Neues zum Wirkmechanismus |
02.01.2006 13:37 Uhr |
Neues zum Wirkmechanismus
von Brigitte M. Gensthaler, München
Zubereitungen aus Thymian werden seit langem bei Bronchitis und Katarrhen der oberen Atemwege eingesetzt. Jetzt wurden Wechselwirkungen mit β2-Rezeptoren und die Steigerung der Zilientätigkeit durch einen Dickextrakt nachgewiesen.
Thymian gehört zu den am häufigsten verwendeten pflanzlichen Expectorantien und wurde sowohl von der Kommission E als auch von der europäischen ESCOP positiv monographiert. Als Inhaltsstoffe werden ätherisches Öl mit Thymol, Carvacrol und Cineol, Flavonoide, Triterpene und Gerbstoffe beschrieben. Eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. Eugen Verspohl vom Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der Universität Münster prüfte mögliche Wirkmechanismen der Droge. Im Mittelpunkt standen Effekte auf β2-Rezeptoren und den mukoziliären Transport, die zur bronchospasmolytischen Wirkung und zur Verbesserung der mukoziliären Clearance des Bronchialsystems beitragen könnten.
In Bindungsstudien an Lungenmembranen von Ratten zeige sich eine Wechselwirkung eines Thymian-Dickextraktes (Aspecton®) mit β2-Rezeptoren, sagte Verspohl bei einem Pressegespräch des Komitee Forschung Naturmedizin im Dezember im Münchner Presseclub. Dies wurde in Experimenten an isoliertem Rattenuterus sowie -trachea bestätigt. So bewirkte der Extrakt eine Erschlaffung des vorher mit Oxytocin stimulierten Uteruspräparats. Wurde das Präparat mit dem β2-Sympathomimetikum Isoprenalin relaxiert, konnte dieser Effekt durch den Betablocker Propranolol teilweise aufgehoben werden; gab man zusätzlich den Phytoextrakt in steigender Konzentration zu, fiel die Propranolol-induzierte Kontraktion deutlich schwächer aus. Einen vergleichbaren Effekt konnte Verspohl an der Rattenluftröhre nachweisen. »Die Relaxationsversuche deuten auf eine Wechselwirkung des Thymianextraktes mit β2-Rezeptoren hin, schließen aber einen zusätzlichen Wirkmechanismus nicht aus«, resümierte der Pharmakologe.
An narkotisierten Ratten untersuchte die Arbeitsgruppe, ob die perorale Gabe von Thymianextrakt den mukoziliären Transport des Farbstoffs Rhodamin B in der Trachea verändert. Erhielt das Tier vor dem Versuch dreimal peroral den Extrakt (4 ml/kg Körpergewicht), beschleunigte sich der Farbstofftransport, was auf eine verbesserte Zilientätigkeit zurückgeführt wird. Der genaue Mechanismus müsse aber noch untersucht werden, ebenso eine mögliche Dosis-Wirkungs-Beziehung.
Noch ist unklar, welche Fraktionen des Dickextraktes für die Effekte verantwortlich sind, da bislang nur der Gesamtextrakt geprüft wurde, sagte Verspohl. Nach den ermutigenden Ergebnissen werden jetzt auch Bestandteile untersucht.