umständen helfen eine Geschmacksablenkung durch Bonbons oder Benzodiazepine wie Lorazepam, das bei antizipatorischem Erbrechen auch als Lutsch­tablette verabreicht werden kann.

 

Macrogol statt Lactulose

 

Eine Nebenwirkung der Setrone ist die Obstipation. Sie sollte nach Stufenschema mit Allgemeinmaßnahmen – Flüssigkeit, Bewegung und zusätzlichen Ballaststoffen –, Laxanzien, Prokinetika und peripher wirksamen Opiatantagonisten behandelt werden. Das osmotisch wirksame Laxans Lactulose werde dabei zunehmend von Macrogol verdrängt, das ebenso wirksam, aber besser verträglich sei. »Bifi muss mit gilt nicht mehr in allen Fällen«, sagte Hug in Anlehnung an den Handelsnamen Bifiteral® eines Lactulose-Präparats.

 

Als Prokinetikum wirkt der 5-HT4-Agonist Prucalo­prid (Resolor®). Daneben kann auch das Anti­biotikum Erythromycin als Prokinetikum eingesetzt werden. »Es bindet an gastrointestinale Motilin-Rezeptoren«, erklärte Hug diese Wirkung. Der Einsatz bei Obstipation ist allerdings ein Off- Label-Use.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa