Apotheken im Aufbruch |
Beim Apothekertag soll das Konzept konkretisiert werden, um Ministerin Warken bei der weiteren Ausarbeitung ihrer Apothekenreform konkrete Vorschläge an die Hand zu geben. Ein DAT-Leitantrag unter der Federführung des ABDA-Vorstands fasst vier zentrale Leistungsfelder zusammen, in denen die Apotheken sich künftig verstärkt einbringen könnten:
Die Kammer Berlin hatte in ihrem Beitrag zum Leitantrag angeregt, dass »Pharmacy first« als Versorgungsangebot zu jeder Zeit greifen soll, also nicht nur in Notfällen oder im Notdienst. Dazu zählt etwa die Abgabe einer N1-Packung, sofern es sich um ein zuvor schon einmal ärztlich verordnetes Arzneimittel der Dauermedikation handelt. Auch sollten Eltern bestimmte rezeptfreie Arzneimittel zur Behandlung akuter Erkrankungen für Kinder auch ohne Rezept von der Kasse erstattet bekommen.
Mit Blick auf die Präventionsangebote fordert die Kammer in einem anderen Antrag, dass die Kassen aktiv darüber informieren und die Apotheken explizit als Anlaufstellen nennen sollen. Hier dürften in der Debatte die Meinungen auseinandergehen, wie weit man sich mit den Ärzten anlegen möchte.
Apotheken wollen ihre Dienstleistungen, darunter die Impfangebote, ausbauen. / © Adobe Stock/d.pix
Obwohl es aus den Reihen der Ärzteschaft unverkennbar Widerstand gegen die geplante Kompetenzausweitung der pharmazeutischen Kolleginnen und Kollegen gibt, spricht aus dem DAT-Leitantrag die Überzeugung, dass sich das System zum Wohle aller entlasten lässt.
In diese Richtung zielt auch der Vorschlag, die Apotheken als erste Anlaufstellen bei Bagatellerkrankungen in der Notfallversorgung zu etablieren. Dazu sollen sie bei der Ersteinschätzung unter der Rufnummer 116 117 systematisch als Versorgungsoption subsumiert werden, etwa durch eine explizite Empfehlung bei geeigneten Symptomen. Damit ließen sich Notaufnahmen und ärztliche Bereitschaftsdienste sowie ambulante Praxen entlasten, die Versorgung beschleunigen, Kosten einsparen und die Rolle der Apotheken stärken, so die Kernargumente.
Zudem wird auf die guten Erfahrungen in anderen Ländern verwiesen, in denen die Apotheken schon heute stärker einbezogen werden. Dazu zählt insbesondere der NHS Community Pharmacist Consultation Service (CPCS) in England. Aber auch in Frankreich ist die Lotsenfunktion der Apotheken etabliert. Hervorzuheben ist noch der Vorschlag von Kammer und Verein des Saarlands, parallel zum von der Regierung geplanten Primärarztsystem ein »Hausapothekenmodell« zu etablieren, einschließlich einer »pharmazeutischen Behandlungsübereinkunft«, die die Apotheken mit den Patienten abschließen und die den Apotheker oder die Apothekerin zur umfassenden Information der Patienten verpflichtet.
Ebenfalls im Block »Sicherstellung der Versorgung« läuft ein Antrag des Apothekerverbands Westfalen-Lippe zu Maßnahmen zur Steigerung von Existenzgründungen. Diese sollen von Kampagnen und Gründerkongressen bis hin zu einem erleichterten Zugang zu Startkapital reichen.