Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Metaanalyse

Alzheimer-Antikörper lassen das Gehirn schrumpfen

Lecanemab und andere Antikörper, die zum Abbau von β-Amyloid-Plaques führen, sind das, was man bei Alzheimer-Demenz noch am ehesten als mögliche Hoffnungsträger bezeichnen könnte. Jetzt macht eine hochrangig publizierte Studie auf eine beunruhigende Nebenwirkung der Substanzen aufmerksam.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 31.03.2023  07:00 Uhr
Alzheimer-Antikörper lassen das Gehirn schrumpfen

Im Fachjournal »Neurology« berichtet ein Team um Dr. Francesca Alves von der University of Melbourne in Australien über die Ergebnisse eines systematischen Reviews mit Metaanalyse zur Wirkung von Anti-Amyloid-Wirkstoffen auf das Hirnvolumen. Demnach führen gegen β-Amyloid (Aβ) gerichtete monoklonale Antikörper bei Patienten mit der Alzheimer-Vorstufe leichte kognitive Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment, MCI) zu einer beschleunigten Abnahme des Hirnvolumens.

Auch bei Alzheimer-Demenz schrumpft das Gehirn. Bei Patienten, die mit Anti-Aβ-Antikörpern behandelt werden, laufe dieser Prozess aber schneller ab, sodass sie in puncto Hirnvolumenverlust etwa acht Monate »Vorsprung« vor unbehandelten Patienten hätten, heißt es sinngemäß in der Publikation.

Von den Anti-Aβ-Antikörpern ist nach dem Aus von Aducanumab (Aduhelm® von Biogen und Eisai) derzeit Lecanemab der heißeste Kandidat für eine Zulassung in der EU. Dicht auf den Fersen ist ihm Donanemab von Eli Lilly. In den USA erteilte die Aufsichtsbehörde FDA Lecanemab, das wie Aducanumab Biogen und Eisai entwickelt haben und dort unter dem Handelsnamen Leqembi™ vertreiben, Anfang Januar 2023 die Zulassung in einem beschleunigten Verfahren.

Diese Entscheidung war jedoch umstritten. Denn für Lecanemab konnte in der zulassungsrelevanten Studie bei Patienten mit MCI zwar eine gewisse Bremswirkung auf den Verlauf der Erkrankung nachgewiesen werden. In der Studie waren aber bestimmte Auffälligkeiten auf Magnetresonanztomografie- (MRT-)Aufnahmen des Gehirns (Amyloid-related Imaging Abnormality, ARIA) unter Lecanemab signifikant häufiger als unter Placebo.

Besteht ein Zusammenhang zwischen ARIA und Volumenverlust?

ARIA sind eine bekannte Nebenwirkung von Anti-Aβ-Antikörpern. Sie können sich als Ödeme oder Mikroblutungen im Gehirn darstellen, die bei Hirnscans sichtbar sind, meist aber keine Symptome machen. Als mögliche Ursache wird folgender Mechanismus diskutiert: Bei Patienten im Frühstadium der Alzheimer-Erkrankung kann es zu einer zerebralen Amyloid-Angiopathie (CAA) kommen, die durch Ablagerungen von Aβ-Plaques in der Wand von Blutgefäßen im Gehirn gekennzeichnet ist. Werden nun die Aβ-Plaques durch einen therapeutischen Antikörper beseitigt, kann das die Blutgefäße destabilisieren und durchlässiger machen.

Laut Alves und Kollegen könnten ARIA im Zusammenhang mit dem beobachteten Antikörper-assoziierten Volumenverlust stehen. In zwei großen Studien sei eine Behandlung mit Lecanemab in der mittlerweile in den USA zugelassenen Dosis innerhalb von 18 Monaten mit einem 28 Prozent höheren Volumenverlust als unter Placebo verbunden gewesen – in Millilitern ausgedrückt waren das 5,2 ml.

Zudem war die Gabe von Anti-Aβ-Antikörpern mit einer Vergrößerung der Hirnventrikel assoziiert. Hirnventrikel sind mit Liquor gefüllte Hohlräume im Gehirn. Ihr Volumen kann zunehmen, wenn das benachbarte Hirngewebe atrophiert. In der Metaanalyse, die insgesamt 31 Studien einschloss, waren diejenigen Antikörper mit den höchsten ARIA-Raten auch mit größeren Volumenzunahmen der Ventrikel assoziiert. Lecanemab in der zugelassenen Dosis bewirkte eine Vergrößerung der Ventrikel um 36 Prozent (1,9 ml) verglichen mit Placebo.

»Als wir diese Daten zusammenfügten, war ich schockiert«, wird Professor Dr. Scott Ayton, Seniorautor der Studie, auf der Nachrichtenseite des Fachjournals »Science« zitiert. Er sehe zwischen ARIA und der Abnahme des Hirnvolumens folgenden – noch unbewiesenen – Zusammenhang: ARIA zeigten auf Hirn-MRT Anzeichen einer Entzündung und es sei »unstrittig, dass eine Neuroinflammation zu Neurodegeneration führen kann«. Er vermute, dass bei Patienten, die unter einer Anti-Aβ-Therapie ARIA entwickeln, später das Hirnvolumen entzündungsbedingt abnehme, sodass sich die Hirnventrikel mit mehr Flüssigkeit füllten.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa