Apotheken für mehr Primärversorgung empfohlen |
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening beim Treffen mit dem gesundheitspolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge. / © Büro Sorge
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat sich laut einer Pressemitteilung am vergangenen Freitag (8. November) mit dem gesundheitspolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge, getroffen, um über die aktuelle politische Lage und den Zustand der Arzneimittelversorgung zu sprechen. »Wir waren uns beide einig, dass wir vor riesigen Aufgaben und Herausforderungen im Gesundheitswesen stehen. Der Reformbedarf ist in vielen Versorgungsbereichen so hoch, dass wir uns einen längeren politischen Stillstand nicht erlauben können«, sagte Overwiening nach dem Gespräch.
»Ich habe darauf hingewiesen, dass sich unter der derzeitigen Leitung des BMG insbesondere in der Arzneimittelversorgung neue Baustellen ergeben haben«, fügte sie hinzu. Seit Beginn der Legislaturperiode habe man 7 Prozent der Apotheken verloren – immer mehr Menschen in Deutschland müssten somit weitere Wege zurücklegen.
Auch die Lage bei den Arzneimittel-Lieferengpässen habe sich nicht verbessert. Overwiening sagte dazu: »In beiden Bereichen hat es das BMG versäumt, wirksame Reformen auf den Weg zu bringen, die die Versorgung durch die heilberuflich geführten Apotheken vor Ort stabilisieren. Ich habe Herrn Sorge klar signalisiert, dass die Apotheken für eine stärkere Einbindung in die Primärversorgung zur Verfügung stehen – beispielsweise in der Prävention.«
Auch Sorge übte im Anschluss scharfe Kritik am Vorgehen des BMG und an dem Versuch der verbliebenen Ampel-Parteien, einige Vorhaben mit Unterstützung der Opposition umzusetzen. »In einem letzten Akt der Torschlusspanik versuchen SPD und Grüne, ihr Sammelsurium gesundheitspolitischer Restposten aus drei glücklosen Ampel-Jahren durch das Parlament zu bringen. Dass es dafür längst keine Mehrheit mehr gibt, ignorieren sie völlig«, teilte der Christdemokrat am Mittwoch mit.
Lauterbach versuche verzweifelt, am Ende der Legislatur noch Punkte für das Wahlprogramm zu sammeln. »Über seine dürftige Regierungsbilanz der letzten drei Jahre wird das nicht hinwegtäuschen können. Mit seriösen fachpolitischen Beratungen haben diese Schnellschüsse längst nichts mehr zu tun«, so Sorge.
Seine Partei werde nach einem möglichen Regierungswechsel die Vorhaben aufgreifen, die sinnvoll erscheinen. »Als Mehrheitsbeschaffer für die letzten rot-grünen gesundheitspolitischen Zuckungen steht die Union aber nicht zur Verfügung. Dieser überhastete Politikstil muss ein Ende haben, er wird der Wichtigkeit vieler Themen nicht gerecht«, stellte der Christdemokrat klar.
Am Dienstag (12. November) traf sich ABDA-Präsidentin laut einer Mitteilung der Bundesvereinigung außerdem mit dem gesundheitspolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Andrew Ullmann, zu einem Gespräch. »Unsere Themen am Dienstag waren die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen. Sowohl die Finanzierung des Versorgungsystems als auch die Auswirkungen der demographischen Entwicklung werden auch die nächste Bundesregierung intensiv beschäftigen«, erklärte Overwiening im Anschluss.
Für die kommende Bundesregierung dürften die Finanzierung des Gesundheitssystems und die demografische Entwicklung Deutschlands entscheidende Themen werden. »Herr Ullmann und ich sind uns darüber einig, dass für eine ambulante und resiliente Versorgungsstruktur, in der Patientinnen und Patienten sicher betreut und versorgt werden, freie Heilberufe die tragende Säule sind. Dementsprechend hatte die FDP auch im Rahmen der Diskussionen rund um die angestrebte Apothekenreform nicht nur koalitionsintern, sondern auch öffentlich immer wieder darauf verwiesen, dass es mit ihr keine Abkehr von der Struktur der freien Heilberufe geben wird«, so die ABDA-Präsidentin.
»In unserem Austausch ging es auch um die zukünftige Rolle der Apothekerinnen und Apotheker in der Primärversorgung«, erzählte Overwiening. »Gerade in der Pandemie und während der weiterhin andauernden Lieferengpässe haben wir bewiesen, dass die Apotheken vor Ort sehr schnell und flexibel neue und insbesondere digitale Versorgungslösungen adaptieren und für die Bevölkerung barrierefrei zugänglich machen können.«
Die ABDA kündigt an, vor der nächsten Bundestagswahl den Dialog mit den demokratischen Parteien zu intensivieren. Dabei wolle man die Abgeordneten auch für die wirtschaftliche Schieflage der Apotheken sensibilisieren.