Dexmedetomidin|Dexdor®|49|2011 |
Orion Pharma
100 µg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Dexdor ist zugelassen zur Sedierung erwachsener, intensivmedizinisch behandelter Patienten, die eine Sedierungstiefe benötigen, die ein Erwecken durch verbale Stimulation noch erlaubt. Dies entspricht einer Klassifikation von 0 bis -3 nach dem Richmond-Agitation-Sedation-Scale (RASS).
Es ist außerdem zugelassen für die Sedierung erwachsener nicht intubierter Patienten vor und/oder während diagnostischer oder chirurgischer Maßnahmen, die eine Sedierung erfordern.
Dexmedetomidin hat ein breites pharmakologisches Spektrum. Es wirkt sympatholytisch, indem es die Freisetzung von Noradrenalin in den sympathischen Nervenendigungen reduziert. Die sedierenden Wirkungen werden durch eine verminderte Aktivität im Locus coeruleus, dem vorherrschenden noradrenergen Nucleus, der im Hirnstamm liegt, vermittelt. Zudem hat Dexmedetomidin analgetische und Anästhetikum/Analgetikum-sparende Wirkungen. Die kardiovaskulären Wirkungen sind dosisabhängig, wobei bei niedrigeren Infusionsraten die zentralen Wirkungen dominieren, was einen Abfall der Herzfrequenz und des Blutdrucks zur Folge hat. Bei höheren Dosen überwiegen die peripheren vasokonstriktiven Wirkungen, was zu einem Anstieg des systemischen Gefäßwiderstandes und damit des Blutdrucks führt, während die bradykarde Wirkung weiter bestehen bleibt. Dexmedetomidin ist relativ frei von atemdepressiven Wirkungen.
Bei der Anwendung von Dexdor im intensivmedizinischen Bereich sollte bei allen Patienten während der Infusion eine kontinuierliche kardiale Überwachung erfolgen. Bei nicht intubierten Patienten muss die Atmung überwacht werden. Bereits intubierte und sedierte Patienten können auf Dexmedetomidin mit einer initialen Infusionsgeschwindigkeit von 0,7 µg/kg/h umgestellt werden. Diese kann dann schrittweise an Dosierungen von 0,2 bis 1,4 µg/kg/h angepasst werden, um die gewünschte Sedierungstiefe gemäß dem individuellen Ansprechen zu erreichen. Die Maximaldosis von 1,4 µg/kg/h sollte nicht überschritten werden. Ist damit keine adäquate Sedierungstiefe zu erreichen, sollte auf ein anderes Sedativum umgestellt werden. Da Dexdor weder in einer Aufsättigungsdosis noch als Bolus gegeben werden soll, ist vor allem in den ersten Stunden der Behandlung ein alternatives Sedativum bereitzuhalten.
Für die Sedierung erwachsener nicht intubierter Patienten vor und/oder während diagnostischer oder chirurgischer Maßnahmen, die eine Sedierung erfordern, wird eine Aufsättigungsinfusion von 1,0 µg/kg über 10 Minuten empfohlen. Bei weniger invasiven Eingriffen, etwa in der Augenchirurgie, kann eine Aufsättigungsinfusion von 0,5 µg/kg über 10 Minuten ausreichen. Die Erhaltungsinfusion wird im Allgemeinen mit 0,6 bis 0,7 µg/kg/h begonnen und anschließend zur Erreichung der gewünschten klinischen Wirkung auf Dosen zwischen 0,2 und 1,0 µg/kg/h eingestellt. Die Flussrate der Erhaltungsinfusion sollte so eingestellt werden, dass der angestrebte Sedierungsgrad erreicht wird. Die Patienten müssen durchgängig durch eine Person überwacht werden, die nicht am diagnostischen oder chirurgischen Eingriff beteiligt ist. Patienten müssen kontinuierlich auf frühe Anzeichen von Hypotonie, Hypertonie, Bradykardie, Atemdepression, Atemwegsobstruktion, Apnoe, Dyspnoe und/oder Sauerstoffunterversorgung überwacht werden. Eine ergänzende Sauerstoffversorgung muss sofort verfügbar sein und bei Bedarf verabreicht werden. Die Sauerstoffsättigung ist kontinuierlich durch Pulsoxymetrie zu überwachen.
