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Personalnot

Apotheke als interessanten Arbeitsplatz erlebbar machen

Die Personalnot plagt viele Apothekeninhaber, aber es gibt keine Patentlösungen. Eine Option: die öffentliche Apotheke und ihre Berufe attraktiver darstellen. 
Brigitte M. Gensthaler
18.11.2022  07:00 Uhr

Nachwuchsmangel plagt nahezu alle Branchen – es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. »Daher ist die Nachwuchsgewinnung keine singuläre Aktion, sondern eine Daueraufgabe über Jahre hinweg«, sagte Dr. Christiane Eckert-Lill, ABDA-Geschäftsführerin Pharmazie, bei der Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) am Mittwoch. Es sei eine Aufgabe der Berufsorganisationen auf Bundes- und Landesebene und zudem für jede einzelne Apotheke vor Ort.

Insgesamt sind in Deutschland pro Jahr etwa 2800 bis 3000 Pharmaziestudienplätze zu besetzen und es gibt regelmäßig mehr Bewerber als Plätze. Die Auslastung der Institute liegt bei etwa 100 Prozent im ersten Semester. Dennoch werden keineswegs 2800 bis 3000 Approbationen pro Jahr erteilt. Im Jahr 2021 gab es 2390 Approbationen, davon hatten 545 Personen eine ausländische Ausbildung. Das entspricht einer Approbationsquote von etwa 66 Prozent (ohne die Approbationen mit ausländischem Abschluss) und somit einer Schwundquote von 34 Prozent.

Beim PTA-Beruf sieht es nicht besser aus. Die Zahl der PTA-Schüler gehe seit Jahren zurück, scheine sich aktuell aber zu stabilisieren, so Eckert-Lill. Gleichwohl gelte der PTA-Beruf – im Gegensatz zum Apotheker – nicht als Engpassberuf.

Die ABDA bietet auf ihrer Homepage ausführliche Informationen über die Berufe in der Apotheke sowie Info- und Arbeitsmaterial für Schülerpraktika, Famulatur und Pharmazeuten im Praktikum. Eckert-Lill erinnerte an den Antrag der Apothekerkammer Nordrhein zur Entwicklung eines Aktionsplans Fachkräftemangel, der kürzlich beim Deutschen Apothekertag angenommen wurde.

Anregende Praktika anbieten

In der angeregten Diskussion rief der bayerische Kammerpräsident Thomas Benkert die Kollegen auf, ihre Apotheke attraktiv darzustellen. Wer Schülern und Studierenden in Praktika vielfältige spannende Aufgaben gibt, mache die Apotheke als interessanten Arbeitsplatz lebendig.

Das unterstrich Fabian Brückner als Beauftragter für Lehre und Studium des BPhD (Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland). »Die Famulatur ist unglaublich wichtig ist, um Lust auf die Apotheke zu bekommen. Famulanten müssen erleben, dass ein Apotheker seinen Beruf toll findet und warum es sich lohnt, Apotheker zu sein. Jammern schafft keine Motivation.«

Junge Leute müssten jedoch eine intrinsische Motivation entwickeln, um sich so ein anspruchsvolles Studium anzutun, sagte der Würzburger Pharmaziestudent. Der Großteil der Studienabbrecher gehe im ersten Semester verloren, vor allem weil das Studium ganz anders als erwartet und sehr schwer ist. Genauere Gründe für den Studienabbruch kenne der BPhD aber auch nicht, weil die Leute nicht mehr erreichbar sind. Der Bundesverband fordere 30 Prozent mehr Studienplätze, eine gute Ausstattung der Lehre und die Besetzung aller vorhandenen Professuren.

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