Pharmazeutische Zeitung online
Overwiening

Apotheken erwirtschaften nur noch über Selbstausbeutung Erträge

Die Apothekenstärkung steht zwar im Koalitionsvertrag, die Ampel-Koalition handelt aber bisher gegenteilig, kritisiert ABDA- und AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Die wirtschaftliche Lage verschlimmert sich weiter. Sie und ihre Heimatkammer forderten daher am heutigen Mittwoch energisch: »Apotheken stärken JETZT!«
Daniela Hüttemann
31.05.2023  13:00 Uhr

Pro abgegebener GKV-Packung verdienen die Apotheken mittlerweile nichts mehr, sondern legen 27 Cent drauf – diese unglaubliche und erschreckende Zahl hatte Dr. Frank Diener, Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover Ende April beim DAV-Wirtschaftsform in Berlin präsentiert.

Hinzu kommt: Viele Leistungen wie die Umsetzung der Rabattverträge, das Einsammeln der Patientenzuzahlungen und die Inkasso-Funktion der Apotheken für die Krankenkassen gegenüber der Hersteller werden nicht honoriert, andere wie Notdienste und Rezepturen nicht kostendeckend.

Zwar steigt der Absatz der abgegebenen Packungen, doch viele Politiker hätten immer noch nicht verstanden, dass dies nicht gleichzusetzen ist mit dem Ertrag. Wie erwirtschaften die Apotheken dann also überhaupt noch Ertrag? »Das liegt an einer großen Tendenz zur Selbstausbeutung, sowohl bei den Inhabenden als auch Mitarbeitenden«, so Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sowie der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), bei der AKWL-Kammerversammlung am heutigen Mittwoch in Münster. Sie forderte daher mehrfach in ihrem Bericht: »Apotheken stärken JETZT!«.

Apotheken werden weiter kaputt gespart

Zwar stehe die »Apothekenstärkung« im aktuellen Koalitionsvertrag, doch bislang habe die Ampel-Koalition eher gegenteilig gehandelt, kritisierte Overwiening. Die Apothekenzahlen sinken weiter. Erstmals seit vielen Jahren unterschritt sie im ersten Quartal dieses Jahres die Zahl von 18.000 Betrieben. Weitere Schließungen sind angekündigt – laut Overwiening könnte die Zahl bis Jahresende unter 17.500 liegen. »Wir werden kaputt gespart. Wir sind auf einem Niveau angekommen, das mir wirklich Sorge bereitet.«

Der Protesttag am 14. Juni soll erreichen, dass die gesamte Bevölkerung spürt, wie es ist, wenn die Apotheke vor Ort nicht mehr da ist – genau wie wenn kein Strom mehr aus der Steckdose kommt.  Die Apotheken bräuchten die Unterstützung und den Druck der Patienten, um für ihre Versorgung zu kämpfen. Und nicht nur das: »Wir sind eine soziale Infrastruktursäule – ohne uns gäbe es in der Fläche viel weniger sozialen Frieden, denn die Menschen können immer zu uns kommen, wir sind erreichbar, wir sind Lösungsbringer«, so Overwiening, auch im Hinblick auf die unzähligen Lieferengpässe.

50 Cent Lieferengpass-Entschädigung können nur Platzhalter sein

Das alles kann es nicht zum Nulltarif geben, sondern braucht eine faire Vergütung. Die 50 Cent pro bearbeitetem Lieferengpass, die derzeit im Gesetzentwurf stehen, hielt Overwiening beim ersten Lesen nur für einen Platzhalter – und möchte diesen Betrag weiterhin nur als einen solchen verstanden wissen. Sie will weiter für einen höheren Ausgleich kämpfen, demnächst in einer Anhörung zum ALBVVG im Gesundheitsausschuss. Die Diskrepanz zu der von der ABDA errechneten nötigen Aufwandsentschädigung in Höhe von 21 Euro ist eklatant.

»Wir haben es dem BMG mehrfach intensiv erläutert, doch der Minister hat nur gesagt, er würde ›gegebenenfalls eventuell, wenn er Bedarf sieht‹, darüber noch einmal reden«, berichtete Overwiening aus den Gesprächen in Berlin. »Hier brauchen wir ebenfalls eine angemessene Vergütung, die auch eine Wertschätzung unserer Leistung und eine Sicherung der Versorgung vor Ort ist – daher gilt auch hier: Apotheken stärken JETZT!«

Overwiening erntete an dieser und vielen weiteren Stellen ihrer flammenden Rede Standing Ovations. Der Vorstand und die Delegierten trugen geschlossen weiße Westen mit dem entsprechenden Aufdruck, die auch am 14. Juni zum Einsatz kommen sollen. Als Kammerpräsidentin durfte sie nicht zum Protest aufrufen, erinnerte aber an das Grundrecht eines jeden Bürgers, demonstrieren zu dürfen. Die Kammer will geschlossene Apotheken nicht sanktionieren, sollten Beschwerden kommen.

»Wir gehen davon aus, dass über 80 Prozent aller Apotheken dem Protestaufruf unseres Bundesverbandes ABDA folgen werden«, so Overwiening und appellierte an die Delegierten ihrer Heimatkammer: »Wir müssen auf allen Ebenen Überzeugungsarbeit leisten, dass an Apotheken sparen heißt, am falschen Ende zu sparen. Jetzt ist die Zeit, gemeinsam aufzustehen und laut zu werden.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa