»Apotheker haben uns vor dem Kollaps bewahrt« |
Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber möchte das Thema Arzneimittel-Lieferengpässe ganz oben auf der EU-Agenda sehen. / Foto: picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth
Die Coronavirus-Krise hat in den vergangenen Monaten nicht nur die Apotheker in Deutschland vor neue Herausforderungen gestellt. In ganz Europa mussten Pharmazeuten schnell auf die besonderen Umstände reagieren, um die sichere Versorgung mit Arzneimitteln aufrechtzuerhalten. Für Manfred Weber, Chef der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament, war das Engagement der Apotheker, aber auch der Mitarbeiter in Kliniken oder Pflegeheimen ausschlaggebend für die Bekämpfung der Pandemie. »Ihre großartige Arbeit und der enorme Einsatz haben uns vor dem Kollaps des Gesundheitssystems bewahrt«, sagte Weber.
Umso wichtiger sei es nun, gute Grundvoraussetzungen für eine sichere Versorgung zu gewährleisten. Dazu zähle vor allem die ausreichende Versorgung mit Arzneimitteln und anderen medizinischen Produkten, um »den Apothekern diese Last zu nehmen«, so der CSU-Politiker. Zuletzt hatten Lieferengpässe in den Apotheken für große Probleme gesorgt. So hatte sich die ohnehin bereits angespannte Lage im Zuge der Krise noch einmal verschärft. Weber hält die Verlagerung großer Teile der Arzneimittelproduktion in Länder außerhalb der EU für eine grundlegende Schwäche Europas. »Wir sind einer der reichsten Kontinente der Welt, aber im Zuge einer fortschreitenden Globalisierung auch einer der am stärksten abhängigen«, sagte er. Brüssel habe das Problem durchaus verstanden, nun müsse es darum gehen, in einigen essenziellen Bereichen die Autonomie zurückzugewinnen. Gelingen könne das jedoch nur, wenn alle Mitgliedstaaten an einem Strang ziehen. »Nur ein gemeinsamer, europaweiter Ansatz kann auf Dauer eine Lösung sein.«
Scharfe Kritik übte Weber an der langfristigen Etat-Planung der Europäischen Union. Um ein umfangreiches Corona-Sonderpaket mit Hilfen für angeschlagene Länder auf die Beine stellen zu können, hatte der Europäische Rat zuletzt Kürzungen unter anderem für den Bereich Gesundheit angekündigt. Dieser Vorschlag spiegele nicht die Prioritäten des Europäischen Parlaments wider, betonte der Fraktionschef. Gesundheits- und Forschungsambitionen mitten in einer Pandemie zu beschneiden, sei kein zukunftsweisender Ansatz. »Die EVP-Fraktion wird versuchen, größtmöglichen Druck auf die Mitgliedstaaten und die Kommission auszuüben, damit diese und andere Fehlentwicklungen korrigiert werden.« Zuletzt hatte sich das EU-Parlament bereits in Form einer Resolution deutlich gegen den geplanten EU-Haushalt ausgesprochen.
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