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DAV-Wirtschaftskonferenz
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Apothekerschaft fordert: »Die Politik muss handeln«

Die notwendige Stabilisierung der Kassenfinanzen dürfe nicht zulasten der Vor-Ort-Apotheken gehen. Statt einer Schwächung brauche es eine Stärkung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung, so der Tenor der heutigen DAV-Wirtschaftskonferenz.
AutorKontaktEv Tebroke
Datum 27.04.2022  16:30 Uhr

Der Appell an die Politik, ihre Zusagen zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken einzuhalten, stand im Fokus der Online-Wirtschaftskonferenz des Deutschen Apothekerverbands (DAV). DAV-Vize Hans-Peter Hubmann gab eine Positionsbestimmung des Berufsstands und forderte von der Politik ein klares Bekenntnis. Im Rückblick auf die zwei Pandemie-Jahre werde deutlich, welch systemrelevante Rolle die stationären Apotheken für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung haben.

Hubmann hob die zahlreichen Zusatzleistungen hervor, die die Offizinen seit 2020 im Zuge von SARS-CoV-2 erbracht haben: Insbesondere nannte er die Bereitstellung von Impfstoffen, Testungen sowie die Erstellung von Impfzertifikaten. Diese oft ad hoc von den Apotheken umgesetzten Aufgaben hätten mit dazu geführt, dass Deutschland bislang gut durch die Pandemie gekommen sei. Die Zusatzaufgaben haben laut Hubmann auch zu einem erheblichen Umsatzwachstum beigetragen.  »Aber Sondereffekte sind Sondereffekte und keine nachhaltige Entwicklung.« Hubmann drängte daher darauf, dass die Ampel die im Koalitionsvertrag angekündigte Stärkung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch Vor-Ort-Apotheken auch umsetzen müsse.

Drohende Belastung der Apotheken

Aufgrund eines kurzzeitig aufgetauchten und dann wieder einkassierten Referentenentwurfs zu einem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz fürchtet die Apothekerschaft massive Kürzungen. Darin angekündigt war etwa eine Erhöhung des Kassenabschlags von jetzt 1,77 Euro auf dann 2 Euro pro Rx-Packung sowie eine Absenkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel von derzeit 19 Prozent auf 7 Prozent. Dies würde für die Apotheken eine Erhöhung des Abschlags von derzeit 1,49 Euro auf dann 1,68 Euro bedeuten. Bei täglich über sechs Millionen abgegebener Rx-Packungen in den Offizinen sei das eine große Belastung für die Apotheken, so der DAV-Vize.

»Es ist uns absolut unverständlich, warum gerade die Apotheken als einzige Leistungserbringer durch die Erhöhung des Kassenabschlags belastet werden sollen, um die GKV zu entlasten.« Die Apotheken-Honorare, die sich über die Rx-Packungspauschale finanzieren, machten seit Jahren gerade mal 2 Prozent der GKV-Ausgaben aus und die Arzneimittelausgaben insgesamt weniger als 15 Prozent. Eine Konsolidierung der Kassenfinanzen sei zwar unbestritten notwendig, so Hubmann, aber Einsparpotenzial einseitig bei den Apotheken zu suchen, sei schlichtweg »unverantwortlich«. Um die flächendeckende Arzneimittelversorgung zu stärken, bedürfe es auch einer Stärkung der Apothekervergütung und nicht das Gegenteil. Bei kontinuierlich steigenden Kosten sei die Packungspauschale hingegen seit Jahren bei 8,35 Euro geblieben.

Mehr Studien- und Ausbildungsplätze

Neben einer allgemeinen wirtschaftlichen Verteuerung unterstrich Hubmann auch den Kostenanstieg aufgrund der kürzlich vereinbarten Tariferhöhung beim Apothekenpersonal. Dass das Personal besser vergütet wurde, nannte Hubmann derweil einen wichtigen Schritt angesichts des massiven Fach- und Nachwuchskräftemangels in den Offizinen. Hier forderte er von der Politik dringend Unterstützung. Es brauche eine deutliche Erhöhung der Studien- und Ausbildungsplätze – »Und zwar jetzt, und nicht erst in ein paar Jahren.«

Damit der Apothekerberuf oder die Arbeit als PTA oder PKA weiterhin attraktiv bleibt, ist für Hubmann im Apothekenalltag auch die Abschaffung von »überbordender Bürokratie« dringend geboten. Das bürokratische Dickicht unzähliger Regeln und Vorgaben schrecke viele vor einem Job in der Apotheke ab. Als Beispiel nannte Hubmann das Thema Präqualifizierung für die Abgabe von Hilfsmitteln.

Pharmazeutische Dienstleistungen

Attraktiv für Nachwuchskräfte dürfte hingegen die Aussicht auf neue Tätigkeitsfelder in Apotheken sein. Um ihre heilberufliche Kompetenz mehr einbringen zu können, ermöglichte das Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz (VOASG), dass Apotheken künftig neue pharmazeutische Dienstleistungen anbieten können und diese auch vergütet bekommen. Über die entsprechenden Rahmenbedingungen verhandelt der DAV bereits seit Monaten mit dem GKV-Spitzenverband. Mittlerweile finden die Gespräche unter Vermittlung der Schiedsstelle statt. Hubmann zeigte sich verärgert. Die Verhandlungen mit dem Spitzenverband seien schon in der Vergangenheit stets äußerst zäh gelaufen, etwa beim Preis für die Cannabisabgabe. Wenn stets die Schiedsstelle entscheidet, könne Selbstverwaltung nicht funktionieren. Bei den aktuellen Verhandlungen zu den pharmazeutischen Dienstleistungen ginge es nur noch um die Art des Leistungspakets und nicht um die Kosten. Und trotzdem gestalteten sich die Gespräche so zäh. Aber anscheinend ist bald eine Einigung in Sicht, Hubmann zeigte sich optimistisch, dass die neuen Angebote in den Apotheken im 2. Halbjahr starten könnten. Gleichzeitig appellierte er an alle Apotheken, diese  Dienstleistungen dann auch anzubieten. Denn letztlich stellen die neuen Leistungen auch eine Möglichkeit dar, das Profil des Apothekers weiter zu schärfen.

 

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