Apotheken erwirtschaften nur noch über Selbstausbeutung Erträge |
Daniela Hüttemann |
31.05.2023 13:00 Uhr |
Mit Geschlossenheit wollen die Apotheken in Westfalen-Lippe und bundesweit am 14. Juni gegen das Kaputtsparen der Apotheken vor Ort protestieren. Sie fordern: »Apotheken stärken JETZT!« / Foto: PZ/Daniela Hüttemann
Pro abgegebener GKV-Packung verdienen die Apotheken mittlerweile nichts mehr, sondern legen 27 Cent drauf – diese unglaubliche und erschreckende Zahl hatte Dr. Frank Diener, Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover Ende April beim DAV-Wirtschaftsform in Berlin präsentiert.
Hinzu kommt: Viele Leistungen wie die Umsetzung der Rabattverträge, das Einsammeln der Patientenzuzahlungen und die Inkasso-Funktion der Apotheken für die Krankenkassen gegenüber der Hersteller werden nicht honoriert, andere wie Notdienste und Rezepturen nicht kostendeckend.
Zwar steigt der Absatz der abgegebenen Packungen, doch viele Politiker hätten immer noch nicht verstanden, dass dies nicht gleichzusetzen ist mit dem Ertrag. Wie erwirtschaften die Apotheken dann also überhaupt noch Ertrag? »Das liegt an einer großen Tendenz zur Selbstausbeutung, sowohl bei den Inhabenden als auch Mitarbeitenden«, so Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sowie der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), bei der AKWL-Kammerversammlung am heutigen Mittwoch in Münster. Sie forderte daher mehrfach in ihrem Bericht: »Apotheken stärken JETZT!«.
Zwar stehe die »Apothekenstärkung« im aktuellen Koalitionsvertrag, doch bislang habe die Ampel-Koalition eher gegenteilig gehandelt, kritisierte Overwiening. Die Apothekenzahlen sinken weiter. Erstmals seit vielen Jahren unterschritt sie im ersten Quartal dieses Jahres die Zahl von 18.000 Betrieben. Weitere Schließungen sind angekündigt – laut Overwiening könnte die Zahl bis Jahresende unter 17.500 liegen. »Wir werden kaputt gespart. Wir sind auf einem Niveau angekommen, das mir wirklich Sorge bereitet.«
Der Protesttag am 14. Juni soll erreichen, dass die gesamte Bevölkerung spürt, wie es ist, wenn die Apotheke vor Ort nicht mehr da ist – genau wie wenn kein Strom mehr aus der Steckdose kommt. Die Apotheken bräuchten die Unterstützung und den Druck der Patienten, um für ihre Versorgung zu kämpfen. Und nicht nur das: »Wir sind eine soziale Infrastruktursäule – ohne uns gäbe es in der Fläche viel weniger sozialen Frieden, denn die Menschen können immer zu uns kommen, wir sind erreichbar, wir sind Lösungsbringer«, so Overwiening, auch im Hinblick auf die unzähligen Lieferengpässe.