Alzheimer-Antikörper lassen das Gehirn schrumpfen |
Annette Rößler |
31.03.2023 07:00 Uhr |
In dem »Science-News«-Artikel kommen verschiedene andere Experten zu Wort, die diese Sorge teilen, aber auch Lecanemab-Hersteller Eisai, der beschwichtigt: In der Zulassungsstudie sei zwar bei Teilnehmern unter Lecanemab ein stärkerer corticaler Volumenverlust eingetreten als unter Placebo. Dies sei aber womöglich auf die Beseitigung von Aβ und einer damit einhergehenden Abnahme der Entzündung zurückzuführen. Gemäß dieser Theorie wären ARIA also womöglich nicht mit einer Entzündung assoziiert, sondern im Gegenteil mit deren Rückgang.
Wie »Science News« berichtet, fiel der FDA der Volumenverlust zwar auf, man habe diesen Befund bei der Behörde aber angesichts der erwünschten Wirkung des Antikörpers – einer nachgewiesenen Verlangsamung des kognitiven Abbaus – in seiner klinischen Bedeutung als fragwürdig eingestuft. Ayton und andere Wissenschaftler kritisieren dagegen, dass es noch viel zu wenig publizierte Daten dazu gebe, wie sich der Volumenverlust klinisch und kognitiv für die Patienten auswirkt.
Es bleibt abzuwarten, wie es mit Lecanemab in den USA und Europa weitergeht. Eisai und Biogen haben bei der FDA weitere Daten eingereicht, die eine Umwandlung der beschleunigten Zulassung in eine reguläre Zulassung rechtfertigen sollen. Im Juli soll darüber entschieden werden. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat im Januar dieses Jahres damit begonnen, den Zulassungsantrag für Lecanemab zu prüfen.
Gut möglich, dass die EMA auch bei diesem Antikörper wieder kritischer ist als die FDA. Die Zulassung von Aducanumab hatte die europäische Behörde anders als die US-amerikanische bereits von vorneherein verweigert. Allerdings war den Herstellern bei Aducanumab im Gegensatz zu Lecanemab nicht der Nachweis gelungen, dass sich der Rückgang der Aβ-Plaques auch klinisch auf die Kognition und die Alltagstauglichkeit der Patienten auswirkt.