Pharmazeutische Zeitung online

Qualität statt Quantität

17.01.2012  17:59 Uhr

Anhänger des gesunden Menschenverstands kommen dieser Tage aus dem Stauen nicht mehr heraus. Denn mit gesundem Menschenverstand ist nicht zu erklären, wie ein Hersteller von Brustimplantaten jahrelang die Behörden mit getürkten Unterlagen hinters Licht führen und seine Ramschware unbehelligt in alle Welt verkaufen konnte. Dass dieser Betrug niemandem auffiel, ist ein echter Skandal. Skandalös ist aber vor allem, wie leicht die Verantwortlichen der Firma PIP die geltenden Gesetze mit etwas krimineller Energie umgehen konnten.

 

Wie naiv muss man sein, um sich bei der Herstellungskontrolle eines so sensiblen Produktes wie Brustimplantaten allein auf die vom Hersteller vorgelegten Unterlagen zu verlassen? Mit Staunen erfährt man, dass dieses Vorgehen bei der Überprüfung von Medizinprodukten gängige Praxis ist. Der Grund ist banal: Der Gesetzgeber fordert nicht mehr (lesen Sie dazu Medizinprodukte: Keine striktere Zulassung in Sicht). Würde aber ein Mehr an Kontrollen dieses Defizit beheben? Vermutlich nicht. Der gesunde Menschenverstand sagt einem nämlich, dass die Kontrollen nicht nur häufiger, sondern auch besser werden müssten.

 

Leider können auch schärfere Bestimmungen, wie es sie etwa bei der klinischen Prüfung von Arzneimitteln gibt, derartige Skandale nicht sicher verhindern. Denn in der Mehrzahl der Fälle publizieren Autoren die Ergebnisse von klinischen Studien einfach nicht, obwohl sie zumindest in den USA eigentlich dazu verpflichtet wären (lesen Sie dazu Studiendaten: Folgenschwere Selektion). Die selektive Veröffentlichungspraxis hat zur Folge, dass die angeblich evidenzbasierten Aussagen von Metaanalysen und letztlich auch von Behandlungsleitlinien auf tönernen Füßen stehen.

 

Die Schuld an dieser Misere tragen nicht nur Herstellerfirmen, die ein natürliches Interesse daran haben, für sie unangenehme Forschungs­ergebnisse zurückzuhalten. Auch aus Sicht eines Studienleiters können viele Gründe gegen eine Veröffentlichung sprechen. Zu nennen sind etwa ein fehlender Anreiz, »unpassende« Ergebnisse zu publizieren, Zeit- oder Geldmangel, nachlassendes Interesse am Forschungsgegenstand oder ganz einfach die Ablehnung der Publikation durch die Fachmedien.

 

Selbstverständlich geht durch jede nicht publizierte Arbeit ein Mosaiksteinchen im Gesamtbild des Nutzen-Risiko-Profils eines Arzneistoffs verloren. Andererseits stößt man auch immer wieder auf Arbeiten, bei denen man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass hier Forschung um der Forschung willen betrieben wurde. Qualität statt Quantität muss daher auch hier das Ziel sein. Die Länge der Publikationsliste sollte nicht als das alleinige Kriterium für den Wert akademischer Arbeit gelten.

 

Annette Mende

Redakteurin Pharmazie

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