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Anticholinerge Nebenwirkungen

Am besten vermeiden, möglichst lindern

Sehstörungen, trockener Mund, Probleme beim Wasserlassen: Das können unerwünschte Effekte einer anticholinergen Medikation sein. Wie können Apotheker solche Nebenwirkungen erkennen und welche Optionen gibt es dann?
David Czock
Laura K. Lepenies
Hanna M. Seidling
06.08.2023  08:00 Uhr

Vier Handlungsmöglichkeiten

Bei wahrscheinlich anticholinerg bedingten UAW kann das Apothekenteam in der Regel vier Handlungsmöglichkeiten mit dem verschreibenden Hausarzt besprechen:

  • absetzen,
  • ersetzen,
  • Dosis anpassen und
  • Monitoring.

Das Absetzen oder Ersetzen von Anticholinergika erfordert selbstverständlich eine kritische Überprüfung der Indikation. Ein abruptes Absetzen ist zudem in vielen Fällen nicht zu empfehlen, da Entzugssymptome und Rebound-Effekte auftreten können, zum Beispiel Unruhe und Schlafstörungen nach Absetzen von Trizyklika wie Amitriptylin. Die geplante schrittweise Dosisreduktion bis zum Absetzen des Wirkstoffs wird auch als »Deprescribing« bezeichnet: ein geplantes Ausschleichen eines nicht (mehr) indizierten oder riskanten Arzneimittels unter professioneller Überwachung. Deprescribing von anticholinergen Wirkstoffen ist komplex, da Ausschleichschemata patientenindividuell erstellt und der Absetzversuch engmaschig pharmazeutisch-medizinisch gesichert werden sollte. Dieser Schritt liegt natürlich in der Therapiehoheit des Arztes; allerdings kann eine verstärkte interprofessionelle Zusammenarbeit im Alltag vorteilhaft sein.

Muss die Therapie bestehen bleiben, sollten möglichst risikoärmere Wirkstoffe bevorzugt werden. Idealerweise gibt es Wirkstoffe ohne anticholinerges Potenzial, aber auch schwächere Anticholinergika kommen in Betracht.

Alternativ oder zusätzlich kann der Arzt eine Dosisreduktion erwägen. Werden weiterhin Wirkstoffe mit einer hohen anticholinergen Last eingenommen, sollten die Patienten gegebenenfalls auf potenzielle Nebenwirkungen aufmerksam gemacht und dafür sensibilisiert werden. Eventuell ist es sinnvoll, Angehörige oder Pflegende einzubeziehen und auf ein Monitoring von möglichen Nebenwirkungen hinzuweisen (4).

In der Selbstmedikation zu beachten

Natürlich gibt es auch apothekenpflichtige Wirkstoffe mit anticholinergen Eigenschaften, sodass sich auch hier anticholinerge Effekte summieren können (Fallbeispiel).

Grundsätzlich sollte das Apothekenteam, insbesondere bei älteren Patienten, immer Arzneimittel mit einem geringen anticholinergen Potenzial empfehlen. Bei einer Allergie sind dies Antihistaminika der zweiten Generation. Bei gastrointestinalen Beschwerden und leichten Schlafstörungen sollten pflanzliche Präparate bevorzugt werden (16). Auch wenn der spasmolytische Wirkstoff Butylscopolamin aufgrund seiner chemischen Eigenschaften die Blut-Hirn-Schranke vermutlich nicht passieren kann und daher eher keine zentrale anticholinerge Wirkung auslöst, können periphere anticholinerge UAW auftreten (17).

Der Enkephalinase-Hemmer Racecadotril ist eine mögliche Alternative bei akuter Diarrhö für Patienten, die bezüglich anticholinerger Effekte gefährdet sind. Loperamid gilt aufgrund seiner Wirkweise als Agonist an peripheren Opioid-Rezeptoren und kann darüber anticholinerge Nebenwirkungen anderer Arzneimittel verstärken, zum Beispiel Harnretention. Tabelle 4 gibt einen Überblick über Wirkstoffe aus dem OTC-Bereich mit anticholinergen Eigenschaften und stellt Alternativen dar.

Indikation Anticholinergika stark Anticholinergika schwach Mögliche Alternativen
Allergie Clemastin, Dimetinden, Triprolidin Azelastin, Cetirizin, Ketotifen, Loratadin
Schnupfen Chlorphenamin, Doxylamin (Kombinationsarzneimittel) Oxymetazolin, Xylometazolin
gastrointestinale Beschwerden Dimenhydrinat, Diphenhydramin pflanzliche Präparate
leichte Schlafstörungen Diphenhydramin, Doxylamin pflanzliche Präparate
leichte Krämpfe im Magen-Darm-Trakt, Reizdarmsyndrom Butylscopolamin pflanzliche Präparate
akute Diarrhö Loperamid Racecadotril
Tabelle 4: OTC-Anticholinergika sowie Alternativen (16, 33)
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