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Ein Jahr Hochwasserkatastrophe

Apotheker ohne Grenzen unterstützen weiter im Ahrtal

Vergangenen Sommer wurden 65 Apotheken in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz durch Hochwasser zerstört. Die Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen (AoG) war schnell vor Ort – und unterstützt weiterhin die betroffenen Regionen.
PZ
11.07.2022  18:00 Uhr

»Mir war klar, dass bei dem Ausmaß der Zerstörung lange Hilfe benötigt wird«, sagt Dr. Petra Nolte, Zweite Vorsitzende und Koordinatorin der Nothilfe von Apotheker ohne Grenzen in einer Pressemitteilung zum Jahrestag des Hochwassers diese Woche. Die Hilfsorganisation schickte unverzüglich erfahrene Einsatzkräfte ins Katastrophengebiet, darunter Apotheker Andreas Portugal, der damals seine Eindrücke im Videointerview mit der Pharmazeutischen Zeitung schilderte (siehe unten).

Der Verein beschaffte dringend benötigte Arznei- und Hilfsmittel und half, die zahlreichen teils unkoordinierten Arzneimittelspenden im Sanitätslager des Verwaltungsstabs Ahr zu sortieren. Nach Auflösung des Lagers sorgte AoG dafür, dass vorhandene Bestände sinnvoll weitergegeben wurden. In Zusammenarbeit mit dem Verein Armut und Gesundheit wurden Hygiene-Sets an die Bevölkerung verteilt.

Um die pharmazeutische Versorgung in der gesamten betroffenen Region zu unterstützen, richtete AoG zudem eine Personalvermittlungsplattform ein, bei der sich betroffene Apotheken melden konnten, um Unterstützung durch pharmazeutisches Personal aus den Reihen der AoG-Mitglieder zu bekommen. Da auch viele Apothekenräumlichkeiten komplett zerstört waren, half der Verein zudem mit Know-how und Spenden, um die Infrastruktur wieder aufzubauen.

AoG bietet weitere Unterstützung an

»Der Wiederaufbau von insgesamt 65 zerstörten Apotheken in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen war nicht in kurzer Zeit zu gewährleisten und ist bis heute lange noch nicht abgeschlossen«, konstatiert AoG und betont: »Betroffene Apotheken wurden und werden weiterhin beim Wiederaufbau unterstützt.«

AoG stellte zusammen mit dem Deutschen Medikamentenhilfswerk action medeor eine Containeranlage der Gemeinde Kalenborn zur Verfügung, die eine Apotheke und eine Arztpraxis beherbergt. Die dortige Apotheke sichert die pharmazeutische Versorgung im Umkreis von etwa 20 km. In einem weiteren Container in Rech – organisiert und finanziert von AoG und action medeor – wird unter anderem psychosoziale Betreuung für die traumatisierte Bevölkerung angeboten und das Bürgerbüro hat dort Obdach gefunden. Ein weiterer Container wurde der Sozialstation der Verbandsgemeinde Adenau-Altenahr in Hönningen zur Verfügung gestellt. Dieser beherbergt neben Büroräumen für die Pflegekräfte auch einen Schulungscontainer, um Pflegeschüler und pflegende Angehörige zu schulen und auszubilden.

Der Verein ist noch immer regelmäßig vor Ort, um weitere Möglichkeiten der Unterstützung zu eruieren. »Vor allem der regelmäßige Austausch mit Apothekerinnen und Apothekern, den Gruppierungen und den Menschen vor Ort ist dabei eine tragende Säule, um auch zukünftige Hilfe weiterhin bedarfsorientiert und zielgerichtet leisten zu können«, so AoG. Die Zweite Vorsitzende Petra Nolte verspricht: »Auch wenn die Katastrophe schon ein Jahr her ist, gibt es noch sehr viel zu tun und Apotheker ohne Grenzen wird noch lange beim Wiederaufbau unterstützen und für die Menschen da sein..«

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