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Diabetes mellitus

Augenärztliche Kontrolle nicht »auf die lange Bank schieben«

Trotz drohender Retinopathie wird nur ein Drittel der neu diagnostizierten Typ-2-Diabetiker umgehend augenärztlich untersucht. Selbst zwei Jahre später wird nur etwa die Hälfte der Betroffenen adäquat kontrolliert. Dabei zählen rechtzeitige und regelmäßige Augenarzttermine zur leitliniengerechten Diabetestherapie.
Christiane Berg
02.05.2022  10:00 Uhr

Für dieses Versäumnis gibt es verschiedene Gründe. »Zum einen ist es mangelnde Information und Schulung. Den Betroffenen ist gar nicht bewusst, welche Gefahr die Zuckerkrankheit für ihr Sehvermögen darstellt«, heißt es in einer Mitteilung der Initiativgruppe zur Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen (IFDA) und dem Berufsverband Deutscher Augenärzte (BVA). Andererseits seien es lange Wartezeiten und der mit der Untersuchung verbundene Aufwand, die davon abschrecken, einen Termin zu vereinbaren.

Da Symptome oft erst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien auftreten, sei es umso wichtiger, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln, um Schaden zu verhindern, informieren die Fachgesellschaften weiter. Diabetesbedingte Netzhauterkrankungen gelten als eine der häufigsten Ursachen für Sehbehinderung oder Blindheit bei Menschen im berufsfähigen Alter. Zu hohe Blutzuckerwerte schädigen die kleinen Blutgefäße in der Netzhaut des Auges. Es kommt zu Mikroangiopathien sowie zu kleinen Aussackungen der Gefäße, sogenannten Mikroaneurysmen. Ebenso können Einblutungen in den Glaskörper auftreten.

Wie der Vorsitzende der IFDA, Professor Dr. Focke Ziemssen, unterstreicht, lässt sich eine Erblindung in Folge einer diabetischen Retinopathie heutzutage aber vermeiden: »Mit einer Kombination guter Risikofaktoreinstellung, regelmäßiger Augenuntersuchungen und gegebenenfalls einer frühzeitigen augenärztlichen Behandlung kann das Sehvermögen erhalten werden.«

Regelmäßige Untersuchungen sind der beste Schutz der Augen

Neben der Prüfung der Sehschärfe und der Untersuchung des vorderen Augenabschnitts ist die gründliche Untersuchung des Augenhintergrunds wichtiger Bestandteil der augenärztlichen Diagnosemaßnahmen. Dafür wird die Pupille mittels eines Mydriatikums, unter anderem atropinhaltiger Augentropfen, weit gestellt. Es kann zu Störungen der Sehschärfe und damit der Verkehrstüchtigkeit kommen. Entsprechende Netzhautuntersuchungen müssten daher so geplant werden, dass danach keine Autofahrten beziehungsweise keine Arbeiten am Bildschirm notwendig sind.

Ziemssen hebt hervor, dass dieser Aufwand insbesondere für Diabetiker unabdingbar ist. Diese sollten die augenärztliche Untersuchung auf keinen Fall auf die lange Bank schieben. »Rechtzeitige und regelmäßige Untersuchungen beim Augenarzt sind der beste Schutz der Augen«, sagt der Ophthalmologe abschließend.

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