Augen auf bei der Nährstoffzufuhr |
Johanna Hauser |
29.08.2025 13:30 Uhr |
Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D könnten laut zwei Studien die Entwicklung von Kurzsichtigkeit beziehungsweise Grauem Star beeinflussen. / © Adobe Stock/Philip Steury
In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl kurzsichtiger Menschen stetig gestiegen. Viel Zeit am Bildschirm und wenig Zeit in der Natur sind wesentliche Faktoren, die Kurzsichtigkeit begünstigen – die übrigens bereits in der Kindheit entsteht. Forschende um Dr. Xiu Juan Zhang von der Chinese University of Hong Kong veröffentlichten nun eine Studie im »British Journal of Ophthalmology«. Die Daten legen nahe, dass sich eine ausreichende Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren positiv auf das Längenwachstum des Auges auswirken könnte.
Frühere Studien an Tieren haben bereits gezeigt, dass ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren die Durchblutung der Aderhaut stört und somit die Lederhaut schwächt. Dies fördert das Längenwachstum des Auges und damit Kurzsichtigkeit.
Für die aktuelle Querschnittstudie wurde die Ernährung von 1005 Kindern im Alter von sechs bis acht Jahren anhand von Fragebögen ausgewertet. Die Forscher berechneten den Anteil an Omega-3-Fettsäuren und verglichen diesen mit dem Längenwachstum des Auges und der Fehlsichtigkeit der Kinder. Es zeigte sich, dass der Augapfel weniger in die Länge wuchs, je höher der Omega-3-Anteil an der Ernährung war. Das Längenwachstum des Auges unterschied sich zwischen Kindern im Quartil mit der niedrigsten und höchsten Omega-3-Zufuhr um durchschnittlich 0,21 mm. Dies entspricht 0,23 Dioptrien.
Die Forschenden folgern daraus, dass die Ergebnisse auf einen möglichen Nahrungseffekt hindeuten und die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren die Durchblutung der Aderhaut verbessern und so ein Schutzfaktor gegen Kurzsichtigkeit sein könnten. Als einschränkend zu werten sind fehlende Messungen wie Blutwerte und die Datenerfassung per Fragebogen. Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie, daher können kausale Zusammenhänge nicht bestätigt werden.
Ein Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und der Entstehung von Grauem Star wird bereits länger vermutet. Nun bekräftigte ein Team um Professor Dr. Yu Peng von der Chinese University of Hong Kong diese Vermutung anhand von Daten aus der UK Biobank, die es ebenfalls im »British Journal of Ophthalmology« veröffentlichte. Bei der UK Biobank handelt es sich um eine große prospektive Kohortenstudie, an der zwischen 2006 und 2010 mehr als 500.000 Menschen im Alter von 37 bis 73 Jahren in Großbritannien teilgenommen hatten.
Ausgewertet wurde der Serumspiegel von 25-Hydroxyvitamin-D (25(OH)D). 13,4 Prozent der Teilnehmenden wiesen einen schweren Mangel auf (<25 nmol/L). Bei ihnen war das Katarakt-Risiko um 12 Prozent erhöht im Vergleich zu Personen mit 25(OH)D-Spiegeln von 50 bis 75 nmol/L. 41,9 Prozent hatten einen moderaten Mangel (25 bis <50 nmol/L) und 33,5 Prozent einen als unzureichend eingeschätzten Serumspiegel von 50 bis <75 nmol/L 25(OH)D. Lediglich 11,3 Prozent wiesen ausreichend hohe Werte auf (>75 nmol/L).
Interessanterweise hatten Studienteilnehmer unter 50 Jahren mit schwerem Vitamin-D-Mangel ein um 27 Prozent höheres Risiko, an Grauem Star zu erkranken als die Referenzgruppe mit Serumwerten zwischen 50 und 75 nmol/L, wie eine Subgruppenanalyse ergab. Jüngere Personen waren deutlich anfälliger für einen schweren Vitamin-D-Mangel als Personen mittleren Alters (17,4 versus 14,1 Prozent) und ältere Menschen (10,1 Prozent). Dies könnte auf die unterschiedlichen Lebensgewohnheiten zurückzuführen sein, folgern die Forschenden, da sich jüngere Menschen oft überwiegend in Innenräumen aufhielten.
Obwohl die Studie einen signifikanten Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und einem erhöhten Risiko für Grauen Star zeigt – insbesondere bei den Unter-50-jährigen –, bleibt festzuhalten, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt und daher eine Kausalität nicht belegt werden kann.