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Billigdrogerie

Massive Vorwürfe gegen Schlecker

19.01.2010  15:30 Uhr

Von Uta Grossmann / Schlecker steht im Kreuzfeuer der Kritik von Politikern und der Gewerkschaft Verdi. Die Drogeriemarktkette soll Angestellte über eine eigens gegründete Zeitarbeitsfirma für deutlich weniger Lohn beschäftigt haben. Schlecker weist den Vorwurf des Lohndumpings zurück, will aber keine weiteren Verträge mit der Firma abschließen.

Die Gewerkschaft Verdi wirft dem Drogeriediscounter schon seit Monaten vor, Mitarbeiter im großen Stil zu entlassen und indirekt über die Zeitarbeitsfirma Meniar wieder einzustellen – allerdings für deutlich weniger Gehalt (Verdi spricht von 6,50 bis 7 Euro Stundenlohn), mit weniger Urlaubstagen und dem Wegfall von Weihnachts- und Urlaubsgeld.

 

Nun hat die Politik reagiert. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte in der ARD an, bei Schlecker sehr genau hinzugucken und Lohndumping-Vorwürfe zu überprüfen. Der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl Josef Laumann (CDU) nannte das Vorgehen der Drogeriekette in einem Brief anlässlich einer Protestaktion von Schlecker-Beschäftigten »systematische Tarifflucht, die das soziale Gefüge in Schieflage bringt«.

 

Auch der SPD-Parteivorstand befasste sich in seiner Jahresauftaktklausur mit Schlecker. Leiharbeit werde zunehmend zu Tarifflucht und Lohndrückerei missbraucht, heißt es in einem Beschluss. Die SPD fordert eine Änderung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (das SPD und Grüne im Zuge der Hartz-Gesetze liberalisiert haben). Die Linke fordert in einem Beschluss des Parteivorstands eine sofortige Beendigung der Umstrukturierungen bei Schlecker und eine strikte Begrenzung der Leiharbeit. Schlecker musste nach Angaben der Lebensmittel Zeitung (LZ) 2009 erstmals seit 34 Jahren einen Umsatzrückgang auf nunmehr 7,2 Milliarden Euro (zuvor 7,42 Milliarden Euro) hinnehmen. Das Stammgeschäft in Deutschland schreibt angeblich rote Zahlen, so die LZ. Nun versucht die Kette, im Konkurrenzkampf gegen Rossmann und dm mit einer neuen Strategie zu bestehen: Kleinere Filialen (AS) werden geschlossen und größere XL-Filialen eröffnet. Beschäftigten der bisherigen AS-Filialen wird gekündigt. Sie können dann als Leiharbeiter über die Zeitarbeitsfirma Meniar (»Menschen in Arbeit«) in Zwickau, deren Geschäftsführer laut sueddeutsche.de ein langjähriger Personalmanager von Schlecker ist, zu deutlich schlechteren Konditionen in den XL-Märkten arbeiten.

 

Nach heftiger Kritik beschloss Schlecker, keine neuen Arbeitnehmerüberlassungsverträge mit der Firma Meniar mehr abzuschließen – nicht ohne zu betonen, dass man die Diskussion nicht nachvollziehen könne, sie aber beenden wolle. Künftig werden Mitarbeiter direkt bei Schlecker oder bei der Schlecker XL GmbH eingestellt, die eigens für das 2008 entwickelte Vertriebsformat XL gegründet worden war, kündigte das Unternehmen an. /

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