Aphria und Tilray fusionieren |
| Ev Tebroke |
| 17.12.2020 15:00 Uhr |
Medizinalhanf: Hierzulande betreibt Aphria Deutschland die erste legale Produktionsanlage für medizinisches Cannabis. / Foto: istockphoto/BurAnd
Im globalen Markt der Cannabis-Produktion könnte bald ein neuer Megakonzern die Marktführerschaft übernehmen: Die kanadischen Unternehmen Aphria und Tilray haben am 16. Dezember ihre Pläne zur Fusion bekannt gegeben. Die Transaktion soll im zweiten Quartal 2021 über die Bühne gehen, teilten beide Unternehmen mit. Laut Finanzdienstleister Bloomberg wird sich durch den Zusammenschluss der Eigenkapitalwert auf umgerechnet rund 3,1 Milliarden Euro erhöhen, die zusammengelegten Jahresumsätze dürften auf knapp 564 Millionen Euro anwachsen (874 Millionen kanadische Dollar). Das neue Schwergewicht, das künftig unter dem Namen Tilray firmieren soll, würde den aktuellen Marktführer Canopy Growth überholen.
Der Cannabis-Markt ist grundsätzlich ein stark boomender Geschäftszweig. Immer mehr US-Staaten legalisieren den Konsum. Und in Europa wird in immer mehr Ländern medizinisches Cannabis in der Arzneimitteltherapie eingesetzt. Den Zusammenschluss begründet Aphria-CEO Irwin Simon damit, dass eine Expansion außerhalb Kanadas notwendig sei. Und Tilray sei für internationale Aktivitäten die richtige Antwort darauf. Tilray ist in Lateinamerika, Australien, Neuseeland aktiv. In Europa betreibt der Konzern eine Cannabis-Produktionsanlage in Portugal.
In Deutschland hat Aphria in den letzten Monaten eine Produktionsanlage für Medizinalhanf hochgezogen. Das Werk im schleswig-holsteinischen Neumünster ist hierzulande die erste legale Indoor-Plantage ihrer Art. Auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern soll ab 2021 die Cannabisproduktion für den deutschen Arzneimittelmarkt anlaufen. Über die nächsten vier Jahre darf die Aphria Deutschland GmBH im Auftrag des Bundesinstituts für Arzneimittel- und Medizinprodukte (BfArM) jährlich eine Tonne Cannabis für medizinische Zwecke anbauen. Neben Aphria haben noch zwei weitere Unternehmen den BfArM-Zuschlag für den Anbau in Deutschland erhalten: das kanadische Unternehmen Aurora sowie das Berliner Start-up Demecan. Bislang importiert Deutschland die Cannabis-Blüten aus dem Ausland.
In Deutschland ist seit März 2017 die Verordnung von medizinischem Cannabis zu therapeutischen Zwecken auf Rezept erlaubt.