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit vorbestehender Bradykardie, da hier nur begrenzt Daten vorliegen. Gleiches gilt für Patienten mit schwer eingeschränkter Leberfunktion. Besondere Sorgfalt ist auch bei Patienten mit vorbestehender Hypotonie, Hypovolämie, chronischer Hypotonie oder mit reduzierten funktionellen Reserven wie älteren Menschen geboten. Dies betrifft ebenfalls Patienten, die zum Beispiel aufgrund einer Wirbelsäulenverletzung eine eingeschränkte periphere Durchblutung aufweisen. Patienten mit ischämischer Herzkrankheit oder schweren zerebrovaskulären Erkrankungen müssen engmaschig überwacht werden, da hier die vasokonstriktive Wirkung höherer Dosen von Dexmedetomidin zu beachten ist.
Nicht empfohlen ist die Anwendung bei Personen mit Prädisposition zur malignen Hyperthermie.
Bei Kombination von Dexmedetomidin mit anderen sedativ oder kardiovaskulär wirksamen Substanzen kann sich die Wirkung addieren.
Die gleichzeitige Anwendung von Dexmedetomidin mit Anästhetika, Sedativa, Hypnotika und Opioiden führt wahrscheinlich zu einer Wirkverstärkung. Zwar wurden keine pharmakokinetischen Wechselwirkungen zwischen Dexmedetomidin und Isofluran, Propofol, Alfentanil und Midazolam bestätigt, aber aufgrund der möglichen pharmakodynamischen Wechselwirkungen kann bei gleichzeitiger Gabe eine Dosisreduktion von Dexmedetomidin oder der Begleitmedikation erforderlich sein.
In vitro wurde eine Hemmung von CYP-Enzymen, einschließlich CYP2B6, sowie eine Induktion von CYP1A2, CYP2B6, CYP2C8, CYP2C9 und CYP3A4 beobachtet. Ein Interaktionspotenzial in vivo kann nicht ausgeschlossen werden, wobei die klinische Relevanz unbekannt ist.
Die im Rahmen der Anwendung von Dexmedetomidin am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Hypotonie (25 Prozent), Hypertonie (15 Prozent) und Bradykardie (13 Prozent).
Kontraindiziert ist Dexdor bei Patienten mit fortgeschrittenem Herzblock, unkontrollierter Hypotonie und mit Schlaganfall.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In placebokontrollierten Studien reduzierte Dexdor bei Patienten, die zuvor intubiert und mit Midazolam oder Propofol sediert worden waren, signifikant den Bedarf eines Rescue-Sedativums (Midazolam oder Propofol) sowie von Opioiden während der Sedierung. Dieser Effekt zeigte sich bis zu 24 Stunden. Die meisten Dexmedetomidin-Patienten benötigten keine weitere Sedierung. Sie konnten erfolgreich extubiert werden, ohne die Dexdor-Infusion zu beenden.
Eine weitere Studie zog den direkten Vergleich zu Midazolam und Propofol. Unter Dexmedetomidin war die Dauer der maschinellen Beatmung kürzer als unter Midazolam, und die Patienten konnten schneller extubiert werden als unter Midazolam und Propofol. Die Patienten waren unter Dexmedetomidin leichter erweckbar, kooperativer und besser in der Lage zu kommunizieren. Im Vergleich zu Midazolam hatten die Dexmedetomidin-Patienten häufiger eine Hypotonie und Bradykardie, aber weniger häufig eine Tachykardie. Verglichen mit Propofol dagegen häufiger eine Tachykardie, aber ähnlich häufig eine Hypotonie.
Bei der Lagerung von Dexdor sind keine speziellen Temperaturbedingungen einzuhalten. Die Ampullen sind im Umkarton aufzubewahren, um das Arzneimittel vor Licht zu schützen.
Dexdor ist verschreibungspflichtig.
Dexmedetomidin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Dexdor darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, die Behandlung ist eindeutig erforderlich. Bei einer Anwendung während der Stillzeit sollte entschieden werden, ob die Behandlung mit Dexdor oder das Stillen zu unterbrechen ist. Tierexperimentelle Daten zeigten, dass Dexmedetomidin oder seine Metabolite in die Muttermilch übergehen.
Letzte Aktualisierung: 19.10.2022