Apotheken im Aufbruch |
Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ist offen für Gespräche – sie wird zum Deutschen Apothekertag kommen. / © Imago/Andreas Gora
Eine Neuerung beim diesjährigen Apothekertag betrifft die Zeitschiene. Erstmals finden DAT und parallel die Expopharm von Dienstag bis Donnerstag (16. bis 19. September) in Düsseldorf statt. Drei Tage intensiver Antragsberatung liegen vor den Vertreterinnen und Vertretern der Kammern und Verbände.
Und noch etwas wird auffallend anders sein als in den vergangenen Jahren. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat angekündigt, persönlich zu kommen und zu den Delegierten zu sprechen. Ihr Amtsvorgänger Karl Lauterbach (SPD) hatte sich stets nur digital zuschalten lassen. Warken will zudem erste Eckpunkte ihrer geplanten Apothekenreform mitbringen und zur Diskussion stellen. Ihr Auftritt bei der DAT-Eröffnung dürfte den Ton der Debatten an den folgenden Tagen prägen.
Unabhängig von solchen Scheinwerfer-Momenten ist die politische Arbeit ein Kontinuum. Gespräche mit der Politik finden ebenso regelmäßig statt wie die internen Debatten in den Kammern und Verbänden auf Landesebene. Der Apothekertag ist so gesehen eine berufspolitische Inventur.
Die 70 Anträge in der rund 160 Seiten starken Antragsmappe sind in vier große Blöcke unterteilt: Sicherstellung der Versorgung durch Apotheken, Ausbildung und pharmazeutische Kompetenz, Rahmenbedingungen der Berufsausübung und Digitalisierung.
Zentrales Anliegen der Apothekerschaft ist die Sicherstellung der Versorgung durch Apotheken. Dazu gehört für die Apothekerinnen und Apotheker an vorderster Stelle die wirtschaftliche Stärkung in Form einer Erhöhung der Vergütung. Die Antragsmappe startet daher mit einem Leitantrag des ABDA-Vorstands zu den wesentlichen wirtschaftlichen Forderungen des Berufsstands und erinnert die Regierung an die eigenen Ankündigungen im Koalitionsvertrag: Erhöhung des Fixums einmalig auf 9,50 Euro bis zu 11 Euro in unterversorgten Gebieten sowie eine regelmäßige Dynamisierung des Honorars. Eine Reaktion des Gesetzgebers auf das »Skonto-Urteil« des Bundesgerichtshofs (BGH) wird ebenso eingefordert wie die Abschaffung von Nullretaxationen aus formalen Gründen.
Die Apotheker haben die Nullretaxationen schon lange satt und fordern eine bessere Vergütung ihrer Leistungen. Hier beim deutschlandweiten Apothekerstreik am 14. Juni 2023. / © Imago/Müller-Stauffenberg
Bundesgesundheitsministerin Warken hat betont, dass sie sich trotz der prekären finanziellen Lage der Krankenkassen an die Vorgaben des Koalitionsvertrags gebunden sieht. Ihr Auftritt in Düsseldorf wird daher mit besonderer Spannung erwartet.
Der Berufsstand möchte sich zudem zu neuen Ufern aufmachen: Die Apotheke der Zukunft steht ebenfalls ganz oben auf der Antragsagenda. Das ist kein Zufall. Denn auch wenn sich in breiten Teilen der Politik mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass für die Apotheken wirtschaftlich etwas getan werden muss, war in den vergangenen Jahren immer wieder ein latenter Vorwurf zu vernehmen: Die Apothekerschaft möge bitte nicht immer nur mit ihren Honorarforderungen vorsprechen, sondern selbst konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Versorgung vorlegen.
Das ist in Hintergrundgesprächen auch zuvor regelhaft passiert. Einer breiteren Öffentlichkeit hat die ABDA ihre Vorstellungen en detail aber erst am 9. April 2025 mit dem Positionspapier »In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke« präsentiert – gewissermaßen die Diskussionsgrundlage für die weiteren Gespräche mit der Politik. Teile des Papiers gehen auf das schon im Jahr 2014 beim Deutschen Apothekertag in München verabschiedete Perspektivpapier »Apotheke 2030« zurück.
Das Timing des Zukunftspapiers rund um die vorgezogenen Neuwahlen war gut. In ihrem Koalitionsvertrag bekennen sich Union und SPD zur inhabergeführten Apotheke vor Ort als »erste Anlaufstelle in der Gesundheitsversorgung«. Der Ausbau von Präventionsleistungen wird ebenso adressiert wie die Weiterentwicklung des Heilberufs.