Antibiotika vor Immuntherapie verringern Überlebenschance |
Daniela Hüttemann |
16.09.2019 09:45 Uhr |
Erste Daten deuten daraufhin, dass sich eine Antibiotika-Behandlung vor einer geplanten Immuntherapie bei Krebs dramatisch auf die Überlebenschancen auswirken könnte. / Foto: Adobe Stock/Elnur Amikishiyev
Forscher um Erstautor Dr. David J. Pinato vom Imperial College London wollten herausfinden, ob sich eine Antibiotikagabe vor oder während einer Immuntherapie gegen den Tumor auf das Ergebnis der Krebstherapie auswirkt. Dazu rekrutierten sie für eine prospektive Beobachtungsstudie Patienten mit verschiedenen Krebsarten, die einen Checkpoint-Inhibitoren erhielten und in den 30 Tagen vor Beginn oder parallel zur Immuntherapie ein Breitspektrumantibiotikum aufgrund einer Infektion bekommen hatten, hauptsächlich aufgrund von Atemwegsinfekten. Als Vergleich dienten Krebspatienten mit Checkpoint-Inhibitor-Therapie, die keine Antibiotika erhalten hatten. Insgesamt nahmen an der Studie 196 Krebspatienten teil.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass eine antibiotische Vorbehandlung die Überlebenschance dramatisch verschlechterte, unabhängig von der Tumorstelle und der Krankheitslast. So überlebten die vorbehandelten Patienten im Schnitt nur zwei Monate, während es ohne Antibiotika 26 Monate waren (Hazard Ratio 7,4; 95% CI, 4,3-12,8; P < .001). Eine parallel verlaufende Antibiose hatte dagegen keine statistisch signifikanten Auswirkungen auf das Gesamtüberleben (Hazard Ratio 0,9; 95% CI, 0,5-1,4; P = .76). Auch war das Risiko deutlich erhöht, dass die Patienten nicht auf die Immuntherapie ansprachen (21 von 26 [81%] versus 66 von 151 [44%], P < .001). Es machte keinen Unterschied, was für ein Antibiotikum eingesetzt wurde.
Die relativ geringe Probandenzahl schränkt die Aussagekraft der Studie jedoch ein, sodass größere Studien einen entsprechenden Zusammenhang noch verifizieren müssen. Hier besteht dringender Forschungsbedarf, sodass sich bessere Empfehlungen für das Timing einer Antibiotikatherapie bei Krebspatienten machen lassen.
Die Wissenschaftler vermuten, dass die schlechte Performance der Checkpoint-Inhibitoren an einer veränderten bakteriellen Darmbesiedlung durch die vorherige Antibiotikagabe liegt. Hilfreiche Bakterien für die Immunabwehr könnten dezimiert werden. Das Darmmikrobiom der Patienten haben die Forscher jedoch nicht analysiert.
»Eine Immuntherapie gegen Krebs kann bei rund 20 Prozent der Patienten erfolgreich sein, es ist jedoch schwierig vorauszusagen, wer profitieren wird«, erklärt Studienleiter Pinato in einer Pressemitteilung seiner Universität. Die Arbeit zeige, dass Antibiotika das Ergebnis beeinflussen können. Wenn man ein gutes Mikrobiom hat, stehen die Chancen besser, dass das eigene Immunsystem Krebszellen besser bekämpfen kann, so die Vermutung.