Arzneimittel und Impfstoffe gesucht |
Das Forscherteam um Wiebke Obermann von der Universität Marburg und die Gießener Virologin Dr. Christin Müller berichten im Fachmagazin »Antiviral Research« über einen synthetischen Virenhemmstoff mit Breitbandwirkung (DOI: 10.1016/j.antiviral.2020.104706). Neben einer Aktivität gegen Zika- und Lassa- sowie Krim-Kongo-Fieber-Viren konnten die Wissenschaftler auch eine Wirkung gegen Coronaviren nachweisen.
Die Prüfsubstanz CR-31-B leitet sich von Silvestrol ab, einem Naturstoff aus asiatischen Mahagonigewächsen. Beide Substanzen sind in der Lage, ein körpereigenes Enzym zu hemmen, den eukaryotischen Initiationsfaktor 4A (eIF4A). Dieser ist an der Translation von mRNA in Proteine beteiligt und Viren sind auf ihn angewiesen, um ihre eigenen Proteine herstellen zu können. Wird dieses Enzym gehemmt, ist die Formation des Initiationskomplexes für die Translation erschwert.
Bislang handelt es sich allerdings noch um präklinische Ergebnisse. Von einer Zulassung als Medikament ist man noch weit entfernt, sodass die getestete Substanz in der Behandlung
der aktuellen Coronaviren-Infektionen keine Rolle spielen wird.
Gleichzeitig arbeiten Forscher weltweit an Impfstoffen gegen das neue Coronavirus. Mehrere Institute in China sind nach Angaben von Staatsmedien parallel von der Regierung beauftragt worden, einen Impfstoff zu entwickeln. Wie schnell das realisiert werden kann, wird von Experten allerdings unterschiedlich eingeschätzt. Erste Studien könnten dank neuer Impfstofftechnologien bereits in wenigen Wochen starten. Die chinesische Seuchenkontrollbehörde China CDC kündigte laut der Nachrichtenagentur Xinhua am 26. Januar an, selbst Impfstoffe entwickeln zu wollen und auch Wirkstoffe auf ihre Wirksamkeit bei der Lungenerkrankung zu testen. Das Krankenhaus der Shanghaier Tongji Universität arbeitet laut Nachrichtenagentur Xinhua gemeinsam mit dem Unternehmen Stermirna Therapeutics an einem neuen mRNA-Impfstoff. Die Herstellung der Prüfmittel soll nicht länger als 40 Tage dauern. Die verimpfte mRNA soll die genetische Sequenz für Antigene des neuen Erregers enthalten und im Körper des Geimpften die Antikörper-Produktion anregen.
Viele aktuelle Projekte werden von CEPI, der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations, unterstützt, unter anderem das Tübinger Unternehmen CureVac. Die Firma produziert bereits einen experimentellen Impfstoff gegen 2019-nCoV, ebenfalls auf Basis seiner mRNA-Impfstoff-Plattform. Bislang kann CureVac auf erste Erfolge aus klinischen Studien mit einem Tollwutimpfstoff auf mRNA-Basis verweisen. Laut Vorstand könnte der Coronaviren-Impfstoff innerhalb von 16 Wochen die Präklinik durchlaufen haben und dann an Menschen getestet werden.