Auf leisen Sohlen und wenig beachtet |
Wird ein DFS diagnostiziert, ist die erste (Sofort-)Maßnahme die Druckentlastung des betroffenen Areals. Das bedeutet für den Patienten: Bettruhe, Gehstützen oder Rollstuhl. Anschließend kann die Behandlung der Wunde beginnen, die gegebenenfalls von einer antibiotischen Therapie begleitet wird. Die effektive Druckentlastung des Fußes muss über den gesamten Behandlungszeitraum beibehalten werden.
Die Behandlung der Wunden beginnt mit dem Débridement abgestorbener Gewebeteile. Avitale infizierte Gewebe und Fremdköper werden entfernt, damit der Wundgrund für die nachfolgende feuchte Wundbehandlung gut vorbereitet ist. Das Débridement kann chirurgisch-mechanisch (Skalpell), Ultraschall-assoziiert (auch eine mechanische Form), biomechanisch durch Fliegenlarven oder enzymatisch durch Fibrin- und Kollagen-spaltende Enzyme erfolgen. Unterstützt wird das autolytische Débridement durch sterile feuchtigkeitsspendende Gele. Ein Abstrich oder eine Probe aus tiefer liegendem Gewebe ist essenziell, um über die richtige antibiotische Therapie entscheiden zu können.
Die Phasen der Wundheilung sind immer gleich; nur ihre Dauer ist individuell sehr unterschiedlich. Die erste Phase ist die Exsudationsphase: Durch viel Sekretbildung sollen Fremdkörper und Keime aus der Wunde geschwemmt werden. Hier können Spüllösungen und aufsaugende Wundauflagen unterstützen. Liegt eine klinisch infektfreie Wunde vor, folgt die feuchte Wundbehandlung ohne Antibiotika-Therapie.
Eine Sonderform ist die sogenannte VAC-Therapie (vacuum assisted closure), die besser als Unterdruck-Wundtherapie übersetzt wird, da natürlich kein richtiges Vakuum angelegt wird. Mit einem Vakuumverband und einer Vakuumpumpe wird ein leichter, auf die Wunde begrenzter Unterdruck angelegt, sodass durch einen Schlauch ständig Wundexsudat abfließen kann und eine aktive Wundreinigung gefördert wird. Der Verband samt Schlauch kann mehrere Tage auf der Wunde verbleiben; dies erspart dem Patienten schmerzhafte Verbandwechsel und verringert Komplikationen durch von außen eingetragene Keime. Der Sog fördert die Zellmigration und die weiteren Phasen der Wundheilung schließen sich schneller an. Die VAC-Therapie wird daher positiv bewertet. Grundsätzlich gilt, dass eine Reinigung der Wundoberfläche bei jedem Verbandwechsel erfolgt.
Es folgen die Granulations- (Phase 2) und die Epithelisierungsphase (Phase 3). Diese können sinnvoll durch die patientenindividuelle Auswahl von Wundverbänden unterstützt werden. Es gibt diverse Produkte in den Gruppen Folien, Polymerschäume, Hydrokolloide, Alginate und Hydrogele. Entscheidend für die Auswahl ist, dass neben einer guten Abdeckung eine feuchte Wundumgebung erhalten und gegebenenfalls noch austretendes Sekret abtransportiert wird.
Blutet oder exsudiert eine Wunde stark, kommen Alginate oder Hydrogelfasern zum Einsatz, die sekundär durch einen saugenden PU-Schaum ergänzt werden können. Dadurch wird viel Exsudat aufgenommen, aber direkt auf der Wunde bleibt ein feuchtes Milieu bei guter Abdeckung erhalten.
In der Granulationsphase wird Gewebe neu gebildet, indem sich ein Stützgerüst und Gefäße ausbilden. Wichtig sind der Schutz der sehr empfindlichen Wunde, die Aufrechterhaltung eines feuchten Milieus und dennoch ein ausreichender Gasaustausch. Hierfür sind Hydrokolloid-Verbände gut geeignet, deren Saugkraft nach Exsudatbildung ausgewählt wird. Ziel ist es, den Hydrokolloidverband drei bis sieben Tage auf der Wunde zu belassen.
In Phase 3 bildet sich ein Teil des Granulationsgewebes in wasserärmeres Gewebe um und es wird Narbengewebe durch den Einbau von Kollagenfasern gebildet. Das neu gebildete Narbengewebe hat keine Haar- und Schweißdrüsen und ist damit später auch deutlich anfälliger für einen Dekubitus (cave: Ferse bei bettlägerigen Patienten). Geeignete Wundauflagen für diese Phase sind dünne sterile Hydrokolloid-haltige Auflagen, die möglichst transparent und wasserfest sind, damit die Wundheilung ohne Verbandwechsel gut kontrolliert werden kann. Die Phase 3 kann bis zu sechs Monate dauern; die Apotheke sollte den Patienten zum Durchhalten motivieren.
Ziel jeder Therapie des DFS ist die Vermeidung einer Amputation. / Foto: Adobe Stock/Choo
Eine besondere Form stellt die Wundversorgung mit einer künstlich konstruierten Extrazellulärmatrix dar, in die Fibroblasten eingelagert sind. Diese Therapie wird bisher nur in spezialisierten Kliniken angewendet.
Eine andere Option sind mesenchymale Stromazellen (MSC), die die Bildung von neuen Zellen und Blutgefäßen stimulieren. Das Fertigarzneimittel Obnitix® kann zurzeit nur off Label bei schlecht heilenden Wunden eingesetzt werden. Mit weiteren Studien wird jedoch eine Indikationserweiterung angestrebt. Die MSC haben immunmodulierende Eigenschaften, wodurch die Proliferation von B- und T-Lymphozyten und natürlichen Killerzellen gedrosselt wird. Auf der anderen Seite wird die Differenzierung von T-Zellen angeregt und dadurch Gewebe neu gebildet.
In allen Wundheilungsphasen findet eine antibiotische Therapie nur bei eindeutigem Keimnachweis im Abstrich statt. Je nach Schweregrad erfolgt eine systemische Antibiose, in sehr schweren Fällen auch zeitweise parenteral im Krankenhaus. Die parenterale Antibiose wird individuell nach Zustand über Tage bis Wochen oral weitergeführt.