Amivantamab vor der Zulassung |
Sven Siebenand |
19.10.2021 09:00 Uhr |
Trotz vieler Medikamente gibt es immer noch einen medizinischen Bedarf für neue Lungenkrebsmedikamente. Amivantamab könnte eines der nächsten werden. / Foto: Adobe Stock/seksan94
Das EMA-Gremium schlägt vor, Amivantamab (Rybrevant®, Janssen-Cilag) als Monotherapie zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem nicht kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) mit epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor-(EGFR)-Exon-20-Insertionsmutationen zuzulassen. Der Antikörper soll aber erst nach Versagen einer platinbasierten Chemotherapie zum Einsatz kommen. In den USA ist das intravenös zu verabreichende Präparat bereits seit einigen Monaten zugelassen.
EGFR-Mutationen, die den Krebs fördern, indem sie unkontrolliertes Wachstum und Teilung von Tumorzellen verursachen, gehören zu den häufigsten Mutationen beim NSCLC. Ein Krebs, der durch EGFR-Exon-20-Insertionmutationen ausgelöst wird, ist oft deutlich weniger empfindlich gegenüber der Behandlung mit EGFR-Tyrosinkinasehemmern. Ein Arzneistoff, der bei dieser Mutation wirksam ist, wäre daher also sehr wünschenswert.
Amivantamab ist ein bispezifischer Antikörper, der sowohl auf EGFR als auch auf den mesenchymalen epithelialen Übergangsfaktor (MET) abzielt. In In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen konnte Amivantamab die EGFR- und MET-Signalübertragung durch Blockieren der Ligandenbindung unterbrechen. In Exon-20-Insertionsmutations-Modellen kam es zur Degradation von EGFR und MET. Das Vorhandensein von EGFR und MET auf der Oberfläche von Tumorzellen ermöglicht auch das Targeting dieser Zellen durch Immuneffektorzellen, etwa natürliche Killerzellen und Makrophagen, was zum Zelltod der Tumorzellen führt.
In einer einarmigen Studie mit 81 NSCLC-Patienten mit EGFR-Exon-20-Insertionsmutationen, deren Krankheit während oder nach einer platinbasierten Chemotherapie fortgeschritten war, konnte Amivantamab überzeugen: Die Gesamtansprechrate betrug immerhin 40 Prozent, die mediane Ansprechdauer lag bei 11,1 Monaten, wobei 63 Prozent der Patienten eine Ansprechdauer von sechs Monaten oder mehr aufwiesen.
Die häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren Hautausschlag, infusionsbedingte Reaktionen, Nageltoxizität, Hypoalbuminämie, Ödeme, Müdigkeit, Stomatitis, Übelkeit und Verstopfung. Über die Zulassung wird in den nächsten Wochen die EU-Kommission befinden.