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Erkältungen

Aktive Kinder wohl unempfindlicher gegen Infekte

Je mehr Kinder laufen und sich bewegen, desto seltener stecken sie sich mit Atemwegsinfekten an. Diesen Zusammenhang zeigte eine polnische Studie, die Schrittzahlmessungen berücksichtigte.
Christina Hohmann-Jeddi
24.01.2023  18:00 Uhr

Um zu untersuchen, wie sich körperliche Aktivität auf die Infektanfälligkeit bei Vorschulkindern auswirkt, hatte ein Team um Katarzyna Ostrzyżek-Przeździecka von der Universität Warschau in Polen 104 Kinder aus der Region mit einem Schrittzähler ausgestattet. Die Probanden waren zwischen vier und sieben Jahre alt und trugen den Schrittmesser durchgängig für 40 Tage. Zusätzlich hatte das Team in einem Zeitraum von 60 Tagen täglich die Symptome von Atemwegserkrankungen von den Eltern der Kinder erfragt und auch bisherige Impfungen, Sportaktivitäten, Geschwisterzahl und mögliche Expositionen gegenüber Tabakrauch und Tierhaaren erfasst.

Die Untersuchung ergab einen klaren Zusammenhang: Mit je 1000 Schritten, die die Kinder machten, ging die Zahl der Tage mit Atemwegssymptomen im 60-Tage-Zeitraum durchschnittlich um 4,1 zurück. Das berichten die Forschenden um Ostrzyżek-Przeździecka im Fachjournal »Pediatric Research«. Zusätzlich wirkte es sich günstig aus, wenn Kinder drei oder mehr Stunden wöchentlich Sport machten.

Ein hoher Aktivitätsgrad zu Beginn der Studie war mit einer vergleichsweise niedrigen Zahl an Tagen mit Atemwegsinfektionen verbunden. So hatten 47 Kinder mit niedrigem Aktivitätslevel, die im Schnitt täglich 5668 Schritte in den ersten zwei Untersuchungswochen machten, in den folgenden sechs Wochen zusammen an 947 Tagen Erkältungssymptome. Bei 47 Kindern, die im Schnitt 9368 Schritte täglich machten, waren es zusammen 724 Tage mit Symptomen. Bei den anderen untersuchten Faktoren wie Geschwisterzahl oder Tabakrauch-Exposition fanden die Forschenden keine Assoziationen mit der Infektanfälligkeit.

Den Autoren zufolge könnte durch mehr körperliche Aktivität bei Vorschulkindern deren Infektionsrisiko reduziert werden. Eltern sollten ihre Kinder daher zu mehr Sport und anderer Bewegung motivieren, raten sie. Die Ursache für den protektiven Effekt könnte sein, dass körperliche Aktivität die Level an proinflammatorischen Zytokinen senkt, die mit einer chronischen Entzündung zusammenhängen. Zudem könnten von Skelettmuskeln freigesetzte extrazelluläre Vesikel, die neueren Erkenntnissen zufolge das Immunsystem modulieren können, hier eine Rolle spielen.

Die genauen Mechanismen sollten noch weiter untersucht werden, schreiben die Autoren. Sie weisen zudem darauf hin, dass es sich bei der Untersuchung um eine Beobachtungsstudie handelt, die Assoziationen entdecken, aber keine kausalen Zusammenhänge belegen kann.

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