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Sprunghafter Anstieg von Betrugsfällen
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AOK Nordost warnt vor Rezeptfälschungen

Erst kürzlich warnte die die Münchener Staatsanwaltschaft vor zunehmenden Rezeptfälschungen und rief Apotheken zu erhöhter Wachsamkeit auf. Nun weist auch die AOK Nordost auf einen sprunghaften Anstieg von Fälschungen bei onkologischen Präparaten und einem Allergie-Medikament hin.
AutorKontaktMelanie Höhn
Datum 18.12.2025  17:00 Uhr

Vor wenigen Wochen informierte die Staatsanwaltschaft München, dass Betrugsfälle mit Rezepten in Apotheken seit Ende 2023 immer mehr zunehmen. Nun schlägt auch die AOK Nordost Alarm und rät Apotheken zu besonderer Achtsamkeit während der bevorstehenden Feiertage.

Betrüger könnten die schlechtere Erreichbarkeit von Arztpraxen um den Jahreswechsel nutzen und wieder verstärkt Papierrezept-Fälschungen in Umlauf bringen. An die Arztpraxen appelliert die AOK Nordost, wo es möglich ist, auf E-Rezept zu verordnen und Papierrezepte diebstahlsicher zu lagern.

Fälschungsquote 100 Prozent bei Caprelsa® 300 mg

»Apotheken sollten insbesondere Verordnungen auf das onkologische Präparat Caprelsa® 300 mg und auf das Allergie-Medikament Ragwizax® sorgfältig prüfen«, rät Julia Goldmann, Beratungsapothekerin bei der AOK Nordost. »Hier beträgt die Fälschungsquote 100 Prozent, das heißt, jedes der bisher bei uns abgerechneten Papierrezepte war eine Fälschung.«

Bei Caprelsa konnten bisher 20 Rezeptfälschungen aufgedeckt werden, sagte Dirk Becker, Pressesprecher der AOK Nordost auf Nachfrage der PZ. Die meisten davon seien in Apotheken in Baden-Württemberg eingelöst worden. Aber auch in Hessen, Berlin, Schleswig-Holstein und Hamburg wurden gefälschte Rezepte eingereicht und mit der AOK Nordost abgerechnet.

Bei Ragwizax PZN 15408379 (N1 Packung) seien bisher 56 Rezeptfälschungen verzeichnet worden, von denen die meisten in Berliner Apotheken eingelöst wurden, einige wenige aber auch in Apotheken in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Bei Ragwizax PZN 15408362 (N3 Packung) seien 25 Rezeptfälschungen aufgedeckt worden. Auch seien die meisten in Berliner Apotheken, vereinzelt aber auch in Brandenburg und Sachsen, eingelöst worden, so Becker.

Insgesamt betreffe das Problem 91 verschiedene Apotheken im Bundesgebiet. Der allein durch die Rezeptfälschungen bei diesen beiden Präparaten verursachte Schaden liegt laut Dirk Becker bei der AOK Nordost momentan bei 140.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft und polizeiliche Ermittlungsbehörden seien eingebunden. Die Ermittlungen laufen und erstrecken sich auf mehrere Bundesländer.

91 Apotheken im Bundesgebiet betroffen

Rezeptfälschungen können schnell hohe finanzielle Verluste bei den Krankenkassen verursachen: So liegen die Kosten für Caprelsa 300 mg bei rund 4760 Euro, bei Ragwizax bei rund 350 Euro pro Packung. Der AOK Nordost ist allein von Januar bis Oktober 2025 bereits ein Verlust von 755.000 Euro durch Rezeptfälschungen entstanden. »Wenn wir die aktuelle Fälschungswelle nicht stoppen, kann daraus schnell eine Million werden«, fügte Julia Goldmann hinzu. »Und das betrifft nur die AOK Nordost. Man kann sich vorstellen, welchen finanziellen Schaden Rezeptfälscher der Gesamtgemeinschaft der gesetzlich Krankenversicherten jährlich zufügen.«

Die größten finanziellen Verluste haben dabei gefälschte Rezepte für folgende Präparate verursacht: Alecensa, Braftovi, Caprelsa, Fentanyl, Lenvima, Lonsurf, Mekinist, Mektovi, Mounjaro, Orserdu, Ozempic, Ragwizax und Tukysa.

Achtsamkeit bei Papierrezepten

Rezeptfälschungen treten bundesweit auf, daher sei in allen Apotheken bei Vorlage von Papierrezepten besondere Wachsamkeit erforderlich. Apothekenmitarbeitende sollten sich vor der Abgabe folgende Fragen stellen: Ist die Verordnungsmenge plausibel oder ungewöhnlich hoch? Beliefert die Apotheke regelmäßig solche Rezepte aus dieser Praxis oder handelt es sich um besonders ungewöhnliche, hochpreisige Arzneimittel, die die Apotheke noch nie beliefert hat? Ist die Apotheke mit dem Kunden vertraut?

»Bei ihnen unbekannten Kunden sollten sich Apothekenmitarbeitende außerdem immer die Versichertenkarte zeigen lassen, wenn diese mit Papierrezepten kommen. Insbesondere, wenn auf diesen Rezepten hochpreisige Präparate oder Medikamente wie Ozempic® und Mounjaro® verordnet sind«, empfiehlt Goldmann. Rezeptfälscher würden Medikamente häufig telefonisch vorbestellen. »Bei einer telefonischen Vorbestellung sollte die Apotheke darauf hinweisen, dass sie bei Abholung die Versichertenkarte prüfen wird«.

Polizei und Krankenkasse informieren Vermuten Apotheken eine Fälschung, sollten sie sich bei der Arztpraxis rückversichern, ob der Patient oder die Patientin bekannt ist. Sei dies nicht der Fall, sollten sie direkt die Polizei informieren und sich unmittelbar mit der zuständigen Krankenkasse in Verbindung setzen. Im Gesundheitspartner-Portal der AOK Nordost würden Informationen zu Rezeptfälschungen für Apotheken bereitgestellt sowie Rezeptfälschungsmerkmale regelmäßig aktualisiert.

 

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