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Pflege zuhause

Arzneimittel und Nahrung per Sonde

Immer mehr Menschen wollen auch bei schweren Erkrankungen zu Hause bei ihren Angehörigen leben und nicht in einer Institution gepflegt werden. Die ambulante Versorgung von schwerstkranken Menschen birgt besondere Herausforderungen. Eine davon: die Ernährung und Arzneimittelgabe via Sonde.
Gudrun Heyn
Katrin Wolber
04.07.2021  08:00 Uhr

Umgang mit KMR-Arzneistoffen

Arzneistoffe mit Verdacht auf krebserzeugende, mutagene und reproduktionstoxische Eigenschaften (KMR, früher CMR genannt) erfordern spezielle Vorsicht im häuslichen Umfeld, besonders bei der Applikation über eine Ernährungssonde. Zu diesen Substanzen gehören vor allem klassische Zytostatika zur intravenösen und peroralen Verabreichung. Aber auch tumorwirksame niedermolekulare Wirkstoffe zur oralen Verabreichung gehören vielfach in diese Gruppe.

Diese Medikamente können bei falscher Anwendung auch für die umstehenden Personen toxische Wirkungen haben. Die pflegende Person muss bei der Vorbereitung und Applikation Handschuhe tragen, die eine chemoprotektive Wirkung mit einer Durchdringzeit von mindestens 20 Minuten aufweisen. Die Werkzeuge sind separat nur für diese Anwendung zu nutzen und die Bildung von Stäuben ist zu vermeiden. Tabelle 2 zeigt einige ausgewählte Zytostatika, die über eine Sonde appliziert werden können.

Wirkstoff, Fertigarzneimittel (Beispiel) Arzneistoffgruppe Indikation Bemerkung
Anastrozol, Arimidex® Aromatase-Inhibitor Mammakarzinom Mindestgröße der Sonde 6,5 CH
Capecitabin, Xeloda® 5-FU-Prodrug, Pyrimidinanalogon kolorektales Karzinom Mindestgröße der Sonde 6,5 CH
Cyclophosphamid, Endoxan® INF Alkylans liquide Tumore, Mammakarzinom Infusionslösung muss zur Applikation verwendet werden
Estramustin, Multosin® Alkylans, Estrogen Mammakarzinom
Etoposid, Vepesid® Topoisomerase-Hemmer II Lungenkarzinom
Hydroxycarbamid, Litalir® DNA-Synthese-Hemmer CML
Imatinib, Glivec® Tyrosinkinase-Inhibitor CML
Letrozol, Femara® Aromatase-Inhibitor Mammakarzinom
Lomustin, Cecenu® Alkylans Hirntumore, liquide Tumore
Methotrexat, Lantarel® Folsäure-Antagonist liquide Tumore, Hirntumore
Niraparib, Zejula® PARP-Inhibitor Ovarialkarzinom
Tamoxifen, Tamoxistada® Estrogenrezeptor-Modulator Mammakarzinom ohne Zermörsern in Wasser suspendierbar
Tivozanib, Fotivda® Tyrosinkinase-Inhibitor Nierenzellkarzinom
Treosulfan, Ovastat® Alkylans Ovarialkarzinom
Tabelle 2: Beispiele für Zytostatika und antihormonelle Tumortherapeutika, die über eine Sonde appliziert werden können

Da Arzneimittel in festen Darreichungsformen für eine sondengängige Vorabproduktion in der Apotheke in aller Regel zu instabil sind, muss die Sondenlösung kurz vor der Applikation vorbereitet werden. Dabei ist zu beachten, dass ein Zerkleinern oder Mörsern von oralen Zytostatika im häuslichen Umfeld nicht infrage kommt, da dies unter geeigneten Sicherheitsbedingungen durch ausgebildetes Fachpersonal erfolgen muss (8). Dies ist eine pharmazeutische Arbeit, die eine Apotheke übernehmen muss. Gleiches gilt für das Öffnen von Kapseln mit KMR-verdächtigen Arzneistoffen.

Zur Suspension sollte ein in sich geschlossenes System verwendet werden. Das heißt: Tabletten oder Kapseln werden mit dem Suspensionsmittel in eine Spritze gegeben; dann wird die Spritze über einen weiblich/weiblich-Adapter mit einer zweiten Spritze verbunden und durch Hin- und Herspritzen in die beiden Spritzen wird eine Verwirbelung erzeugt, mit der die Suspension oder Lösung entsteht. Bei einer Filmtablette gilt folgendes: Vor dem Mischen über die zweite Spritze kann man die gelöste Tablette in die zweite Spritze überführen und somit den Film abfiltern und die erste Spritze durch eine saubere dritte ersetzen.

Die Arzneimittel sollten stets gut verschlossen aufbewahrt werden, damit ein Zugang durch Unbefugte des Haushalts, zum Beispiel Geschwisterkinder, verhindert wird.

Bei der Entsorgung von Arzneimittelresten gelten grundsätzlich die Empfehlungen des Medikamentenbeipackzettels. Für die Entsorgung von Zytostatika-Resten gilt, dass sie nicht über Hausmüll, Toilette oder Spüle entsorgt werden dürfen (9). Restmengen von Zytostatika-haltigen Arzneimitteln sollten immer über Apotheken entsorgt werden, die Sammelbehältnisse für Zytostatikaabfälle besitzen. Diese Sammelbehältnisse werden von speziellen Entsorgungsunternehmen abgeholt und hochtemperiert verbrannt. Bei der Sammlung und der späteren Übergabe an die Entsorgungsfirma sind die abfallrechtlichen Bestimmungen des jeweiligen Bundeslandes einzuhalten (10).

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